Presse- und Informationszentrum des Sanitätsdienstes der Bundeswehr
Ein Mediziner erzählt: Mit der fliegenden Intensivstation ukrainische Patienten retten
Koblenz/Köln (ots)
Am 20. April hat die Bundeswehr erneut verletzte und erkrankte Personen aus der Ukraine in Polen aufgenommen und nach Deutschland geflogen. Unter den 21 Patientinnen und Patienten befinden sich auch mehrere verletzte Kinder. Mit an Bord des A310 MedEvac-Flugzeuges war Oberfeldarzt Dr. Jochen Liebler.
Der Facharzt für Anästhesie am BundeswehrZentralkrankenhaus Koblenz ist ein erfahrener Notfallmediziner. Insgesamt 15 Auslandseinsätze, darunter zehn Mal in Afghanistan, hat der Mediziner bereits für die Bundeswehr absolviert. Doch dieser Patiententransport war für Liebler trotz seiner Erfahrung etwas Besonderes. "Im Normalfall fliegen wir ja Soldaten. Aber diesmal hatten wir auch Kinder an Bord. Das jüngste war gerade einmal zehn Monate", erzählt Liebler.
Guter Start
Die Nähe zum Krieg und seine schrecklichen Auswirkungen waren für ihn dort nah und sichtbar. Die Verletzungsmuster reichten von Explosions- und Amputationsverletzungen bis hin zum Schädel-Hirn-Trauma. Ich gehörte zu den Sichtungsteams in Polen. "Als ich die ersten Autos öffnete und mich die Patienten, insbesondere die Kinder, angelächelt haben, war das schon einmal ein guter Einstieg." Für die medizinische Betreuung der 21 Patientinnen und Patienten waren zwei Anästhesieteams aus den Bundeswehrkrankenhäusern Koblenz und Ulm an Bord. Ein ziviler Kinderarzt, Notfallsanitäter aus den Sanitätsregimentern und den regionalen Sanitätseinrichtungen verstärkte die medizinische Crew.
Kuscheltiere und Süßigkeiten sorgen für gute Stimmung
Trotz der vermutlich traumatisierenden Erlebnisse empfand Liebler die Stimmung an Bord als ausgesprochen positiv. "Wenn es den Kindern gut geht, freuen sich auch die Erwachsenen", so Liebler. Besonders gut kamen die Kuscheltiere, Süßigkeiten und Cola bei den Kindern an. Diese organisierte die fliegerische Besatzung des A310 im Vorfeld des Fluges.
Zurück in Köln endete für alle Beteiligten ein langer Tag. Für Liebler ging es von Köln direkt wieder zurück nach Koblenz. Schließlich geht es für ihn am nächsten Morgen nach Dienstplan im BundeswehrZentralkrankenhaus weiter. Auch hier warten wieder Patientinnen und Patienten auf ihn.
Hintergrund:
Die Patientinnen und Patienten des Fluges werden nach dem sogenannten Kleeblattkonzept verteilt, welches Bund und Länder während der Corona-Pandemie entwickelt haben. Im Auftrag des Bundes nimmt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) Hilfegesuche der Ukraine oder Anrainerstaaten über den Katastrophenschutzmechanismus der Europäischen Union (UCPM) auf.
Zusätzlich zu den fünf bestehenden Kleeblattregionen in Deutschland ist das BBK im Rahmen des Ukraine-Krieges als sechstes Kleeblatt etabliert worden und vermittelt nun direkt Patientinnen und Patienten aus der Ukraine. Die Verteilung der Patientinnen und Patienten auf Krankenhäuser in den fünf Kleeblättern erfolgt anschließend gemeinsam mit den Kleeblattpartnern.
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