Förderpreis der nordhessischen Bauwirtschaft für Masterarbeit zu Wärmegewinnung aus Abwasser
Förderpreis der Bauwirtschaft für Masterarbeit zu Wärmegewinnung aus Abwasser
Der diesjährige Förderpreis der nordhessischen Bauwirtschaft geht an den Kasseler Studenten Lukas Höft. Er erhielt den mit 3.000 Euro dotierten Preis für seine im Studiengang Umweltingenieurwesen angefertigte Masterarbeit „Abwasserwärmenutzung aus dem Auslauf von Kläranlagen – Bestimmung des Abwasserwärmepotenzials für Hessen“ vorgestern (28. Januar) im Gießhaus der Universität Kassel.
Im Ablauf von Kläranlagen steckt eine große Menge thermischer Energie, die zurzeit technisch noch nicht ausgeschöpft wird. Abwasserwärme ist eine ideale Niedertemperatur-Wärmequelle, die sich durch ganzjährige Temperaturen von in der Regel über 10 °C auszeichnet. Die Wärme kann als erneuerbare Energie sowohl auf der Kläranlage genutzt als auch darüber hinaus in ein Wärmenetz eingespeist werden. Die Nutzung von Abwasserwärme in Kombination mit modernen Wärmenetzen ist eine Möglichkeit zur klimaneutralen Wärmeerzeugung mit Groß-Wärmepumpen. Um die Potenziale einer Abwasserwärmenutzung aus dem Ablauf von Kläranlagen als Fernwärme gezielt und effizient erschließen zu können, ist eine standortspezifische Identifikation und Quantifizierung der übertragbaren Wärmeleistung notwendig.
Lukas Höft hat im Rahmen seiner Masterarbeit die taggenauen Betriebsdaten von insgesamt vier hessischen Kläranlagen der Größenklassen 3 und 4 für das Zeitfenster der Jahre von 2019 bis 2022 detailliert ausgewertet, um deren Wärmenutzungspotenziale im Jahresverlauf zu ermitteln. Daraus wurden Standortfaktoren entwickelt, die eine Übertragung der Ergebnisse mit geringem Aufwand auf andere Kläranlagen ermöglichen.
Das Potenzial zur Wärmerückgewinnung aus dem Auslauf von Kläranlagen ist vielerorts in einer den Eigenbedarf übersteigenden Höhe vorhanden. Diese nachhaltige Möglichkeit der Wärmeversorgung kann für viele hessische Kommunen einen wichtigen Baustein zur Erreichung ihrer Klimaneutralität darstellen und gleichzeitig die anthropogene thermische Belastung der Gewässer reduzieren.
Die Ergebnisse des Preisträgers seien sehr überzeugend und wertvoll, urteilte die Jury. Die Arbeit verbinde in hervorragender Weise wissenschaftlichen Anspruch mit direktem Praxisbezug und erfülle das Bewertungskriterium „Beitrag zur Lösung wesentlicher Probleme in der Ingenieurpraxis“ sehr gut. Sie zeige zudem beispielhaft, wie am Fachbereich Bauingenieur- und Umweltingenieurwesen in enger Verknüpfung von universitärer Forschung, Lehre und Wissenstransfer konkrete Beiträge zur Nutzung erneuerbarer Energien und damit auch zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen generiert werden.
Der Preis wird gestiftet von der Arbeitsgemeinschaft Stufenausbildung (Bau) Kassel – ASK und ist mit insgesamt 3.000 Euro dotiert. Die Verleihung erfolgt in Kooperation mit dem Fachbereich Bauingenieur- und Umweltingenieurwesen der Universität Kassel einmal jährlich in einer öffentlichen Feierstunde an Studierende des Fachbereichs für hervorragende Abschlussarbeiten. Auswahlkriterium ist dabei, dass die auszuzeichnenden Arbeiten unter Beachtung einer kostengünstigen Planung, Konstruktion und Bauausführung einen Beitrag zur Lösung wesentlicher Probleme in der Ingenieurpraxis leisten.
Der Förderpreis der nordhessischen Bauwirtschaft setzt die Tradition des KBB-Preises fort, der vor 37 Jahren erstmals verliehen wurde. Somit handelt es sich um den am längsten bestehenden Förderpreis für studentische Abschlussarbeiten an der Universität Kassel.
Die Masterarbeit von Lukas Höft wurde betreut von Prof. Tobias Morck (Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft). Seit dem Abschluss seines Masterstudiums arbeitet Lukas Höft als Planungsingenieur bei der Abwasserentsorgung Stade in der Hansestadt Stade (Niedersachsen).
Die Festveranstaltung fand im Gießhaus der Universität statt. Erstmals wurde dafür –im Probebetrieb – auch ein neuer Anbau ans Gießhaus genutzt. Der rund 80 Quadratmeter großer Saal wird künftig einerseits Studierenden die Möglichkeit einer ruhigen Lernatmosphäre geben, zum anderen kann er als Empfangsraum für Veranstaltungen genutzt werden.
Die Moderation des Abends übernahm Prof. David Laner als Dekan des Fachbereichs Bauingenieur- und Umweltingenieurwesen. Die Verleihung des Förderpreises wurde vorgenommen von den beiden Vorständen der ASK Thilko Gerke und Dr. Burkhard Siebert. Den Festvortrag hielt Sascha Wiehager, Geschäftsführer und Institutsleiter des BWI-Bau, Düsseldorf zum Thema „European Green Deal – Auswirkungen auf die Wertschöpfungskette Bau“.
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