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dpa-Faktencheck

Vergiftungsgefahr besteht nur bei falschem Gebrauch

Berlin (ots)

Immer wieder taucht in den sozialen Netzwerken die Behauptung auf, Kinder sollten keine mit Fluorid versetzte Zahncreme nutzen. Die neue Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung, die Dosen bei Zwei- bis Sechsjährigen zu verdoppeln, versetzte Teile der Internet-Gemeinde in Aufregung (http://dpaq.de/kTLyS).

BEWERTUNG: Eine Vergiftungsgefahr durch fluoridhaltige Zahncreme besteht nur bei falschem Gebrauch - das gilt für Erwachsene und Kinder.

FAKTEN: Karies könne die Zähne befallen, sobald diese in der Mundhöhle erscheinen, warnt Stefan Zimmer, Fachzahnarzt für Öffentliches Gesundheitswesen. Nach seinen Worten sind Milchzähne «sogar besonders gefährdet». In Deutschland habe bereits jedes zweite Kind unter drei Jahren einen kariösen Zahn, Sechsjährige sogar im Schnitt zwei. Zimmer sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Das halte ich für ein Land mit einem so hoch entwickelten Gesundheitssystem, wie wir es sind, für inakzeptabel.» (http://dpaq.de/nhWEf)

Die Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung empfiehlt gerade für die ersten Beißerchen neuerdings höhere Dosen mit einem Anteil von 500 bis 1000 ppm Fluorid (parts per million: Anteile pro Million). Für Zwei- bis Sechsjährige raten die Experten zu Zahnpasta mit 1000 ppm Fluorid. Für ältere Kinder, deren erste bleibende Zähne durchgebrochen sind, darf es demnach schon die Erwachsenen-Menge von bis 1500 ppm Fluorid sein (http://dpaq.de/l2PGW).

Dennoch kommt es wie so oft auf die Dosierung an. Kinder vor allem zwischen sechs und acht Jahren, die ständig mehr als das Doppelte der empfohlenen Fluoride zu sich nehmen, können weißliche Schmelzflecken (Zahnfluorose) bekommen. Diese sind laut Bundeszahnärztekammer allerdings gesundheitlich nicht bedenklich. Bei stärkerer Überdosierung kann es dagegen zu deutlich braunen Zahnverfärbungen kommen.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) stellt die folgende Rechnung auf: Der Verzehr von einer ganzen Tube (etwa 65 Gramm) Kinderzahnpasta mit 500 ppm auf ein Mal führt zu Übelkeit und Bauchschmerzen.

In großen Mengen aufgenommen, kann Fluorid tödlich sein. Ein Beispiel: Ein 15 Kilogramm schweres Kind müsste mindestens 75 Milligramm Fluorid aufnehmen, damit eine Vergiftung wohl tödlich endet. Das wären rund zwei Tuben Kinderzahncreme oder eine Tube Zahnpasta für Erwachsene auf einen Schlag.

Ein 90 Kilogramm schwerer Mann erreicht die sicher tödliche Fluorid-Dosis erst, wenn er mit einem Mal 20 bis 40 Tuben von Erwachsenen-Zahnpasta (mit 1500 ppm) essen würde.

Wer seinen Körper aber über Jahre täglich Fluoridmengen von fünf bis zehn Milligramm aussetzt, kann an einer Knochenfluorose erkranken. Die Knochen verlieren dann an Elastizität und brechen leichter (http://dpaq.de/sg02R).

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Links:

Beitrag: https://www.facebook.com/ali.erhan.148/posts/2411307855614487 (archiviert: http://dpaq.de/kTLyS)

Bundeszahnärztekammmer zu Karies bei 12-jährigen Kindern: https://www.bzaek.de/fileadmin/PDFs/df19/Mundgesundheit_Karieserfahrung_12Jaehrige.pdf

Bundeszahnärztekammer zur Verwendung von Fluorid in Zahnpasta: https://www.bzaek.de/fileadmin/PDFs/b/fluoride.pdf

Gesellschaft für Zahnerhaltung zu Kinderzahnpasten mit Fluorid: https://www.spektrum.de/lexikon/ernaehrung/fluoridintoxikation/3087

Letale Dosis bei akuter Vergiftung mit Fluorid: https://www.dgz-online.de/sites/default/files/seite/dateien/pm_27.09.18_dkiz_dgz_dgpzm.pdf

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Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com

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