Deutscher BundeswehrVerband (DBwV)
Das Vertrauen in die politische Führung der Bundeswehr ist erschüttert
Bonn (ots)
Jahresbericht des Beauftragten für Erziehung und Ausbildung zieht eine niederschmetternde Bilanz
Das verheerende Fazit im Jahresbericht 2001 von Brigadegeneral Dieter Löchel, Beauftragter für Erziehung und Ausbildung beim Generalinspekteur, bestätigt die schlimmsten Befürchtungen des Deutschen BundeswehrVerbandes. "Diese Bilanz zeigt nicht nur, dass die notwendige Bundeswehrreform unseriös finanziert ist, sondern auch, dass es mit der Berufszufriedenheit und Motivation nicht weit her ist", so der Stellvertretende Bundesvorsitzende, Oberstabsfeldwebel a.D. Wolfgang Ostermeier, in Bonn. "Der Mensch", so Ostermeier weiter, "tritt in den Streitkräften immer mehr in den Hintergrund. Das Bild vom Staatsbürger in Uniform erweist sich als schönfärberisch. Während Minister Scharping den Menschen stets das wichtigste Kapital' nennt, zeigt der Bericht sehr deutlich, wie fahrlässig damit umgegangen wird".
"Uns als Verbandsfunktionären' wurde immer vorgeworfen, ein zu negatives Bild der Streitkräfte zu zeichnen, leider müssen wir jetzt feststellen, dass wir Recht haben", beschreibt Ostermeier diese fatale Situation.
Dem vertraulichen Report von General Löchel ist unter anderem zu entnehmen, wie "katastrophal die Situation bei der Nachwuchsgewinnung ist": "Immer weniger Zeitsoldaten wollen noch Berufssoldaten werden". Für Interessenten sei die Bundeswehr "zweite Wahl", weil sie sich vorher vergebens bei Polizei und Grenzschutz beworben hätten. Ebenfalls scharf wird die Rekrutierungspraxis der Kreiswehrersatzämter kritisiert. Man setze dort auf "Quote statt auf Qualität". Weiter berichteten Offiziere: "Das schönste Märchen ist die Klarstandsmeldung, da wird nur modifiziert und gelogen". Wehrpflichtige klagten über "Leerlauf" und "Rumdümpeln". Überall spüre man "allgemeine Ernüchterung" wegen nicht eingehaltener Versprechen der politischen Führung, etwa für bessere Aufstiegschancen und Bezahlung, heißt es in dem Bericht.
Wenn der Begriff der "Parlamentsarmee" nicht nur eine Worthülse bleiben soll, ist es jetzt die Pflicht der Parlamentarier, die Missstände in der Bundeswehr auf die Tagesordnung zu setzen und schnellstens Abhilfe zu schaffen. Für den Papierkorb oder den Panzerschrank ist dieser Jahresbericht jedenfalls zu schade.
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