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Caritasverband Breisgau-Hochschwarzwald bedauert Kündigung der Erziehungsberatung durch den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
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Caritasverband Breisgau-Hochschwarzwald bedauert Kündigung der Erziehungsberatung durch den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
Kündigungsgründe des Landkreises bewertet der Caritasverband als größtenteils unbegründet und nicht nachvollziehbar sowie weitestgehend bereits als widerlegt / Berechtigte Kritikpunkte bereits abgestellt / Entscheidung geht zu Lasten der zuletzt 900 betreuten Familien in Teilen des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald
Freiburg im Breisgau, 17. April 2025. Der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald hat den Vertrag mit dem Caritasverband Breisgau-Hochschwarzwald über die Bereitstellung von zwei qualifizierten Psychologischen Beratungsstellen für Eltern, Kinder und Jugendliche gekündigt und damit eine 62-jährige Zusammenarbeit beendet. „Die angeführten Gründe für die Kündigung sehen wir als Verband als unbegründet und in keiner Weise nachvollziehbar an oder sie wurden in unserem Austausch mit dem Landratsamt bereits widerlegt. Wir akzeptieren die Kündigung, bedauern den Schritt des Landkreises allerdings sehr. Die Entscheidung geht zu Lasten von rund 900 betreuten Familien im Landkreis und der 13 qualifizierten Mitarbeitenden des Caritasverbandes. Gleichwohl steht der Verband dem Landkreis jederzeit für Gespräche zur Verfügung, um eine für alle Seiten befriedigende Lösung zu finden“, sagt Vorstandsvorsitzender Hans-Georg Liegener.
In seinem Kündigungsschreiben von Ende März 2025 nennt das Landratsamt zu niedrige Fallzahlen, lange Wartezeiten und Beratungsverläufe, zu wenig präventive Gruppenangebote und Abrechnungsfehler in den Jahren vor Beginn des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung als Gründe für die Kündigung. Fast alle der nun geäußerten Kritikpunkte haben die zuständigen Stellen im Landratsamt jedoch erstmals überhaupt bei einem Gespräch im Januar 2025 vorgebracht. Einige der Gründe wurden teils schon vor dem besagten Gespräch im Januar seitens des Verbandes erfolgreich adressiert.
Immer wieder hat der Caritasverband Breisgau-Hochschwarzwald gegenüber Vertretern des Landratsamtes betont, dass ihm eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Behörde wichtig ist und dass man mögliche Kritikpunkte offen besprechen sowie Verhaltensweisen oder die Berichterstattung gegenüber den Kostenträgern jederzeit anpassen könne. Hierzu kamen in der Vergangenheit trotz mehrfacher Nachfragen und Gesprächsangebote des Caritasverbandes keinerlei Anforderungen seitens des Landkreises.
Lange Wartezeiten und Beratungsdauer zurückzuführen auf Personalmangel und Fehler in der Handhabung von Fällen mit wiederholter Beratung
Die bemängelten längeren Wartezeiten in den Jahren 2023 und 2024 sind zunächst auf einen Personalmangel aufgrund einer langfristigen Erkrankung sowie Schwierigkeiten bei der Besetzung einer frei gewordenen Stelle zurückzuführen. Zusätzlich banden interne Umstrukturierungen nach einem Leitungswechsel sowie fachliche Weiterentwicklungsprozesse die vorhandenen Personalkapazitäten vorübergehend stärker als üblich. Selbst das Landratsamt räumt in seinem Kündigungsschreiben ein, dass sich diese Situation noch im Jahr 2024 wieder deutlich gebessert und sich die Zahl der präventiven Gruppenangebote sogar verdoppelt habe.
Zusätzlich ergaben sich die langen Beratungszeiten aus einem fehlerhaften Umgang seitens des Caritasverbandes in der statistischen Erfassung von Fällen, in denen Familien wiederholt und über Generationen hinweg die Beratungsstellen aufsuchten. Diese Fehler hat der Caritasverband selbst erkannt und noch vor den Hinweisen aus dem Landratsamt korrigiert. Negative Auswirkungen auf die Beratungsqualität hatten diese Fehler keine.
Statistische Berechnungen des Landratsamtes derzeit nicht nachvollziehbar
Andere vorgebrachte Gründe sind aus Sicht des Caritasverbandes hingegen nicht nachvollziehbar bzw. widerlegt. Der Vorwurf der – aus Sicht des Landratsamtes – zu niedrigen Fallzahlen in der Erziehungsberatung speist sich aus rein statistischen Daten und prozentualen Annahmen, deren tatsächliche Grundlage der Caritasverband nicht kennt und daher schon rechnerisch nicht nachvollziehen kann. Entsprechende Vergleichszahlen aus der kreiseigenen Beratungsstelle wurden dem Caritasverband auch auf Nachfrage nie vorgelegt. Hieran hätten sich die Beratungsstellen des Caritasverbandes gerne messen lassen. Es handelt sich aus Sicht des Caritasverbandes bei diesem Kritikpunkt deshalb um rein rechnerisch getroffene Annahmen, die von einer gleichmäßigen Verteilung familiärer Problemlagen und Beratungsbedürfnisse über den gesamten Landkreis ausgeht und die tatsächliche Sozialstruktur und Bevölkerungsdichte in den verschiedenen Regionen des Landkreises außer Acht lässt.
Umfangreiche Weiterqualifizierung der Beschäftigten in den Beratungsstellen
Der Vorwurf des Landratsamtes, die Qualifikation des seitens des Caritasverbandes eingesetzten Personals sei unklar, verwundert insofern, als es bislang nie Nachfragen hierzu gab. Details der Lebensläufe von Mitarbeitenden der Caritas können selbstverständlich schon allein aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht ohne Grund an Externe übermittelt werden. Selbstverständlich verfügen alle Mitarbeitenden über einschlägige Ausbildungen und Berufserfahrungen sowie Zusatzqualifikationen. Zusätzlich hat der Caritasverband umfangreich in die Weiterqualifizierung seiner Beschäftigten in den Beratungsstellen investiert. So haben beispielsweise alle unbefristet angestellten Mitarbeitenden der Erziehungsberatung eine kostenintensive Schulung als „insofern erfahrene Fachkraft“ (ieF) in der Kinderschutzberatung erhalten. Für den Caritasverband stellt dies ausdrücklich ein Qualitätsmerkmal dar. Die Kosten für diese Weiterbildungen hat ausschließlich der Caritasverband getragen.
Abrechnungsfehler aus den Vorjahren eigenverantwortlich aufgedeckt und korrigiert
Außerdem bemängelt das Landratsamt „finanzielle Unregelmäßigkeiten“ im Zusammenhang mit den Beratungsstellen des Caritasverbandes. In der Tat hat der Caritasverband Fehler in früheren Verwendungsnachweisen für die Jahre 2022 und 2023 festgestellt und behoben sowie die Hintergründe dazu dem Landratsamt transparent erläutert. Teilweise ist das Vorgehen bei der Erstellung dieser Verwendungsnachweise nicht mehr nachvollziehbar, da die damals handelnden Personen heute nicht mehr für den Caritasverband Breisgau-Hochschwarzwald tätig sind.
Das Vorgehen des Caritasverbandes entspricht dem umfassenden Bemühen der nun handelnden Personen im Caritasverband Breisgau-Hochschwarzwald, Versäumnisse oder Vorgehensweises aus früherer Zeit aufzuarbeiten und abzustellen, um auf diese Weise den Grundstein für eine weitere vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Landkreis zu legen.
Vorstandsvorsitzender Hans-Georg Liegener: „Alle Leistungen vollumfänglich erbracht“
„Die beiden Erziehungsberatungsstellen des Caritasverbandes leisten seit 62 Jahren in Freiburg sowie seit 56 Jahren in Neustadt zuverlässige und fachlich qualifizierte Beratungsdienste für die Menschen des Landkreises. Der Verband hat die geforderten Leistungen vollumfänglich erbracht. Zusätzlich zu den Mitteln des Landkreises hat der Verband dabei erhebliche Eigenmittel eingesetzt. Beide Beratungsstellen sind voll umfänglich und auf bestem Niveau ausgestattet und mit fachlich hervorragend qualifiziertem Personal versehen. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Beratungsstellen haben tolle Arbeit für die ratsuchenden Menschen geleistet. Das bestätigen die Reaktionen, die wir insbesondere nach Bekanntwerden der Kündigung aus den betroffenen Regionen erhalten und die uns freuen und bestätigen. Wir wünschen den betroffenen Familien eine Fortsetzung der qualitativ hochwertigen Beratung über das Ende unserer Zusammenarbeit mit dem Landkreis hinaus“, sagt der Vorstandsvorsitzende des Caritasverbandes Breisgau-Hochschwarzwald, Hans-Georg Liegener.
Der Vertrag endet mit Wirkung zum 31. Dezember 2025. Wie es mit den 13 Beschäftigten in den Beratungsstellen weitergehen wird, ist aktuell unklar. Das Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald hat dem Verband bereits seit Oktober 2024 keine Personalkosten für die Erziehungsberatung mehr erstattet. Der Verband, der sich aktuell in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung neu aufstellt, hat deshalb derzeit Außenstände in einer mittleren sechsstelligen Höhe gegenüber dem Landkreis. Daher muss sich der Verband vorbehalten, seine Tätigkeit in der Erziehungsberatung bereits deutlich vor dem Jahresende einzustellen, sollten diese Zahlungen weiterhin vertragswidrig nicht geleistet werden.
Dem Verband ist weiterhin an einer einvernehmlichen Lösung der Situation gelegen und steht dazu jederzeit für Gespräche bereit. Es gilt, im Sinne der zu betreuenden Familien eine schnelle und geeignete Nachfolgelösung zu finden.
Zum Caritasverband für den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald e.V.
Der Caritasverband für den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald e.V. ist ein Wohlfahrtsverband mit rund 800 hauptamtlichen und über 400 ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Er bietet Menschen in schwierigen Lebenslagen fachgerechte Unterstützung und ist im Landkreis ein großer Anbieter von Sozialen Diensten aber auch stationären Pflegeleistungen. Der Caritasverband lässt sich vom Bild der solidarischen und gerechten Gesellschaft leiten, in der auch Arme und Schwache einen Platz mit Lebensperspektiven finden können. Die Not von Hilfe-bedürftigen in ihren jeweiligen Ausprägungen steht im Mittelpunkt der Arbeit.
Mit freundlichen Grüßen
Ingo Schorlemmer Pressesprecher
Schultze & Braun GmbH & Co. KG Eisenbahnstraße 19-23 77855 Achern
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