Radio Bremen-Dokumentation "Von Bausünden und Bürgerprotest" am Mittwoch, 27. Mai, 21.00 Uhr, im NDR/RB-Fernsehen
Bremen (ots)
Norddeutschland lag nach dem 2. Weltkrieg weitgehend in Trümmern. Hamburg, Bremen, Kiel, Hannover, Hildesheim waren vom Bombenkrieg verwüstet. Leid und Kummer für die Bewohner. Doch Stadtplaner und Architekten sahen eine gute Gelegenheit, ihre Utopie von der neuen Stadt zu verwirklichen. Mittelalterliche Gassen und verwinkelte Höfe störten da nur. Licht und Luft sollte die Neubauviertel durchströmen, wie Adern sollten breite Straßen den Verkehr durch die Stadt pumpen. Was der Krieg verschonte, opferten die Nachkriegsplaner allzu oft dieser Vision. Der Radio-Bremen-Film von Susanne Brahms und Rainer Krause widmet sich dem in der Reihe "Unsere Geschichte" am Mittwoch, 27. Mai, 21.00 Uhr, im NDR/RB-Fernsehen.
In Hamburg plante der renommierte Architekt Ernst May "Neu Altona" und wollte für den neuen Stadtteil die letzten Reste des alten Arbeiterviertels Altona abreißen. In Hannover ging der energische Stadtbaurat Rudolf Hillebrecht ans Werk und verordnete seiner Heimatstadt ein völlig neues Verkehrskonzept, dem viele historische Bauten zum Opfer fielen. In Bremen trennte man sich zugunsten eines Innenstadtrings emotionslos von alten Klöstern und prächtigen Gebäuden der Gründerzeit.
Doch die Utopie der neuen Stadt zeigte schnell ihre Schattenseiten. In den Neubauvierteln stellte sich selten eine gute Nachbarschaft ein. Die schöne neue Stadt von morgen wurde allzu oft zum Problemquartier der Gegenwart.
Zwischen den nüchternen Nachkriegsbauten und überdimensionierten Straßen rieben sich die Menschen die Augen und wollten ihre alte Stadt zurück. Gegen massive Widerstände der Fachleute wurden zum Beispiel in Hildesheim die Nachkriegsbauten am Marktplatz wieder abgerissen und neu aufgebaut - im Stile des Mittelalters.
In der DDR war die Entwicklung ähnlich, nur Jahre später. Greifswald wurde vom Krieg verschont, dennoch hat die alte Stadt einen Großteil der Bebauung aus dem Mittelalter verloren - abgerissen noch in den 1980er Jahren!
Doch die Bürgerinnen und Bürger wehrten sich in Ost und West gegen den Kahlschlag. Zum Glück! Sonst hätte Norddeutschland so manche historische Innenstadt weniger.
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