Save the Children Deutschland e.V.
Noch immer 7000 ausländische Kinder in Camps in Nordostsyrien
Trotz deutlicher Steigerung der Rückführungen 2022
Berlin/Amman (ots)
In den Lagern in Nordostsyrien sitzen noch immer fast 7000 Kinder mit ausländischer Staatsangehörigkeit fest - trotz eines deutlichen Anstiegs der Rückführungen in diesem Jahr. Diese und alle anderen Mädchen und Jungen in den Camps sind täglich Gewalt ausgesetzt und leben unter katastrophalen Bedingungen.
2022 wurden insgesamt 517 Frauen und Kinder aus den Camps in ihre Heimatländer gebracht, das waren 60 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Bundesregierung holte elf Kinder und fünf Frauen deutscher Staatsangehörigkeit zurück. Vor allem Frauen und Kinder hausen seit dem Zusammenbruch der IS-Herrschaft 2019 dicht gedrängt in den Lagern Al Hol und Roj im Nordosten Syriens.
Save the Children begrüßt die Zunahme der Rückholaktionen, fordert aber zugleich größere Anstrengungen für die in den Lagern verbliebenen Kinder. Sie haben im Jahr 2022 ein noch nie dagewesenes Ausmaß an Gewalt erlebt. Im Durchschnitt wurden in den Camps mehr als zwei Menschen pro Woche getötet. Erst im November wurden zwei ägyptische Mädchen im Alter von 12 und 15 Jahren getötet, ihr jüngerer Bruder wird vermisst. Bei Verkehrsunfällen, die in den Lagern wegen fehlender Straßen häufig vorkommen, wurden allein in diesem Herbst zwei Kinder getötet und drei weitere verletzt.
"Wir dürfen keine Zeit verlieren. Diese Kinder sind unter entsetzlichen Bedingungen eingesperrt und täglich großen Gefahren ausgesetzt", sagt Matt Sugrue, Leiter der Programmarbeit von Save the Children in Syrien. "Bei dem aktuellen Tempo der ausländischen Regierungen werden einige Kinder erwachsen sein, bevor sie diese Lager verlassen und in ihre Heimat zurückkehren können. Viele Länder haben gezeigt, dass eine Rückführung möglich ist."
Das Vorgehen ausländischer Regierungen ist unterschiedlich: Während einige Länder die Kinder zusammen mit ihren Müttern zurückholten, nahmen andere nur die Kinder auf. Andere Länder haben noch keine Entscheidung über die Rückholung ihrer Staatsangehörigen getroffen. Anfang des Jahres hatte Save the Children gewarnt, dass es bis zu 30 Jahre dauern würde, alle in den beiden Lagern untergebrachten ausländischen Kinder zurückzubringen, wenn die Rückführungsrate sich im Vergleich zu 2021 nicht erhöhe.
Ahmad* ist ein elfjähriger russischer Junge, der seit fünf Jahren mit seiner Mutter und seinen Geschwistern im abgetrennten Teil des Al-Hol-Camps lebt. Ahmads bester Freund wurde als eines von 38 Kindern ohne Eltern vor zwei Monaten nach Russland zurückgeführt. Ahmad erhielt von seinem Freund ein Video, das ihn in einem Park in Russland zeigt, mit sauberer Kleidung. Seine Mutter berichtete Save the Children, dass Ahmad sich wünschte, ebenfalls ein Waisenkind zu sein, damit auch er ausreisen könnte.
Save the Children ist seit 2012 in Syrien tätig. In den Lagern Al Hol und Roj unterstützt die Organisation Maßnahmen im Bereich Kinderschutz. Dazu zählen auch Freizeitaktivitäten wie Sport, Musik, Kunst und Geschichtenerzählen, die mit psychosozialer Unterstützung einhergehen. Save the Children bietet außerdem eine spezielle Fallbetreuung für Kinder mit besonderen Bedürfnissen an sowie Ernährungs- und Bildungsangebote.
*Namen zum Schutz geändert
Über Save the Children
Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin und Kinderrechtlerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in rund 120 Ländern tätig. Save the Children setzt sich ein für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen. Für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet, in der alle Kinder gesund und sicher leben sowie frei und selbstbestimmt aufwachsen und lernen können - seit über 100 Jahren.
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