Polizei ordnet Warnung vor HIV-Spritzen als Schwindel ein
Berlin (ots)
Auf Facebook wird derzeit die vermeintliche Warnung eines nicht näher identifizierten Landeskriminalamtes vor HIV-verseuchten Nadeln in Kinositzen verbreitet. In einem Kölner Kino sei dazu eine Notiz gefunden worden, in der mitgeteilt würde: «Sie wurden soeben durch das HIV infiziert». Ein «Kontrollzentrum der Krankheiten» habe über mehrere ähnliche Ereignisse in anderen Städten berichtet, heißt es weiter.
BEWERTUNG: Es handelt sich um eine Falschmeldung, die seit mehr als zehn Jahren online verbreitet wird.
FAKTEN: Die Polizei Essen/Mülheim an der Ruhr hat die in sozialen Netzwerken verbreitete «angebliche Warnung» am 5. September 2019 als Falschmeldung identifiziert. «Entsprechende Fälle sind der Polizei allerdings nicht bekannt - dementsprechend ist das LKA nicht Verfasser dieser Meldung. Zudem ist diese angebliche Warnmeldung alt, sie kursierte bereits vor Jahren durch soziale Medien», heißt es in der Pressemitteilung. (http://dpaq.de/ZPj6b)
Das Landeskriminalamt Schleswig-Holstein hatte eine entsprechende Warnmeldung bereits im November 2007 als «Hoax(Jux /Schwindel)-meldung» identifiziert. «Entsprechende Fälle hat es nicht gegeben. Das Sachgebiet Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Landeskriminalamtes SH hat selbstverständlich eine solche "Warnung" nicht herausgegeben», hieß es in der Mitteilung. (http://dpaq.de/zHQDz)
Die erfundene Geschichte über die vermeintlich offizielle Warnung haben in der Vergangenheit schon mehrere Faktenchecker als falsch bewertet.
So ordnete der Hoax-Info Service der Technischen Universität (TU) Berlin mehrere fast wortgleiche Texte als Falschmeldungen ein und führt Varianten der Geschichte auf, die sich in Wien bzw. Lausanne ereignet haben sollen. (http://dpaq.de/CGJxQ)
Auch die Faktenchecker der österreichische Seite «Mimikama» verweisen im Zusammenhang mit der angeblichen Warnung auf eine Reihe von Falschmeldungen und Kettenbriefen, über sie bereits im Jahre 2012 berichtet hatten. (http://dpaq.de/jlmRv)
---
Links:
Facebook-Post mit angeblich offizieller Warnung: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=2497200010513807&set=a.1427567287477090&type=3&theater (archiviert: http://dpaq.de/2Y84p)
Dementi der Polizei Essen/Mülheim: https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/11562/4367492(archiviert: http://dpaq.de/6ttYC)
Dementi LKA Schleswig-Holstein: https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/2256/1089782 (archiviert: http://dpaq.de/oRs35)
Einordnung des Gerüchts bei Hoax-Info der TU Berlin: https://hoax-info.tubit.tu-berlin.de/hoax/hivdiscotxt.shtml (archiviert: http://dpaq.de/Tjyus)
Geschichte des Gerüchts bei Mimikama: https://www.mimikama.at/allgemein/hoax-hiv-infektion-im-kino-in-der-disco-und-anders-wo/ (archiviert: http://dpaq.de/iRpT5)
---
Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com
© dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH. Die vorstehenden Inhalte sind urheberrechtlich geschützt. Jegliche Nutzung von Texten, Grafiken und Bildern ohne vertragliche Vereinbarung oder sonstige ausdrückliche Zustimmung der dpa ist unzulässig. Dies gilt insbesondere für die Verbreitung, Vervielfältigung und öffentliche Wiedergabe sowie Speicherung, Bearbeitung oder Veränderung. Alle Rechte bleiben vorbehalten.