Besonnen durch die Krise
Itzehoer Aktien Club analysiert Lage an der Börse
Itzehoe (ots)
Fast 40 Prozent Minus bei Dow-Jones-Index und DAX in nur drei Wochen - einen so schnellen Börsen-Crash in dieser Größe gab es noch nie. Der Itzehoer Aktien Club (IAC) steht in der Corona-Krise vergleichsweise gut da. Wie das gelungen ist und wie er die weitere Entwicklung sieht, erläutert Geschäftsführer Jörg Wiechmann.
Herr Wiechmann, haben die Anleger das Schlimmste überstanden?
Wiechmann: Das kann dummerweise nur ein Hellseher beantworten. Kurzfristige Prognosen waren, sind und bleiben an der Börse schon in normalen Zeiten unmöglich. Warum sollte das in außergewöhnlichen Zeiten wie diesen anders sein?
Und doch sind überall Prognosen zur Börse zu hören.
Ja, und deren Spannweite reicht vom bevorstehenden Jahrhundert-Crash bis zur Jahrhundert-Kaufchance. Bei Anleger verfangen Prognosen gerade jetzt besonders gut, weil sie vermeintliche Sicherheit suggerieren. Tatsächlich sind sie aber derzeit sogar brandgefährlich. Die "Behavorial Finance", also die Wissenschaft von der Psychologie der Anleger, hat bewiesen: Diese glauben für gewöhnlich der Prognose, für die sie sich bereits unterbewusst entschieden haben. Da liefert ein Experte die so brennend gewünschte Sicherheit. Aber die ist trügerisch, weil die Entwicklung so unsicher ist.
Gibt es auch etwas Sicheres?
Langfristig steigt die Börse sowieso. Das hilft nur den besonders besorgten Anlegern im Moment nicht. Statt Kaffeesatz-Leserei denken wir im IAC aber lieber in Szenarien. In der optimistischen Variante ist der Tiefpunkt an der Börse erreicht, der Abschlag hat die negative Wirtschaftsentwicklung der kommenden Monate bereits vorweg genommen. Die historische Liquiditätsflut durch Rettungspakete nie gesehenen Ausmaßes könnte die Börse in den kommenden Monaten sogar noch weit über alte Höchstkurse hinaustreiben. Daraus ergibt sich dann die Jahrhundert-Kaufchance.
Und die pessimistische Sichtweise?
In diesem Szenario dauert die Krise noch lange, Kontakt- und Ausgangssperren bleiben erhalten mit katastrophalen Folgen für die Wirtschaft. Die Finanzkrise 2009 ließ sich mit frisch gedrucktem Geld zumindest aufschieben, heute hingegen steht die Realwirtschaft still, was auch große Unternehmen und schließlich die Banken trifft. Europaweit stehen uns Banken- und Staatspleiten bevor, der aktuelle Kurseinbruch dürfte in dieser Krise historischen Ausmaßes noch nicht der Boden sein.
Was sollten Anleger also tun?
Jede einseitige Festlegung auf eines der Szenarien birgt in den kommenden Monaten das hohe Risiko, falsch zu liegen. Da hilft nur ein Mittelweg: Qualitätsaktien ja, aber mit (Teil-)Absicherung. Im IAC haben wir Anfang Februar noch vor Ausbruch der Corona-Krise einen für uns ungewöhnlichen Schritt unternommen und unser Depot mit einer so genannten Put-Option abgesichert. Ergebnis: Der Rückgang bei uns betrug 15 Prozent gegenüber 40 Prozent an der Börse. Weil Sicherheit ihren Preis hat, werden wir an einer Kurserholung zwar derzeit nur zu rund 70 Prozent partizipieren - aber wir haben auch weniger aufzuholen.
Wie reagieren Ihre Kunden?
Nicht mit Angst oder Gier, sondern besonnen. Während andernorts Anleger in Scharen aus ihren Investments fliehen, verzeichnen wir sogar Netto-Mittelzuflüsse. Der entscheidende Punkt ist eben: Langfristig wird sich die Börse auch von dieser Krise erholen und neuen Rekorden entgegeneilen.
Unsere ausführliche Analyse der aktuellen Börsenlage inklusive Informationen, weshalb selbst Bankguthaben derzeit nicht wirklich sicher sind, erhalten Sie unter www.iac.de/corona
Pressekontakt:
Nils Petersen
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