Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e.V.
FIBO-Messe: Bei der Fitness aufs Kleingedruckte achten
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FIBO-Messe: Bei der Fitness aufs Kleingedruckte achten
Die Verbraucherzentrale NRW rät, bei Produkten und Anbietern genau hinzusehen
Beim Thema Fitness geht es längst nicht nur um ein bisschen Joggen oder Rückenstärkung. Es geht um Selbstoptimierung und aktuell auch um Longevity, den Trend, mit Hilfe von Biohacking, Pillen und Pülverchen möglichst lange und fit zu leben. Dafür geben viele Menschen sehr viel Geld aus. Vom 10. bis 13. April 2025 trifft sich die Branche auf der FIBO in Köln. Auf der weltweit größten Fitnessmesse können Sportfans in
13 Messehallen Fitnessgeräte und Trends ausprobieren und angesagte Influencer:innen treffen. „Die Anbieter wollen vor allem etwas verkaufen“, sagt Angela Clausen, Teamleiterin Lebensmittel im Gesundheitsmarkt bei der Verbraucherzentrale NRW. „Hier sollte man genau hinschauen. Denn die meisten Supplemente sind nicht nötig – manche sind sogar gefährlich.“ Die Expertin für Nahrungsergänzungsmittel beantwortet die wichtigsten Fragen.
- Sind Nahrungsergänzungsmittel auf Wirksamkeit oder Sicherheit geprüft? Aminosäuren, Kreatin, Carnitin, Elektrolyte: Im Sportbereich werden zuhauf Nahrungsergänzungsmittel empfohlen. Die meisten Kund:innen gehen davon aus, dass diese Tabletten oder Pulver auf Sicherheit und Wirksamkeit überprüft wurden, bevor sie verkauft werden. Das ist aber nicht der Fall. Für Nahrungsergänzungsmittel gibt es kein Zulassungsverfahren wie für Arzneimittel. Innovationen müssen nur angezeigt werden. Es gibt noch nicht einmal gesetzlich festgelegte Höchstmengen für Vitamine oder Mineralstoffe. Rat der Verbraucherzentrale: Vieles ist zwar nicht wirklich nötig, aber manches auch potenziell gefährlich. Beispiel: Dimethylamylamin (DMAA), auch Methylhexanamin genannt. Es soll die Leistung beim Kraftsport erhöhen und beim Fettverbrennen helfen. Aber es erhöht auch den Blutdruck und steht im Verdacht, zu Herzinfarkten und Hirnschlägen zu führen. Wegen der starken Nebenwirkungen ist es als Zutat in Nahrungsergänzungsmitteln verboten.
- Wie verlässlich sind Gütesiegel auf den Produkten? Gütesiegel sind oft hausgemacht oder stehen nur für eine gesetzeskonforme, manchmal auch darüber hinausgehende gute Produktionsweise. Also egal ob Free Sales Certificate (FSC) oder Health Certificate (HC): Sie alle sagen nichts über die Wirksamkeit eines Produkts bzw. die gewünschten Effekte aus. Und sie garantieren auch nicht, dass es nicht mal zu eigentlich unbedeutenden Verunreinigungen oder Kontaminationen kommen kann. Im Wettkampfsport hat das unter Umständen harte Konsequenzen. Wer auf Nummer sicher gehen will, dass Supplemente keine Dopingsubstanzen enthalten, schaut in die „Kölner Liste“, Bestandteil des nationalen Dopingpräventionsnetzwerks.
- Worauf ist bei Proteinpulver zu achten? Viele Sportler:innen verwenden Proteinpulver. Besonders häufig wird „Whey“ verwendet, englisch für Molke. Molkeneiweiß gilt als besonders wertvolles, gut verdauliches Eiweiß. Wunder wirken kann es aber nicht: Beantragte gesundheitsbezogene Angaben, sogenannte Health Claims, wonach Proteinpulver zur Zunahme und zum Erhalt von Muskelmasse oder zur schnelleren Erholung von Muskelermüdung nach dem Sport beitragen, wurden nach wissenschaftlicher Überprüfung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) nicht zugelassen. Wer Pflanzenproteinpulver dem Molkenpulver vorzieht, sollte darauf achten, dass das Produkt auf Schwermetalle getestet wurde. Wem die Herkunft wichtig ist: Made in Germany heißt nicht automatisch, dass die Zutaten aus Deutschland kommen.
- Sind Bio-Nahrungsergänzungsmittel besser? Begriffe wie „Öko“, „Bio“ oder „ökologisch“ sind geschützt und lassen zuverlässig auf ökologische Produktion schließen. Vitamine und Mineralstoffe, die aus natürlichen Quellen stammen und in organisch gebundener Form vorliegen, werden vom Körper zwar nicht besser verwertet als andere, sind aber oft in Begleitung von weiteren förderlichen Pflanzenstoffen. Bio-Produkte enthalten in der Regel keine Rückstände von Pflanzenschutzmitteln, doch natürliche Schadstoffe oder unzulässige neue Pflanzen können ebenso wie in konventionellen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten sein. Für die Sicherheit der Produkte ist immer der Hersteller verantwortlich.
- Wie verlässlich sind die Aussagen von Fitness-Influencern? Influencer:innen sind in der Regel keine verlässlichen Expert:innen. Meist haben sie ein kommerzielles Eigeninteresse. Grundsätzlich wird niemand nur durch eigene (Trainings-)Erfahrungen oder den Besuch eines Fitnessstudios zur Expert:in. Wirkliche Fachleute haben wissenschaftliche Expertise und eine qualifizierte mehrjährige Ausbildung oder ein Studium – und zwar nicht im Marketing, sondern in Medizin, Sport oder Ernährungswissenschaft. Hinterfragen von Aussagen und (angeblichen) Studien hilft.
Weiterführende Infos und Links:
- Mehr zu Risiken und Verunreinigungen gibt es hier: www.klartext-nahrungsergaenzung.de/node/13400
- Mehr zur verbotenen Substanz DMAA: www.verbraucherzentrale.nrw/node/13331
- Was man über Whey-Proteine wissen sollte: www.verbraucherzentrale.nrw/node/80650
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