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Der Sommer war zu warm?
DWD-Klima aus der Mottenkiste
Bonn (ots)
Und wieder ein "zu warmer" Sommer, man mag es nicht mehr hören. In den letzten 18 Jahren erreichte nur ein Sommer den Status "normal", alle anderen waren nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) "zu warm". Und das, obwohl der Eindruck der Bevölkerung ein ganz anderer ist. Stimmt etwas mit unserer Wahrnehmung nicht? War der Sommer wirklich viel wärmer als gefühlt? Um es vorweg zu nehmen: Wir haben hier ein statistisches Problem.
Zur Bewertung des Wetters wird immer noch die "Normalperiode" von 1961 bis 1990 zugrunde gelegt. Oder anders formuliert: Unser Sommer muss sich mit Jahren messen, die ein heute Vierzigjähriger gar nicht erlebt hat. Es ist kein Geheimnis, dass die Mitteltemperatur in den vergangenen Jahrzehnten auf einem höheren Niveau lag als in den Jahren 1961-1990, Stichwort Klimaerwärmung. Oder anders: Die veraltete Normalperiode war im Schnitt kälter als die letzten 30 Jahre.
Unser Wetter soll sich nach Verordnung des DWD aber immer noch mit der kühleren Periode messen, deshalb fällt die Bilanz fast immer "zu warm" aus - und verabschiedet sich gleichzeitig immer mehr vom Empfinden der Menschen. Wir erleben seit über 20 Jahren ein Wetter, das gar nicht in das verwendete Klimamittel einfließt. Erst 2020 soll ein radikaler Schnitt erfolgen: Dann werden schlagartig die Jahre 1991 bis 2020 zum "normalen Klima" erklärt.
Übertragen wir dieses Vorgehen beim Klima auf andere Bereiche. Die Inflationsrate könnte man mit den Jahren 1971 bis 1980 oder die Unfallstatistiken mit einem "Normal" von 1985 bis 2000 vergleichen. Auf anderen Ebenen ist man natürlich bemüht, die Entwicklung der letzten Jahre mit in die Bewertung einfließen zu lassen - bei der Behörde in Offenbach ist das anders.
Man könnte meinen, mit dieser Vorgehensweise soll sichergestellt werden, dass das Thema Klimaerwärmung hoch gehalten werden kann. Denn wie würde es klingen, wenn - wie gefühlt - viel mehr Monate und Jahreszeiten "normal" oder "zu kalt" ausfallen. Schnell kämen kritische Töne, Zweifel an der Dramatik der Klimaänderung auf. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Auch WetterOnline zweifelt die Erwärmung nicht an, kritisiert aber die quasi amtliche Verordnung einer starr festgelegten Vergleichsperiode.
Vorreiter im europäischen Bereich ist Österreich. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Klimatologie hat sich vom Klimamittel 1961 bis 1990 verabschiedet und nutzt stattdessen die Jahre 1971 bis 2000. WetterOnline wird noch einen Schritt weiter gehen und das Mittel aus den Jahren 1981 bis 2010 nutzen.
Pressekontakt:
Markus Müller
Dipl.-Meteorologe
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