Georgsmarienhütte kämpft ums Überleben
Georgsmarienhütte (ots)
Der Industrielle Jürgen Großmann (63) kämpft um sein Lebenswerk, ein Geflecht von etwa 40 Einzelfirmen rund um das niedersächsische Stahlwerk Georgsmarienhütte (Gesamtumsatz: ca. 2,4 Mrd. Euro). Zum 31. Dezember 2014 wies seine Dachgesellschaft einen Jahresfehlbetrag von 89,98 Millionen Euro aus, nachdem es bereits in der Vergangenheit zu massiven Verlusten gekommen war. Schlimmer noch: Großmann konnte die Vorgaben seiner Kreditinstitute zum Bilanzstichtag nicht mehr einhalten. Dies berichtet BILANZ-Online.
Die Georgsmarienhütte-Holding und einige ihrer Tochterfirmen nehmen Kreditlinien und eine sogenannte ABS-Finanzierung in Anspruch, die bei Nichteinhaltung bestimmter Finanzkennzahlen (sogenannte Financial Covenants) gekündigt werden können. Zum Stichtag 31. Dezember 2014 ist es jedoch bei der Eigenmittelquote zu einem sogenannten Covenant-Bruch gekommen. Die finanzierenden Banken und der ABS-Finanzierer hätten ihre Forderungen in Höhe von 395,9 Millionen Euro fällig stellen und die Holding schlimmstenfalls in die Insolvenz treiben können. Allerdings haben sie vorerst auf die Ausübung ihres Sonderkündigungsrechts verzichtet, schreibt BILANZ.
Doch auch im laufenden Geschäftsjahr ist eine Erfüllung der Bankenforderungen nicht gesichert, wie aus einer Pflichtmitteilung der Holding im Bundesanzeiger hervorgeht: "Nach den derzeitigen Planungen besteht Ungewissheit darüber, ob die aktuell vereinbarten Financial Covenants in Bezug auf die Eigenmittelquote zum Stichtag 31. Dezember 2015 eingehalten werden können", heißt es dort. Eine mögliche Kündigung der Kredite könne "den Bestand der Georgsmarienhütte Holding GmbH und einiger ihrer Tochtergesellschaften gefährden".
BILANZ meldete bereits im Oktober, dass Jürgen Großmann die notwendigen Investitionen in seiner Firmengruppe nur noch mit großer Mühe finanzieren könne. Als einer der Hauptkreditgeber der Firmengruppe wird in Bankenkreisen die Commerzbank genannt.
Die gesamte Stahlindustrie steckt in der Krise, vor allem die Europäer leiden unter Billigimporten aus China, wo die Hälfte des weltweiten Stahl produziert wird. Seit dem Sommer 2008 ist der Preis für eine Tonne Stahl von 1265 Dollar auf 210 Dollar gefallen. Die Branche steht vor einer Konsolidierungswelle.
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