Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Künstliche Intelligenz in der Justiz
Künstliche Intelligenz in der Justiz
- Ein neuer Forschungsverbund der Daimler und Benz Stiftung untersucht die Chancen moderner Softwaretechnologien im Rechtswesen
- Prof. Dr. Markus Langer, Leiter der Abteilung Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Freiburg, befasst sich in seinem Teilprojekt mit der Schnittstelle von Psychologie und künstlicher Intelligenz
- Geleitet wird das Projekt von Prof. Dr. Anne Paschke von der Technischen Universität Braunschweig. Die Daimler und Benz Stiftung fördert das Projekt über drei Jahre mit rund 1,5 Millionen Euro
Der neue Ladenburger Kolleg „Technologische Intelligenz zur Transformation, Automatisierung und Nutzerorientierung des Justizsystems (TITAN)“ der Daimler und Benz Stiftung befasst sich mit dem Einsatz großer Sprachmodelle, sogenannter Large Language Models (LLM), im Justizwesen. Beteiligt sind an dem Projekt Forschende von sieben Universitäten, darunter Prof. Dr. Markus Langer, Leiter der Abteilung Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Freiburg. Geleitet wird das Projekt von Prof. Dr. Anne Paschke von der Technischen Universität Braunschweig. Die Daimler und Benz Stiftung fördert das Projekt über drei Jahre mit rund 1,5 Millionen Euro.
Umgang mit künstlicher Intelligenz im Justizsystem systematisieren
Im Justizsystem geht es vornehmlich um die Erstellung, Auslegung und Anwendung rechtlich relevanter Texte. Vereinzelt nutzen Akteure dafür bereits heute KI-Systeme wie ChatGPT – bislang jedoch weitgehend unkoordiniert. Das neue Förderprojekt soll dazu beitragen, den Umgang mit lernender Software zu systematisieren. Denn künstliche Intelligenz eröffnet ungeahnte Chancen: Routineaufgaben könnten automatisiert, komplexe Probleme einfach gelöst und individuelle Bedürfnisse vorausschauend erkannt werden. Gleichzeitig sind damit jedoch Risiken verbunden und auf der Anwenderseite gibt es Vorbehalte, Hoffnungen und Ängste. „Im Ladenburger Kolleg TITAN wollen wir untersuchen, ob künstliche Intelligenz Funktionen im Justizsystem effizient erfüllen kann, sodass Grundrechte, Demokratie und Rechtsstaat gestärkt werden“, erklärt Paschke. Eine wesentliche Voraussetzung sei etwa die Akzeptanz seitens Justizangehöriger, Rechtanwälten sowie Akteuren der Rechtspflege.
Umgang mit überhöhten Erwartungen und zu hohem Vertrauen in künstliche Intelligenz
Langer leitet innerhalb des Ladenburger Kollegs ein Teilprojekt, das sich mit der Schnittstelle von Psychologie und künstlicher Intelligenz befasst. „Wie müssen KI-basierte Systeme gestaltet sein, damit die Arbeitsbedingungen in der Justiz tatsächlich besser werden? Wie geht man mit überhöhten Erwartungen und möglicherweise zu hohem Vertrauen in KI in der Justiz um?“, nennt Langer dabei als zentrale Forschungsfragen.
Vielfältige Fachdisziplinen an Projekt beteiligt
An dem Projekt um Paschke sind unterschiedliche Fachdisziplinen beteiligt: Rechtsinformatik, Betriebswirtschaftslehre, Arbeits- und Organisationspsychologie sowie Öffentliches Recht, Zivilrecht, Strafrecht und Rechtstheorie. Für den effizienten Einsatz von KI-Systemen wollen die Expert*innen zum einen konkrete Felder im Justizsystem identifizieren, in denen Softwaretechnologien den Menschen zielgenau unterstützen und entlasten können. Dabei gilt es, die rechtlichen Rahmenbedingungen für die jeweiligen Einsatzszenarien zu definieren und sicherzustellen. Darüber hinaus widmen sich die Wissenschaftler*innen zentralen psychologischen Fragen, etwa der Vertrauenswürdigkeit, der Gestaltung von Arbeits- und Veränderungsprozessen und der gefühlten Verantwortlichkeit der einzelnen Akteure. Zur künftigen Akzeptanz digitaler Transformationsprozesse tragen nach Einschätzung der Expert*innen auch agile Organisationsformen mit schnellen Entscheidungsprozessen, hoher Eigenverantwortung und Fehlerakzeptanz bei. Auch Sichtweisen externer Stakeholder und internationale Perspektiven wollen die Wissenschaftler*innen einholen.
Sieben Universitäten, ein Projektteam:
Technische Universität Braunschweig
Prof. Dr. Anne Paschke (Koordination und Projektleitung), Öffentliches Recht und Digitalrecht
Georg-August-Universität Göttingen
Prof. Dr. Philipp Reuß, MJur (Oxford), Bürgerliches Recht und Zivilprozessrecht
Universität Konstanz
Prof. Dr. Liane Wörner, LL.M. (UWMad), Strafrecht und Rechtstheorie
Universität des Saarlandes
Prof. Dr. Dominik Brodowski, LL.M. (UPenn), Strafrecht und Digitalrecht
Technische Universität München
Prof. Dr. Matthias Grabmair, LL.M, Rechtsinformatik
Prof. Dr. Isabell M. Welpe, Strategie und Organisation
Universität Freiburg
Prof. Dr. Markus Langer, Arbeits- und Organisationspsychologie
Stanford University, USA
Prof. Dr. Daniel E. Ho, Rechtsinformatik und Politikwissenschaft
Im Rahmen des Ladenburger Kollegs befassen sich die Forschenden ab sofort mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz im Justizsystem. Die Daimler und Benz Stiftung fördert den Forschungsverbund für drei Jahre mit rund 1,5 Millionen Euro.
Ladenburger Kolleg
Die Ladenburger Kollegs stellen eine Schwerpunktförderung der Daimler und Benz Stiftung dar. Das Format bietet Wissenschaftler*innen die Möglichkeit, innerhalb eines interdisziplinären Forschungsverbunds Themenstellungen über einen längeren Zeitraum zu bearbeiten. Hierzu veröffentlicht die Stiftung in unregelmäßigen Abständen Ausschreibungen.
Daimler und Benz Stiftung
Die Daimler und Benz Stiftung fördert Wissenschaft und Forschung. Dazu richtet sie innovative und interdisziplinäre Forschungsformate ein. Ein besonderes Augenmerk legt die Stiftung durch ein Stipendienprogramm für Postdoktorand*innen sowie die Vergabe des Bertha-Benz-Preises auf die Förderung junger Wissenschaftler*innen. Mehrere Vortragsreihen sollen die öffentliche Sichtbarkeit von Wissenschaft stärken und deren Bedeutung für unsere Gesellschaft betonen.
Weitere Informationen unter: www.daimler-benz-stiftung.de
Kontakt
Hochschul- und Wissenschaftskommunikation
Universität Freiburg
Tel.: +49 761 203 4302
E-Mail: kommunikation@zv.uni-freiburg.de
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