Profiler Suzanne Grieger-Langer
Business-Profiler Suzanne Grieger-Langer: "Die Wirtschaft kann von Autokraten und Populisten profitieren"
Main (ots)
Die markant geschminkten Augen könnten als Indiz für Suzanne Grieger-Langers Durchblick gewertet werden. Der entsteht allerdings vor allem in ihrem Kopf: Sie ist Charakter-Profiler, erkennt Menschen und ihre Motivation, trennt Poser von Performern und kommt beruflichem Fehlverhalten auf die Spur. Eine Kompetenz, die die Wirtschaft gerne in Anspruch nimmt, auch beim Recruitment. Die Schweizer Großbank UBS lobt Grieger-Langer als "eine der besten Profiler der Welt", das Frauenmagazin Cosmopolitan ruft: "Sie ist der Guide!", ihr wird "brillantes Wissen, hochdosiert und sofort wirksam" nachgesagt. Seit 25 Jahren arbeitet die Diplom-Pädagogin als Dozentin und Trainerin, schreibt Bücher und Kolumnen und macht sich vor allem eins: Gedanken.
Die führen sie aktuell zu einer Frage, die viele Menschen bewegt: Wie kann es sein, dass Regierungschefs wie Trump, Putin und Erdogan mit so viel Demagogie so viel Erfolg erzeugen? Ihre Antworten verarbeitet Suzanne Grieger-Langer in ihren pointierten Vorträgen und erläutert, wie Unternehmen und Führungskräfte die Codes von Populisten und Autokraten nutzen und umkehren können - für mehr Wachstum, Entwicklung und Erfolg.
Populisten spielen mit Ängsten und Emotionen verunsicherter Bürger
Dafür müssen zuerst die Mechanismen durchschaut werden. "Diese Männer sind Trolle der Politik, Störenfriede, die mit Stammesethik manipulieren, statt Antworten auf die Fragen des 21. Jahrhunderts zu finden. Wir haben auch so einen Troll: Horst Seehofer. Nicht ganz so gefährlich, dennoch enervierend und schädigend", erklärt Business-Profiler Grieger-Langer. Die Taktik der Politik-Trolle setze auf Verführung und Emotionalität. Ein bevorzugtes Mittel hierfür sei das Framing. Der Begriff steht für eine bewusste Wortwahl, die das Denken in Korridore lenkt: "Flüchtlingswelle", "Modernisierungsverlierer" oder - ganz neu - "Asyltourismus" sind Beispiele dafür. Der Fakt wird zur Bedrohung und damit manchmal auch zum Fake.
Mit dieser provozierenden Kommunikationsform führen die Trolle nach Ansicht von Grieger-Langer den "Aufstand der Abgehängten" an, die sich, teilweise zu Recht, nicht wahrgenommen und ohnmächtig fühlen. "Die Trolle biegen Ohnmacht Richtung Allmacht und vermitteln: Papa wird's schon richten! Und das ist brandgefährlich, weil es die Demokratie zerstört", sagt Profiler Grieger-Langer. Ihr Gegenentwurf: "Genau dieses Potenzial kann und sollte die Wirtschaft nutzen. Wir müssen wieder verstärk darauf blicken, was uns als Gesellschaft und Menschen zusammenhält. Politik ist ebenso ein People-Business wie Wirtschaft." Und: Man müsse nicht die Typen, sondern die veränderte Welt verstehen.
Auch Unternehmen sollten die Bedürfnisse von Mitarbeitern und Kunden abbilden
Im Bereich Human Resources sollte eine Schubumkehr eingeleitet werden, bei der dem "Opfer" eine Hand gereicht wird, die es aus der Bedrängnis holt - das geht auch verbal. Die Hand gehört bestenfalls einem kraftvollen, leidenschaftlichen Mentor, der die Fähigkeiten der Menschen erkennt. "Der Mentor ist das Gegenteil des Tyrannen. Er folgt keinem narzisstischen Antrieb, sondern fördert jeden Einzelnen darin, Held seines Lebens zu werden und gibt ihm dafür das Rüstzeug", sagt die 46Jährige. Dies ist vor allem ein mentales, das grob skizziert auf der Frage basiert: Warum machen wir das alles?
Aus Marketing Sicht bedeutet das für Unternehmen, weniger zu kommunizieren, was sie verkaufen, sondern vielmehr zu erzählen, warum es sie gibt: Ihre Dienstleistungen oder Produkte erleichtern oder verschönern den Menschen das Leben. Als gelungenes Beispiel empfindet Grieger-Langer die Kampagne von "Starbucks", bei der Kunden ihre persönliche Kennenlernen-Geschichte aus den Coffee-Shops erzählten. Das Unternehmen landete damit einen viralen Hit. "Genau diese Geschichten fließen dann in das Storytelling ein: Geschichten mit Feinden und Helden, von Hindernissen und Mut. Solche Inhalte spiegeln uns wider, weil wir alle jeden Tag irgendwie kämpfen."
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