Studie zur Freiwilligenarbeit im Ausland: Volunteers wollen lieber in die USA als nach Rumänien
Rheda-Wiedenbrück (ots)
Freiwilligenarbeit steht bei jungen Leuten im Alter von 16 bis 25 Jahren hoch im Kurs. Pro Jahr gehen zahlreiche Abiturienten, Studierende und neuerdings immer mehr Berufstätige aus Deutschland ins Ausland, um sich dort ehrenamtlich für eine gute Sache einzusetzen. Obwohl es in den Schwellen- und Entwicklungsländern für soziale Projekte einen großen Bedarf an freiwilligen Helfern gibt, zählen zu den beliebtesten Wunsch-Reisezielen für ein freiwilliges Engagement die USA, Kanada, Neuseeland und Australien. Dies ergab eine Umfrage des Fachportals freiwilligenarbeit.de. Die Webseite gehört zum Informations-Netzwerk der INITIATIVE auslandszeit, die mit ihren Projekten ein unabhängiger Wegweiser ins Ausland ist, und deren Portale monatlich von über einer halben Million Interessenten besucht werden. In der Studie wurden über 1.600 Personen mit Interesse am Volunteering zu ihren Motiven, Plänen und Erwartungen rund um eine Freiwilligenarbeit im Ausland befragt.
Vor allem junge Frauen gehen ins Ausland
Drei Viertel der Befragten waren zwischen 15 und 25 Jahre alt und ein Viertel über 26. Fast 80 Prozent waren weiblich. Obwohl es immer mehr junge Männer ins Ausland zieht, sind es immer noch mehr Mädchen und Frauen, die Freiwilligenarbeit im Ausland leisten. Über 20 Prozent der Umfrageteilnehmer waren noch Schüler, 40 Prozent hatten das Abitur und 20 Prozent verfügten bereits über einen Hochschulabschluss. Andere Schulabschlüsse wie Haupt-, Realschule und Fachhochschulreife waren lediglich jeweils im einstelligen Prozentbereich vertreten. Die Befragung von insgesamt 1.627 Personen fand im August 2016 auf dem Volunteering-Fachportal www.freiwilligenarbeit.de und den angeschlossenen sozialen Medien statt.
Viele der beliebten Länder sind Industrienationen
Soziale Projekte für freiwillige Helfer gibt es vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern. Die Ergebnisse der Studie zeigen allerdings, dass die Reisepläne der künftigen Freiwilligen häufig in eine andere Richtung zielen: Bei den 65,4 Prozent der Befragten, die sich bereits für ein Einsatzland entschieden hatten, stehen die Industrienationen USA (11,6%), Kanada (8,9%), Neuseeland (7,8%) und Australien (7,5%) hoch im Kurs. Hier werden aber fast ausschließlich Einsatzmöglichkeiten im Natur- und Tierschutz angeboten, und eher weniger im sozialen Bereich. Als einziges Schwellenland unter den "Top 5" liegt Südafrika (10,9%) auf Platz 2 des Länderrankings. "Südafrika ist ein touristisch attraktives Ziel, ebenso Costa Rica und Peru, die beide zu den zehn beliebtesten Ländern zählten. Vor allem junge Volunteers wählen für ihren Auslandsaufenthalt ein Land, mit dem sie einen hohen Erlebniswert verbinden. Auf der anderen Seite möchte kaum jemand nach Rumänien oder Äthiopien, wo ebenfalls ein großer Bedarf an freiwilligen Helfern besteht", merkt Christian Rhode, Sprecher der INITIATIVE auslandszeit, kritisch an. Dabei gaben aber über 70 Prozent in der Umfrage an, ihnen sei der Einsatzbereich wichtiger als das Land. Das habe verschiedene Gründe, die sowohl mit den Motiven als auch mit den Angeboten in Zusammenhang stehen, meint Rhode.
Motive: Fremde Kulturen kennenlernen und Lebenserfahrung sammeln
Das Kennenlernen einer fremden Kultur ist für die Befragten am wichtigsten, das Sammeln von Lebenserfahrungen spielt auch eine zentrale Rolle. Etwas weniger als der Hälfte geht es darum, anderen zu helfen. Ausgeprägt ist des Weiteren der Wunsch, die eigenen Fähigkeiten einzusetzen oder neue zu gewinnen. Abenteuerlust und die Erweiterung der beruflichen Qualifikationen sind weniger wichtig. Gründe, wie "sich selber etwas beweisen zu wollen", "Zeitüberbrückung" oder "gesellschaftliche Anerkennung" wurden selten benannt. "Bei den Motiven und gewünschten Einsatzbereichen lassen sich durchaus altruistische Gründe erkennen, die eine Rolle bei den angehenden Freiwilligen spielen. Aber sie stehen nicht bei allen im Vordergrund", sagt Rhode. "Das mag auch dem Umstand geschuldet sein, dass viele Volunteering-Angebote auf dem Markt eher das Reiseerlebnis in den Mittelpunkt stellen und nicht so sehr den Hilfseinsatz oder einen interkulturellen Austausch."
Wie lang? Zwei Wochen oder ein ganzes Jahr? Was macht Sinn?
Auch die Frage nach der geplanten Dauer des Einsatzes war Teil der Studie: Knapp ein Drittel der zukünftigen Freiwilligen möchte sich ein bis drei Monate engagieren, ein sehr großer Teil (44,2%) sogar zwischen drei Monaten und einem ganzen Jahr. Aber es gibt auch durchaus Interesse an Einsätzen von sehr kurzer Dauer: 18,1 Prozent wollen sich nur zwei bis vier Wochen Zeit für ein freiwilliges Engagement nehmen. Solche Kurzeit-Einsätze seien allerdings sehr umstritten, meint Christian Rhode. "In vielen Projekten macht ein Einsatz von zwei oder drei Wochen nur wenig Sinn." Die Einarbeitung, dass Kennenlernen der Abläufe, der Menschen und der Kultur - all das brauche seine Zeit. "Ich empfehle jedem angehenden Volunteer, mindestens drei Monate einzuplanen." Wer nicht so viel Zeit habe solle im Vorfeld bei den Anbietern nachfragen, warum ein kürzerer Einsatz im entsprechend angebotenen Projekt trotzdem Sinn ergebe.
Die ersten Ergebnisse der Studie wurden jetzt mit grafisch aufbereiteten Zahlen hier veröffentlicht: www.initiative-auslandszeit.de/freiwilligenarbeit-studie-2016
Die Untersuchung wurde vom Fachgebiet Psychologische Forschungsmethoden an der Universität Duisburg-Essen durchgeführt.
Geplant ist, die Umfrage 2017 erneut auszurichten, um weitere Trendaussagen treffen zu können.
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