Veränderte Mediennutzung beschleunigt Vertrauensverlust in die Medien
Hamburg (ots)
Vertrauen verändert sich je nach genutztem Medienkanal / "Haus der Pressefreiheit" legt Meta-Analyse zur Mediennutzung vor / Internet-Portal zum "Internationalen Tag der Pressefreiheit" stark ausgebaut
Hamburg, 3. Mai 2017 - Die veränderte Mediennutzung beschleunigt den Vertrauensverlust in die klassischen Medien vor allem in den jüngeren Bevölkerungsschichten. Dies hat jetzt eine vom "Haus der Pressefreiheit" erstellte Meta-Analyse der Mediennutzung von 1970 bis heute ergeben. Wie daraus hervorgeht, ist das Fernsehen für 37 Prozent der deutschen Bevölkerung zwar nach wie vor das wichtigste Informationsmedium, diese Position hat das erst Mitte der 90er Jahren gestartete Internet aber bereits heute bei 27 Prozent der Deutschen erreicht. Die Tageszeitungen folgen mit 21 Prozent auf dem dritten Platz vor Radio und Zeitschriften. Die Altersgruppenbetrachtung macht den Bedeutungszuwachs des Internets als Informationskanal Nummer Eins noch deutlicher. So ist das Internet heute erstmals auch in der Altersgruppe 30 bis 49 Jahre das wichtigste Informationsmedium vor allen anderen Mediengattungen. Bei 14- bis 29-Jährigen ist dies schon länger der Fall.
Wie sich bei der Analyse der Daten weiter herausstellte, hängt die Glaubwürdigkeit nicht nur von der Informationsquelle selbst, sondern auch vom genutzten Kommunikationskanal ab. Dies lässt sich beispielsweise anhand der Bewertung der Online-Angebote von Zeitschriften und Zeitungen aufzeigen, deren Glaubwürdigkeit im Vergleich mit der gedruckten Version derselben Medienmarke geringer eingeschätzt wird. "Grundsätzlich zeigt die Analyse, dass sich in den letzten Jahren im Mediennutzungs-Portfolio der Deutschen der Anteil weniger glaubwürdiger Medien deutlich erhöht hat. Dies beschleunigt den Vertrauensverlust der Medien generell und führt zu der kritischeren Grundhaltung gegenüber der vierten Gewalt", resümiert Marktforscher Dr. Adrian Weser, der die Analyse durchführte.
Die knapp 100 Seiten starke Meta-Analyse ist auf der Website www.hausderpressefreiheit.de in der Rubrik "Diskurs" ab heute abrufbar. Sie basiert unter anderem auf Daten des Instituts für Demoskopie Allensbach (IfD), Infratest, der Mediaanalyse und Best for Planning. Mit dieser Datensammlung will das "Haus der Pressefreiheit" den aktuellen Diskurs über die Vertrauenskrise gegenüber den Medien mit aufschlussreichen Fakten unterfüttern. "Das 'Haus der Pressefreiheit' wird sich stets mit der Entwicklung der Medienlandschaft und der Bedeutung der Medien für die freiheitlich demokratische Grundordnung beschäftigen", erklärt Vorstandsmitglied Michael Seufert. "Wir werden dazu weiterhin unser Ziel verfolgen, auch das Verhalten von Medien kritisch zu beleuchten und die Auswirkungen der veränderten Mediennutzung auf die Rolle und Funktion der Medien darzustellen."
Zeitgleich hat der Verein "Haus der Pressefreiheit e.V." das im April 2016 gestartete Internet-Portal www.hausderpressefreiheit.de, das aktuelle und historische Aspekte zum Thema Pressefreiheit dokumentiert, zum "Internationalen Tag der Pressefreiheit" weiter ausgebaut. Neu ist die Rubrik "Specials", in der zum Start Arbeiten der bekannten Fotografin Barbara Klemm für die FAZ-Beilage "Bilder und Zeiten" dokumentiert sind.
Das Internet-Portal will nicht nur Insider ansprechen, sondern allen interessierten Mitbürgern Informationen und Dokumentationen vor allem zur Entwicklung der Pressefreiheit bieten. Das beinhaltet Rechtsdokumente zur Pressefreiheit wie auch Präzedenz-Urteile. Darüber hinaus sollen die Angriffe auf die Meinungs- und Pressefreiheit, auf die Redaktionsfreiheit und den Quellenschutz von Journalisten aufgezeigt werden. Wie diese Einschränkungen historisch und aktuell aussahen, zeigt die Rubrik "Deutsche Geschichte im Spiegel der Presse". Dort sind Dokumentationen über die Zeit des Ersten Weltkriegs und der Weimarer Republik abrufbar. In Arbeit befinden sich die Zeit des Dritten Reiches und die Gründerjahre nach dem zweiten Weltkrieg. Möglich wurde dies alles, weil Verlage wie FAZ, G+J, SPIEGEL, Springer, SZ oder ZEIT dankenswerter Weise freien Zugang zu ihren Archiven gaben.
Partnerschaftlich verbunden ist das "Haus der Pressefreiheit" mit dem Historischen Museum Berlin, dem Haus der Geschichte in Bonn, mit deren Geschichtsportal LEMO (Lebendiges Museum Online), die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg und mit Stiftungen wie der FAZIT-Stiftung in Frankfurt oder der Marion Dönhoff Stiftung in Hamburg. In Kooperation mit der ZDF-Dokumentation "Gedächtnis der Nation" hat der Trägerverein geholfen, Zeitzeugen-Interviews mit mehreren Hamburger Journalisten zu produzieren. Die Videos dazu sind über die Website abrufbar. Nicht zu vergessen die "Hall of Fame", in der Journalisten, Publizisten und Verleger benannt werden, die sich um die Pressefreiheit und den Qualitätsjournalismus verdient gemacht haben.
Der Start des Internet-Portals "Haus der Pressefreiheit" wurde von den sechs Sponsoren FAZ/FAZIT-Stiftung, Gruner+Jahr, Jahr-Gruppe (Familie Jahr), sh:z/Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, ZEIT-Verlag und der Sozietät Brehm & v. Moers ermöglicht. "Erst durch das Engagement wurde dieses gesellschaftlich bedeutsame Projekt möglich. Dafür danken wir ihnen und allen ideell engagierten Mitgliedern unseres Vereins sehr herzlich. Weitere Mitstreiter, die sich eines Themas annehmen wollen, sind jederzeit willkommen", so Heinz H. Behrens, Vorstandsvorsitzender des Vereins Haus der Pressefreiheit e.V., der Anfang 2017 aus dem Verein Deutsches Pressemuseum Hamburg e.V. hervorgegangen ist.
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Joachim Haack
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