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Bericht von Save the Children: Fast doppelt so viele Kinder von Kriegen betroffen wie vor 30 Jahren
Höchste Zahl bewaffneter Konflikte seit Zweitem Weltkrieg

Berlin (ots)

Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es noch nie so viele bewaffnete Konflikte wie heute - mit gravierenden Folgen für Kinder. Laut dem neuen Bericht "Krieg gegen Kinder: Wege zum Frieden" von Save the Children lebten 2023 rund 473 Millionen Kinder in Konfliktgebieten. Das waren 19 Prozent aller Kinder weltweit und fast doppelt so viele wie vor 30 Jahren. Auch die Zahl der schweren Verbrechen an Kindern in Konflikten ist sprunghaft gestiegen: Mit 31.721 bestätigten Fällen waren es 2023 rund 15 Prozent mehr als im Vorjahr.

"Es ist nur schwer vorstellbar, was das Aufwachsen inmitten von Tod und Gewalt für ein Kind bedeutet. Ein Kind, das Verwandte und Freunde sterben sieht, in ständiger Angst vor Bomben und Beschuss lebt oder selbst verletzt wird, verliert jegliches Gefühl von Sicherheit. Der Ausnahmezustand wird zur schrecklichen Normalität - mit schwerwiegenden Folgen, auch für die seelische Gesundheit", sagt Lea Meyer, Expertin für humanitäre Hilfe bei Save the Children Deutschland. "Hinter jeder Zahl unseres Berichts stehen viele Einzelschicksale von Kindern, die sich nur eines wünschen: ein Leben in Frieden."

Viele der Konflikte finden fernab des medialen Rampenlichts statt. Auf dem afrikanischen Kontinent etwa leben in absoluten Zahlen die meisten Minderjährigen in Konfliktgebieten, wie der Bericht zeigt. Setzt man die Zahl der Betroffenen ins Verhältnis zur Gesamtbevölkerung, ist der Nahe Osten am gefährlichsten: Hier lebt mehr als jedes dritte Kind in unmittelbarer Nähe eines bewaffneten Konflikts.

Der höchste Anstieg an schweren Verbrechen gegen Kinder ist im Sudan (1.759 Verstöße) zu verzeichnen, wo sich die Zahl seit 2022 mehr als verfünffacht hat. In den besetzten Palästinensischen Gebieten wurde mit 8.434 Verstößen die höchste Zahl erreicht. Das häufigste Verbrechen an Kindern weltweit war die Tötung und Verstümmelung mit 11.338 Fällen und damit mehr als 31 Prozent im Vergleich zu 2022. Auch Angriffe auf Schulen - hier an der Spitze die Ukraine - sowie auf Krankenhäuser - insbesondere im Gazastreifen - haben dramatisch zugenommen.

Gleichzeitig war es noch nie so schwer, humanitäre Hilfe zu leisten: Die Zahl der Vorfälle, in denen humanitären Organisationen der Zugang zu notleidenden Menschen verweigert wurde, stieg 2023 mit 5.158 auf einen historischen Höchststand. Mehr als 60 Prozent der Fälle ereigneten sich in den besetzten Palästinensischen Gebieten.

"Staaten müssen ihren Verpflichtungen zum Schutz von Kindern in Konflikten nachkommen - rechtlich, finanziell und durch ihr außenpolitisches Handeln", fordert Lea Meyer. "Sie stehen in der Verantwortung, das humanitäre Völkerrecht durchzusetzen und dies von Konfliktparteien einzufordern. Die Verantwortlichen für Verbrechen gegen Kinder müssen zur Rechenschaft gezogen werden."

Auch den weltweiten Militärausgaben widmet sich der Bericht. Während diese 2023 auf mehr als 2,2 Billionen Euro stiegen, gingen die Investitionen in Konfliktprävention und friedensfördernde Maßnahmen zurück. Gleichzeitig konterkarieren einige Staaten die Bemühungen zum Schutz von Kindern, unter anderem, indem sie Waffen an Konfliktparteien liefern, die für schwere Verbrechen an Kindern in Konflikten verantwortlich sind. Angesichts der hohen Zahl an schweren Kinderrechtsverletzungen sollte der Schutz von Kindern für alle Staaten handlungsleitend sein, um Kindern die Chance auf eine sichere und selbstbestimmte Zukunft zu geben.

Hinweise für die Redaktion:

  • Den Bericht "Krieg gegen Kinder: Wege zum Frieden" im Original können Sie hier herunterladen. Die wichtigsten Zahlen und Fakten gibt es hier zusammengefasst auf Deutsch. Detaillierte Daten und Informationen finden Sie unter https://data.stopwaronchildren.org.
  • Unter diesem Link finden Sie Zusatzmaterial zum Download, darunter auch Interviews, B-Roll und Fotos von dem vierzehnjährigen Sharmake* aus Somalia; ein Interview mit der elfjährigen Jannat*, die vor dem Konflikt im Sudan nach Ägypten flüchten musste; und ein Audio-Interview mit der achtzehnjährigen Nadia*, die durch den Krieg aus dem Gazastreifen vertrieben wurde. (* Name zum Schutz geändert)
  • Den "Krieg gegen Kinder"-Bericht gibt Save the Children jährlich heraus und stützt sich dabei auf Daten des Peace Research Institute Oslo (PRIO) und des Uppsala Conflict Data Program Georeferenced Event Dataset (UCDP GED) sowie auf eigene Analysen der Berichte des UN-Generalsekretärs zu Kindern und bewaffneten Konflikten (UN CAAC) von 2005 bis 2024.
  • Unter einem Konfliktgebiet versteht der Bericht den Bereich im Radius von 50 Kilometern um einen Ort, an dem in einem Jahr mindestens ein Konfliktereignis stattfand - entweder durch die Auseinandersetzung zwischen bewaffneten Gruppen oder durch einen Anschlag auf die Zivilbevölkerung.
  • Die Vereinten Nationen definieren sechs schwere Verbrechen an Kindern: Tötung und Verstümmelung, Rekrutierung und Einsatz durch Streitkräfte oder bewaffnete Gruppen, sexualisierte Gewalt, Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser, Entführung sowie die Verweigerung des Zugangs zu humanitärer Hilfe.

Über Save the Children

Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin und Kinderrechtlerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in rund 120 Ländern tätig. Save the Children setzt sich ein für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen. Für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet, in der alle Kinder gesund und sicher leben sowie frei und selbstbestimmt aufwachsen und lernen können - seit über 100 Jahren.

Pressekontakt:

Save the Children Deutschland e.V.
Pressestelle - Susanne Sawadogo
Tel.: +49 (0)30 - 27 59 59 79 - 120
Mail: susanne.sawadogo@savethechildren.de

Marie-Sophie Schwarzer
Tel.: +49 (0)30 - 27 59 59 79 - 226
Mail: marie.schwarzer@savethechildren.de

Original-Content von: Save the Children Deutschland e.V., übermittelt durch news aktuell

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