Deutsche Industrieforschungsgemeinschaft Konrad Zuse e.V. (Zuse-Gemeinschaft)
Zuse-Präsident Bastian stellt Ideen zur Steigerung des Innovationsgeschehens und für innovationsfreundliches Klima vor
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Industrieforschung steht vor schweren Herausforderungen · Wissenschaft, Wirtschaft und Politik müssen besser zusammenarbeiten · Verlässliche Finanzierungsmodelle und moderne Infrastruktur gefordert · Fachkräftemangel muss endlich wirksam begegnet werden
Berlin. Hoher globaler Innovationsdruck, unzureichender Transfer, mangelnde und unzureichend strukturierte Förderung, Fachkräftemangel und eine überbordende Bürokratie. Die Herausforderungen, denen sich die Industrieforschung vermehrt ausgesetzt sieht, sind inzwischen mehr als nur Hemmnisse: Sie gefährden das Funktionieren des Systems von Transfer und Innovation und damit die Innovationskraft der mittelständischen Wirtschaft Deutschlands.
Darauf weist die Deutsche Industrieforschungsgemeinschaft Konrad Zuse e.V. (Zuse-Gemeinschaft) als Stimme der Industrieforschungseinrichtungen in Deutschland hin. Sie vertritt gut zwei Drittel der Institute und feiert in diesem Jahr ihren 10. Geburtstag. Ihr Präsident, Prof. Dr. Martin Bastian, nimmt eine Standortbestimmung vor und fordert eine intensive, strukturierte Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, verlässliche und flexible Finanzierungsmodelle, Zugang zu modernsten Laboren, Maschinen und digitalen Tools sowie einen effektiven Kampf gegen den Fachkräftemangel.
Industrieforschung baut Brücke aus Wissenschaft in Wirtschaft
„Industrieforschung ist anwendungsnahe, praxisorientierte Forschung, in der Regel für mittelständische Unternehmen. Sie baut die Brücke aus der Wissenschaft in die Wirtschaft, indem sie beide Bereiche zusammenbringt und mit fokussierter Grundlagen- und anwendungsorientierter Forschung ergänzt. Das erschließt vor allem mittelständischen Unternehmen den Zugang zu aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen“, ordnet Prof. Dr. Martin Bastian, Präsident der Zuse-Gemeinschaft zunächst Industrieforschung als Wissenschaftsbereich ein.
„Industrieforschung basiert auf erkenntnisgewinnorientierter Grundlagenforschung. Umfangreiche Evaluierungen sichern Standards und Qualität. Wissenschaftler in der Industrieforschung sprechen auch die Sprache der Wirtschaft, kennen die Märkte, wissen um den Druck von Unternehmen, eher als der Mitbewerber anbieten zu müssen und scheuen sich nicht, wissenschaftliche Erkenntnisse in wirtschaftlichen Erfolg umzuwandeln.“ Er betont: „Industrieforschung schließt als vorwettbewerbliche Forschung an Grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung an und ist ein gleichrangiger, wissenschaftlicher Forschungsbereich Sie ist keine gewinnorientierte Produktentwicklung.“
Innovationsdruck setzt Transfersystem unter Druck
„Die erste Herausforderung für die Industrieforschung sowie die mittelständische Wirtschaft ist der hohe globale Innovationsdruck, dem wir als eine der größten Volkswirtschaften der Welt ausgesetzt sind. Um im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben, müssen Forschung und Entwicklung immer schneller Ergebnisse liefern, was gerade für viele mittelständische Unternehmen eine enorme Belastung darstellt“, umreißt er das Problem.
Stabile Finanzierung und verlässliche Förderstrukturen fehlen
Damit verbunden ist die Finanzierung von Innovationen ein wichtiges Thema, so Bastian weiter: „Öffentliche Fördermittel sind in der Regel projektbezogen und zeitlich befristet, was die langfristige Planung von Forschung erschwert.“ Er fordert zur Unterstützung mittel- wie langfristiger Planungssicherheit einen gleichberechtigten Zugang zu Förderprogrammen sowie stabile und verlässliche Förderstrukturen.
Wissenstransfer funktioniert nur unzureichend
„Wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichen Innovationsprozess ist ein gelungener Wissenstransfer, also ein funktionierender und schneller Transfer von aktuellen neuen Forschungs- und Entwicklungsergebnissen. Dieser Brückenschlag zwischen Forschung und Praxis bleibt eine komplexe Aufgabe – nicht zuletzt, weil viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) nicht über die Ressourcen oder das Know-how verfügen, um Forschungsergebnisse erfolgreich in die Praxis umzusetzen“, erinnert der Zuse-Präsident.
Fachkräftemangel gefährdet Exzellenz und Innovationen
„Der zunehmende Fachkräftemangel stellt auch die Forschungseinrichtungen der Zuse-Gemeinschaft vor Herausforderungen“, so Zuse-Präsident Bastian weiter: „Es wird immer schwieriger, hochqualifizierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für die industrienahe Forschung zu gewinnen, insbesondere in technisch anspruchsvollen Bereichen wie Künstliche Intelligenz oder Nachhaltige Produktion, und die Forschungseinrichtungen stehen hier unter hohem Kostendruck. Hier wirkt sich das Besserstellungsverbot hemmend aus, da es die Möglichkeiten zur Zahlung wettbewerbsfähiger Gehälter an wissenschaftliche Spitzenkräfte einschränkt und damit die Attraktivität der Forschungseinrichtungen der Zuse-Gemeinschaft beeinträchtigt.“
Ent-Bürokratisierung schnell vorantreiben,
Ressourcen zielführender einsetzen
Schließlich fordern auch die teilweise überbordende Regulierung und Bürokratisierung ihren Tribut, berichtet der Zuse-Präsident: „Ein hoher Dokumentationsaufwand, eine umfangreiche Belegverwaltung sowie die vielen Unterschiede in den Förderbestimmungen binden unsere Ressourcen, sind zeit- und kostenintensiv. Wir würden diese Ressourcen, gerne besser direkt in Forschung und Innovation investieren.“
Industrieforschung benötigt engere Vernetzung aller Akteure
„Ein ideales Umfeld für industrielle Forschung, Innovation und Transfer zeichnet sich durch enge Vernetzung zwischen allen Akteuren, ausreichende Ressourcen und ein innovationsfreundliches Klima aus. Es stärkt die Institute als zentrale Akteure, gibt ihnen die Ressourcen und Freiräume für Spitzenforschung und erleichtert die Umsetzung ihrer Erkenntnisse in marktfähige Innovationen.“, skizziert Bastian.
„Auch ist der unermüdliche Einsatz für ein innovationsfreundliches gesellschaftliches Klima wichtig. Die Bedeutung der Industrieforschung muss stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden, um als Motor für Fortschritt und Wohlstand anerkannt zu werden.“
Seine Forderungen im Detail:
„Erstens muss die intensive Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik gegeben sein. Forschungseinrichtungen und Unternehmen müssen sich in interdisziplinären Netzwerken begegnen, um Wissen, Ideen und Technologien schneller auszutauschen. Dabei müssen Start-ups und KMUs gleichberechtigt eingebunden werden, da sie oft besonders innovative Ansätze verfolgen.
Zweitens sind verlässliche und flexible Finanzierungsmodelle unerlässlich. Eine ideale Umgebung bieten langfristige Förderprogramme, die es Forschungseinrichtungen und Unternehmen ermöglichen, nachhaltig und risikoarm zu arbeiten. Gerade bei der langfristigen Sicherung der Förderprogramme ruckelt es immer wieder und wir erleben bundeshaushaltsabhängige ‚Trockenphasen‘, die zu finanzieller Unsicherheit bei Unternehmen und Forschungseinrichtungen führen. Ergänzt durch steuerliche Anreize könnten Unternehmen verstärkt in eigene Forschung und Entwicklung investieren, hier sind wir mit der Forschungszulage auf einem guten Weg.
Drittens spielt die Infrastruktur eine wichtige Rolle. Forschende benötigen den Zugang zu modernsten Laboren, Maschinen und digitalen Tools. Auch hier müssen passende Fördermechanismen in Bund und Ländern etabliert sein, die diesen Bedarf unkompliziert abdecken. Hier besteht noch Nachholbedarf.
Viertens muss dem Fachkräftemangel gezielt begegnet werden. Ein ideales Umfeld fördert Talente bereits in der Ausbildung und bietet klare Perspektiven für eine Karriere in der angewandten Forschung. Dazu gehört auch eine enge Verzahnung der Hochschulen mit wirtschaftsnahen Forschungseinrichtungen, etwa durch duale Studiengänge oder gemeinsame Forschungsprojekte. Wünschenswert wäre hier auch eine intensivere, zielführendere Zusammenarbeit der zuständigen Ministerien.“
Die Zuse-Gemeinschaft, so Bastian weiter, steht für einen ziel- und lösungsorientierten Dialog mit allen Akteuren bereit: „Wir freuen uns auf einen intensiven Austausch und möchten unseren Beitrag leisten, die Wirtschaftskraft unseres Landes zu stärken und Wohlstands zu erhalten.“
red/zuse
Über die Zuse-Gemeinschaft Die Zuse-Gemeinschaft vertritt die Interessen gemeinnütziger, privatwirtschaftlich organisierter Industrieforschungseinrichtungen. Dem technologie- und branchenoffenen Verband gehören bundesweit über 80 Institute an. Als praxisnahe, kreative Ideengeber des deutschen Mittelstandes übersetzen sie Erkenntnisse der Wissenschaft in anwendbare Technologien und bereiten den Boden für Innovationen, die den Mittelstand weltweit erfolgreich machen.
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