Resilienter Mittelstand: Wie Unternehmen gestärkt aus Krisen herausgehen
Essen/Berlin (ots)
Dritte Studie mit dem Institut der deutschen Wirtschaft: Firmen zu zögerlich bei Innovationen und neuer Führungskultur
Widerstandsfähig trotz multipler Krisen: Mittelständische Unternehmen in Deutschland müssen den Ukraine-Krieg, hohe Energiepreise, die Coronapandemie und gestörte Lieferketten bewältigen. Der heute veröffentlichte ETL Mittelstandskompass 2023 hat die Resilienz mittelständischer Firmen untersucht. Die Studie zeigt auf, welche Faktoren Unternehmen helfen, Krisen nicht nur zu bewältigen, sondern sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Ein zentrales Ergebnis der Unternehmensbefragung: Widerstandsfähigkeit ist den Firmen in der Theorie sehr wichtig, doch in der Praxis hapert es an der Umsetzung. Für die Resilienz-Studie analysierte ETL vier Bereiche: Strategie und Innovation, Kultur und Mindset, Digitalisierung und IT-Sicherheit sowie Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit. Die inzwischen dritte Studie in Kooperation mit dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) belegt: Unternehmen, die Maßnahmen für mehr Resilienz treffen, sind wirtschaftlich erfolgreicher. Für die Zukunftsfähigkeit und Resilienz hat ETL einen 5-Punkte-Plan entwickelt. Eine Reihe von Empfehlungen soll Mittelständlern helfen, ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken.
57 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, das Thema Resilienz habe in den vergangenen fünf Jahren eher oder stark an Bedeutung gewonnen. Doch: Weniger als die Hälfte der Befragten leiten daraus ab, mittelfristig eher oder sehr wahrscheinlich Maßnahmen zu ergreifen, die die Resilienz erhöhen.
"Resilienz und Widerstandsfähigkeit beginnt immer in den Köpfen und muss daher Chefsache sein. Die Bereitschaft zu Veränderungen ist notwendig, denn ein Unternehmen muss mit den Veränderungen arbeiten, nicht dagegen. Veränderungen und Entwicklungen im Umfeld des Unternehmens müssen frühzeitig erkannt werden und es müssen zielorientierte Maßnahmen, wie etwa die Umsetzung digitaler Prozesse und einer umfassenden Nachhaltigkeits- und Diversitätsstrategie erfolgen", erklärt der Vorstand von Deutschlands größter Steuerberatungsgruppe ETL, Marc Müller. "Die Leitlinie dazu ist immer der Purpose des Unternehmens, denn er definiert Sinn und Zweck und Selbstverständnis und ist der Attraktivitätsfaktor für Mitarbeiter, Kunden, Nachfolger und Investoren. Wenn der Purpose unbekannt oder von gestern ist, wird es keine Widerstandsfähigkeit für morgen geben", sagt ETL-Vorstand Marc Müller.
Laut der ETL-Befragung sind von knapp mehr als 500 befragten Mittelständlern rund ein Fünftel (22 Prozent) Vorreiter. Diese Firmen zeigen eine besonders ausgeprägte Resilienz in ihrer Unternehmenskultur, legen Wert auf gute betriebsinterne Zusammenarbeit und auf das Verhalten der Führungskräfte; außerdem haben sie Digitalisierung und IT-Sicherheit ständig im Blick. Unter den Vorreitern sind überdurchschnittlich häufig Dienstleister und Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern. Die größte Gruppe (45 Prozent) zeigt vor allem bei der Digitalisierung und IT-Sicherheit eine hohe Widerstandsfähigkeit. Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit sind insgesamt nur unterdurchschnittlich ausgeprägt. Dies gilt vor allem für kleinere Mittelständler mit weniger als 50 Mitarbeitern aus den Bereichen Verkehr, Logistik, Handel und Dienstleistung.
Ein Viertel (24 Prozent) der Mittelständler fällt bei IT und Digitalisierung erkennbar zurück - vorrangig Kleinstunternehmen aus dem Produzierenden Gewerbe. Knapp ein Zehntel (neun Prozent) der befragten Firmen schneiden im Bereich Strategie und Innovation zwar gut ab, liegen aber in den drei anderen Bereichen deutlich zurück. Diese Betriebe sind überdurchschnittlich groß und ebenfalls aus den verarbeitenden Industriezweigen.
"Als Resilienz-Avantgarde sehen wir nur rund ein Viertel der Unternehmen - diese sind gegen Krisen gewappnet und gehen sogar gestärkt daraus hervor. Fast die Hälfte der Firmen ist zwar resilient, agiert aber nicht wirklich nachhaltig und damit auch nicht zukunftsfähig. Knapp zehn Prozent des Mittelstands übersteht eine ernsthafte Krise nicht ohne Schaden oder gar nicht", bilanzieren die Studienautorinnen und -autoren. Die größte Herausforderung sei, für kaum oder gar nicht bekannte Problem- und Krisenfelder frühzeitig die Weichen zu stellen. Resilienzwillige Unternehmen müssten knappe Ressourcen möglichst zielgerichtet in nicht präzise vorhersehbare, sondern allenfalls zu erahnende Handlungsfelder investieren. IW-Chef Michael Hüther sagt: "Nur Unternehmen, die widerstands- und anpassungsfähig sind, werden Transformationsprozesse langfristig überstehen. Unabhängig von der Unternehmensgröße zahlen sich Maßnahmen aus, die das Unternehmen resilienter werden lassen. Wichtige Hebel bieten Strategie und Innovation, Unternehmenskultur, Digitalisierung und IT-Sicherheit sowie Nachhaltigkeit. Der ETL Mittelstandskompass 2023 zeigt, welche Dimensionen besonders relevant sind, und gibt konkrete Handlungsempfehlungen für mittelständische Unternehmen."
Was zeichnet widerstandsfähige Unternehmensstrukturen im Detail aus? Führten externe Schocks wie die Coronapandemie und Inflation dazu, dass Unternehmen strategische Investitionen und Innovationen auf Eis legen mussten? Das ist eher nicht der Fall, wie der ETL Mittelstandskompass zeigt: Sehr selten haben Unternehmen Investitionen in die Digitalisierung, Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen oder geplante Änderungen der Eignerstruktur verschoben. Was Unternehmen zu Innovationen treibt, sind unter anderem gesetzliche Regelungen, politische Rahmenbedingungen und regulatorische Anforderungen. Darüber hinaus spielen die Unternehmensziele und -werte eine wesentliche Rolle.
Die Resilienz von Unternehmen hängt deshalb auch maßgeblich von der Unternehmenskultur ab. Eine klare Kommunikation steigert die Motivation der einzelnen Mitarbeiter und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Belegschaft in Krisenzeiten. Führungskräfte erfolgreicher Unternehmen handeln in krisenhaften Situationen deutlich ruhiger und überlegter als die Entscheider in weniger erfolgreichen Firmen. Für die betriebsinterne Zusammenarbeit wird der offene und bereichsübergreifende Austausch, die Flexibilität von Abläufen und das Lernen aus Erfolgen und Misserfolgen als besonders wichtig eingeschätzt.
Mit Blick auf Digitalisierung und IT-Sicherheit zeigt die Studie, dass technische Maßnahmen wie Datenbackups oder regelmäßige Sicherheitsupdates mittlerweile zwar Standard sind, aber vor allem erfolgreiche Unternehmen proaktiv IT-Schutz sicherstellen. Viele Mittelständler vertrauen noch auf firmeninterne Lösungen statt beispielsweise auf professionelle ausgelagerte Cloud-Lösungen zurückzugreifen.
Das Thema Resilienz ist eng mit Fragen der Nachhaltigkeit verknüpft. Für den Mittelstand spielen sozial-gesellschaftliche Werte wie Wohlstand und Teilhabe sowie die Vermeidung von Umweltschäden eine Rolle. Konkrete Ziele in diesen Bereichen aber definieren und prüfen kleinere Unternehmen oft nicht.
Strategisch besonders wichtig ist, dass mittelständische Unternehmen früh beginnen, ihren Energiebedarf zu senken und auf regenerative Energien umzustellen. Auch möglichst hohe soziale Arbeitsstandards sollten festgelegt und eingehalten werden.
Hier den ETL Mittelstandskompass 2023 kostenlos herunterladen:
https://info.etl.de/download-etl-studie-mittelstandskompass-2023
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Danyal Alaybeyoglu, Leiter Unternehmenskommunikation ETL AG |
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