Bremer Fernsehpreis 2015 verliehen - Sieben Produktionen ausgezeichnet
Bremen (ots)
Am Freitagabend (20. November) war es so weit - die Gewinner des Bremer Fernsehpreises 2015 stehen fest. Der Regionalwettbewerb der ARD zeichnete auch in diesem Jahr wieder die besten Leistungen im deutschsprachigen Regionalfernsehen aus. Durch die Preisverleihung im Eventstudio von Radio Bremen führte der bekannte Journalist und Vorsitzende der Fernsehpreis-Jury Frank Plasberg und zeichnete sieben Produktionen aus.
In der Kategorie "Der einzelne Beitrag vom Tag für den Tag" gewinnt: Bürokratenposse, MDR um 4 am 16. April 2015, MDR Leipzig
Sieger in der Kategorie "Die beste Sendung" ist: MDR Sachsenspiegel vom 13. Januar 2015, MDR Eine ehrende Anerkennung geht an: buten un binnen vom 11. Mai 2015, Radio Bremen
Als "Die beste Moderatorin/Der beste Moderator" wird ausgezeichnet: Sascha Hingst, rbb Abendschau am 22. Juli 2015, rbb Berlin Eine ehrende Anerkennung bzw. einen Sonderpreis für außergewöhnliche Leistungen erhält: Astrid Houben, WDR-Schalten-Reporterin rund um den Flugzeug-Absturz in den französischen Alpen im März 2015, WDR.
In der Kategorie "Worauf wir besonders stolz sind" gibt es zwei Gewinner: Skandal bei der Bundespolizei in Hannover, Hallo Niedersachsen am 17. Mai 2015, NDR Hannover und Expedition Zukunft: Demografie hautnah, MDR Sachsen-Anhalt heute vom 6. bis 12. April 2015, MDR Magdeburg
Die Jury-Begründungen:
"Der einzelne Beitrag vom Tag für den Tag"
Bürokratenposse MDR um 4 am 16. April 2015, MDR Leipzig
Im Grunde genommen müsste sich der MDR den Preis für den besten Beitrag mit den Beamten des sächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr teilen. Denn die liefern die Vorlage für einen kleinen Film über ein offenbar großes bürokratisches Problem: Bei der Feuerwehr im vogtländischen Auerbach fehlt das Prüfzeichen auf dem reflektierenden Klebeband! Ein Skandal in den Augen sächsischer Bü-rokraten! Autor Stefan Ganß erzählt auf liebevoll-ironische Weise von einem Problem, das keines ist, an dem sich aber die armen Auerbacher Feuerwehrmänner abarbeiten müssen. Dabei nutzen er und sein Kameramann alle Mittel, die Fernsehmachern zur Verfügung stehen. Dazu gehört auch der perfekte Einsatz von Musik, der die Bürokratenmentalität hörbar macht.
"Die beste Sendung"
MDR Sachsenspiegel vom 13. Januar 2015, MDR
Lügenpresse - wohl kaum ein Wort hat Journalisten so in ihrem Selbstverständnis in Frage gestellt wie dieser Begriff. Gerade Reporterinnen und Reporter, die regelmäßig von Pegida und Co berichten, bekommen ihn wütend entgegengeschleudert. Da fällt es schwer, kühlen Kopf zu bewahren. Genau das ist in hervorragender Weise der Redaktion des "Sachsenspiegel" gelungen. Ein Pfund dabei: der Moderator Tino Böttcher. Unaufgeregt, klar, sympathisch gelingt es ihm, der Sendung Struktur und Halt zu geben. Ein weiteres Pfund: die Autorinnen und Autoren. Sie widerstehen der Versuchung, larmoyant oder betroffen über die Anfeindungen und Hassmails zu berichten: Mutig ist das. Das dritte Pfund: die Planung. Der Schwerpunkt über Lügenpresse, klar strukturiert. Die Idee, Frauen mit Kopftuch in Dresden ein Gesicht und Stimme zu geben, ist stark, auch die anderen Beiträge bestechen durch klare Erzählstruktur und Ideenreichtum. Der "Sachsenspiegel": eine starke Teamleistung.
Ehrende Anerkennung für buten un binnen vom 11. Mai 2015, Radio Bremen
Wenn der Bürgermeister rund sechs Stunden vor einer Sendung zurücktritt, dann schnellt das Adrenalin der Journalisten in die Höhe. Eine Redaktion muss sich organisieren: Was muss der Zuschauer heute Abend wissen? "buten un binnen" hat den Wettlauf mit der Zeit glänzend bestanden und präsentiert eine Sendung, die keine Fragen offen lässt. Das liegt an einem Moderator, der einen ereignisreichen Tag unaufgeregt Revue passieren lässt, aber auch an einem landespolitischen Korrespondenten, der ganz nah an den Entscheidungsträgern zu sein scheint. Dass die Autoren nicht nur Beiträge von der Stange produzieren, sondern außergewöhnliche Erzählideen entwickeln, ist besonders beeindruckend. "buten un binnen" stellt seine außergewöhnliche Regionalkompetenz unter Beweis, denn ohne die, wäre ein so souveräner Auftritt kaum möglich.
"Die beste Moderatorin/Der beste Moderator"
Sascha Hingst rbb Abendschau am 22. Juli 2015, rbb Berlin
Abends 19.30 Uhr - das ist eine Zeit, in der man nicht jeden gerne in sein Wohnzimmer lässt. Den Moderator, den der Bremer Fernsehpreis auszeichnen, jedoch schon. Bereits der erste Eindruck ist rundum positiv. Sympathisch und souverän werden die Zuschauer an die Hand genommen, mit einer klaren Sprache und guten Leadsätzen erklärt er die kleine und die große Welt. Dabei gelingt es ihm, auch beim Interview zum Iran hartnäckig, aber verbindlich zu bleiben. Und Absurditäten der Hauptstadt präsentiert er mit einem Schalk in den Augen. Deshalb lässt auch die Jury Sascha Hingst gerne in die Wohnzimmer und zeichnet ihn mit dem Moderatorenpreis aus.
Ehrende Anerkennung bzw. Sonderpreis für außergewöhnliche Leistungen:
Astrid Houben WDR-Schalten-Reporterin rund um den Flugzeug-Absturz in den französischen Alpen im März 2015, WDR
Darf eine Journalistin Gefühle zeigen? WDR-Reporterin Astrid Houben, die beim Germanwings-Unglück im März aus Haltern berichet - jenem Ort, in dem viele Bürger um ihre Angehörigen trauern -, verbindet bei ihren zahlreichen Auftritten das eigene Angefasstsein mit Haltung. Astrid Houben versucht, sich in die Menschen zu versetzen, sie erzählt deren Geschichten und versucht so, das Unfassbare fassbar zu machen. Dabei findet sie über mehrere Tage immer die richtigen Worte und lässt den Zuschauer erahnen, was die Stadt durchmacht. Die Reporterin steht für Regionalfernsehen im besten Sinne! Sie lässt die Zuschauer im Land nicht allein mit der Tragödie. Nordrhein-Westfalen trauert mit - auch dank der Empathie von Astrid Houben.
"Worauf wir besonders stolz sind"
Skandal bei der Bundespolizei in Hannover Hallo Niedersachsen am 17. Mai 2015, NDR Hannover
Sie flüchteten vor Gewalt und Willkür nach Deutschland - und wurden hier mit Gewalt und Willkür empfangen. Sadistische Praktiken bei der Bundespolizei in Hannover gegenüber Flüchtlingen - akribisch belegt durch Fotos und Aussagen von Informanten. Aufgedeckt hat diesen Skandal nicht etwa "Monitor" oder "Panorama", sondern ein Team von "Hallo Niedersachsen" und "NDR Info". Ihm gelang es, die Mauer des Schweigens bei der Polizei zu durchbrechen. Die monatelange Recher-che von Angelika Henkel und Stefan Schölermann macht bundesweit Schlagzeilen. Sie zeigt: Auch in Landesfunkhäusern ist investigatives Arbeiten möglich.
Expedition Zukunft: Demografie hautnah MDR Sachsen-Anhalt heute vom 6. bis 12. April 2015, MDR Magdeburg
Sachsen-Anhalt hat ein demografisches Problem. Das klingt erstmal nicht so sexy für einen Journalisten. Das klingt nach Zahlen, Daten, Statements. Reporter Stefan Bernschein und die Redaktion von "Sach-sen-Anhalt heute" lassen die Zuschauer miterleben, was die Abwanderung von Menschen aus ihrer Heimat konkret bedeutet - vor allem für die, die bleiben. Bernschein fährt durchs Land, quartiert sich bei den Menschen ein, stellt Fragen, zeigt ihren Alltag. Die Redaktion benennt die Probleme eines Landes, ohne dessen Stärken zu ver-schweigen. Mehr noch: Sie zeigt, welche Lösungen es geben könnte, macht den Menschen Mut. Begeistert war die Jury auch von der optischen Umsetzung: Besonders die Kamera¬arbeit und der Einsatz von Grafik machen die Serie zu einem emotionalen und informativen Erlebnis.
Weitere Informationen zum Fernsehpreis und der Livestream der Gala am Freitag, den 20. November 2015, ab 20 Uhr unter http://www.bremerfernsehpreis.de
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