Agrarumfrage zur Bundestagswahl: Schafft die Union den (Agrar-) Politikwechsel?
Agrarumfrage zur Bundestagswahl
Schafft die Union den (Agrar-) Politikwechsel?
64% der Agrargenossenschaften wollen Unionsminister, bleiben aber skeptisch
• Hoffnung auf bessere Agrarpolitik nach der Bundestagswahl ist gering (78% halten eine Verbesserung für sehr oder eher unwahrscheinlich)
• Mehrheit der Genossenschaften wünscht einen Unions-Landwirtschaftsminister (64 %)
• Ansatzpunkte für Verbesserungen sind der Bürokratieabbau und faire Wettbewerbsbedingungen
In der Agrarumfrage des Genoverband e.V. zur Bundestagswahl wurden Agrargenossenschaften in der Woche vor dem Wahlsonntag befragt. Würden die Wünsche der teilnehmenden Genossenschaftsvertreter in Erfüllung gehen, wäre das Bundeslandwirtschaftsministerium in Zukunft in den Händen von CDU/CSU (64%). Dennoch bewerten 78% eine Verbesserung der Politik als sehr oder eher unwahrscheinlich. Genoverband-Vorstand Peter Götz erklärt den vermeintlichen Widerspruch: „Auch wenn das Landwirtschaftsministerium künftig von der Union geführt werden sollte, wäre die sprichwörtliche Kuh noch nicht vom Eis. Die geplanten Anpassungen in der Agrarpolitik wollen auch umgesetzt werden – sei es der Bürokratieabbau, die Sicherung der landwirtschaftlichen Produktion in Deutschland oder die Wiedereinführung der Dieselrückvergütung.“
Verbesserungspotential für die wirtschaftliche Situation in den Betrieben ist da – 65% der Teilnehmer bewerten ihre wirtschaftliche Situation als „gut“ oder „sehr gut“. Etwas mehr als ein Drittel bewertet sie als „schlecht“ oder „sehr schlecht“. Gefragt nach der zu erwartenden wirtschaftlichen Entwicklung in diesem Jahr gehen 63% von Stabilität aus, 20 % erwarten einen Rückgang, 17% rechnen mit Wachstum. Im Vergleich zu den Erwartungen vor einem Jahr sind die Werte etwas erfreulicher. Im Februar 2024 rechneten noch 34% der Betriebe mit einem Rückgang und 58% gingen von Stabilität aus (6% Wachstum, 2% keine Beurteilung möglich).
Welche Relevanz die Wahl tatsächlich für die Branche hat, wird anhand folgender Zahl deutlich: Die befragten Landwirte geben an, dass die Politik nach den Marktpreisen (80%) den zweitgrößten Einfluss (50%) auf die wirtschaftliche Situation des eigenen Betriebes habe.
Dass es sich jedoch nicht ausschließlich um die Agrarpolitik handelt, die Betriebe beeinflusst, wird beim Blick auf die zentralen Themen deutlich, die die Teilnehmenden als Handlungsfelder identifizieren.
Gefragt, was die drei Themen sind, die im Bereich der Landwirtschaft von der neuen Bundesregierung als erstes in Angriff genommen werden sollen, ist der Bürokratieabbau von größter Priorität (73%), gefolgt von fairen Wettbewerbsbedingungen (44%) und der Wiedereinführung der Dieselrückvergütung (39%). Götz unterstreicht dieses Ergebnis: „Wir fordern seit jeher den konsequenten Abbau von Regulierungen – die Hauptarbeit in der Agrarbranche darf nicht das Abarbeiten von Dokumentationspflichten am Schreibtisch sein.“ Auch die Verbesserung der Bedingungen im europäischen Wettbewerb, die wiederum die Marktpreise beeinflussen, ist entscheidend.
Insbesondere im Kontext der Bauerproteste Anfang 2024 wurden die fairen Wettbewerbsbedingungen für deutsche Erzeuger immer wieder infrage gestellt, etwa durch den Wegfall der Dieselrückvergütungen. Die Branchenvertreter bewerten verschiedene Maßnahmen, die ebendiese Wettbewerbsfähigkeit verbessern können: Die Stärkung gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel ist für die Landwirte mit 73% die meistgenannte Maßnahme, der Verzicht auf eine Erhöhung des Mindestlohns (56%) und die Unterstützung bei der Vermarktung deutscher Produkte (48%) werden als ebenfalls entscheidend bewertet.
Weitestgehend decken sich die Forderungen und Wünsche der teilnehmenden Betriebe mit dem Wahlprogramm der Union. Ob sich in einer unionsgeführten Bundesregierung die Zukunftseinschätzungen der Landwirtschaft aufhellen, hängt maßgeblich davon ab, ob die neue Bundesregierung schnell ins Handeln kommt und die Vorhaben aus dem Wahlprogramm konsequent umsetzt.
Hintergrund zur Umfrage:
Die Daten dieser Befragung basieren auf Online-Interviews mit Mitgliedern des Genoverband e.V. Für diese Befragung wurden im Zeitraum 12.02. und 23.02.2025 insgesamt 493 Agrargenossenschaften zu der Befragung eingeladen. Von den eingeladenen Agrargenossenschaften nahmen n=93 (19%) an der Befragung teil.
Als Genoverband e.V. vertreten wir aus der Landwirtschaft über 500 Agrargenossenschaften und mehr als 400 landwirtschaftliche Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften.
Die Agrargenossenschaften prägen als Mehrfamilienbetriebe die Landwirtschaft in Ostdeutschland maßgeblich. Über 19.000 landwirtschaftliche Mitglieder sind als Mitunternehmer aktiv. Sie bieten vielen Mitgliedern und Beschäftigten einen Ausbildungs- und Arbeitsplatz und leisten einen entscheidenden Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung der ländlichen Räume.
Es gilt unser Datenschutzhinweis: https://www.genoverband.de/datenschutz/ Mit freundlichen Grüßen i. V. Daniel Illerhaus
Genoverband e.V.
Abteilungsleiter Kommunikation, Marketing, Politik Mobil: +491725252835 E-Mail: daniel.illerhaus@genoverband.de