Rekordtempo für die Riedbahn: Mammutaufgabe in nur fünf Monaten bewältigt
Frankfurt (ots)
20 Bahnhöfe modernisiert, 111 Gleiskilometer erneuert, 152 Weichen ausgetauscht, 130 Kilometer Oberleitungen erneuert, 1.200 Anlagen der Leit- und Sicherungstechnik auf den neuesten Stand gebracht - und das alles in nur fünf Monaten: Die Generalsanierung der Riedbahn, der vielbefahrenen Bahnstrecke zwischen Frankfurt und Mannheim, war ein Mammutprojekt, das im Rekordtempo abgeschlossen worden ist. Das auf Infrastruktur, Bau und Immobilien spezialisierte Beratungsunternehmen Drees & Sommer SE hat die Deutsche Bahn mit zahlreichen Leistungen bei der Generalsanierung unterstützt - bei der Erneuerung aller technischen Anlagen sowie bei der Modernisierung der 20 Bahnhöfe entlang des Streckenabschnitts.
Ob Gleise oder Weichen, Signale oder Schallschutzwände, Fahrdraht oder Oberleitungen: Sämtliche Bauwerke entlang der Strecke der Riedbahn wurden fristgerecht fertiggestellt. Am 14. Dezember wurde die Strecke wieder für den Fern-, Regional- und Güterverkehr freigegeben. Der erste Zug, der in der Nacht zum 15. Dezember planmäßig die neuen Gleise passierte, war ein Güterzug.
Starke Teamleistung sorgt für stabilen Betrieb
"Der Abschluss der ersten Generalsanierung ist ein wichtiger Schritt für die strukturelle Sanierung unserer Infrastruktur. Innerhalb von nur fünf Monaten haben wir in einer starken Teamleistung gemeinsam mit unseren Baupartnern und getragen von einem bis dato nie dagewesenen politischen Willen die störanfällige Riedbahn komplett saniert. Neue Gleise, Weichen, Signale und Stellwerkstechnik sorgen auf dieser hochbelasteten Strecke künftig für einen stabilen Betrieb. Reisende profitieren von modernen und attraktiven Zukunftsbahnhöfen", erklärt DB-Chef Dr. Richard Lutz. Die Riedbahn ist ein Prestige-Projekt für die Deutsche Bahn. Denn nach dem Vorbild dieser Sanierung sollen in den kommenden Jahren 41 vielbefahrene Strecken von Grund auf saniert werden.
Die Riedbahn zwischen Frankfurt am Main und Mannheim wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in Betrieb genommen. Bis zur Sperrung der Strecke im Juli passierten laut Angaben der Bahn täglich mehr als 300 Züge den Streckenabschnitt - damit gehört er zu den verkehrsreichsten Schienenkorridoren bundesweit. Aufgrund der starken Belastung waren die Anlagen zunehmend störanfällig, was immer wieder zu bundesweiten Auswirkungen auf den Schienenverkehr geführt hatte. Ziel der Generalsanierung war es, die Zuverlässigkeit auf dieser Verkehrsachse wieder zu erhöhen.
"Es handelte sich um ein Pilotprojekt, denn statt einer langwierigen Modernisierung im laufenden Betrieb wurde hier die vollständig gesperrte Strecke inklusive betroffener Unterwegsbahnhöfe in Rekordzeit generalüberholt", erklärt Annette Beierl, Teamleiterin bei Drees & Sommer. "Aufgrund der Vollsperrung hatte Termintreue bei diesem Projekt oberste Priorität." Im Rahmen der Generalsanierung sollen bis 2027 insgesamt 1.500 Streckenkilometer im hochbelasteten Netz der Deutschen Bahn nach diesem Vorbild erneuert und modernisiert werden. Denn schließlich gilt es, den massiven Sanierungsstau im deutschen Eisenbahnnetz zügig abzubauen. Die Generalsanierung ist dabei elementarer Bestandteil des Gesamtprogramms S3, mit dem die DB in den nächsten drei Jahren neben der Infrastruktur auch den Betrieb und die Wirtschaftlichkeit des Konzerns saniert. Das nächste Großprojekt ist hierbei die Sanierung der Strecke Hamburg-Berlin.
Lean Construction Management sorgt für effiziente Prozesse
Die Drees & Sommer SE brachte im Zuge des Pilotprojekts Riedbahn die Unternehmenskompetenzen in verschiedenen Leistungsbereichen ein, unter anderem im Projekt- und Vertragsmanagement sowie der Projekt- und Terminsteuerung. Ein interdisziplinäres Team unterstützte bei der Erneuerung aller technischen Anlagen sowie bei der Modernisierung der 20 Bahnhöfe entlang des Streckenabschnitts. Darüber war Drees & Sommer bereits seit Anfang 2020 an der Erneuerung und Sanierung mehrerer Stellwerke der Riedbahn beteiligt. Ziel der Maßnahmen war es, die Betriebsqualität der Anlagen zu verbessern und ihre Verfügbarkeit zu sichern. Dazu waren die bisherigen Stellwerke auf dem Streckenabschnitt zwischen Lampertheim und Walldorf an sieben Standorten durch elektronische Anlagen ersetzt worden, zudem wurde die Ausrüstung der linienförmigen Zugbeeinflussung durch das European Train Control System (ETCS) Level 2 (mit Signalen) ersetzt. Mit dem Bau von ETCS wurde ein wesentlicher Bestandteil des zukünftigen einheitlichen europäischen Eisenbahnverkehrsleitsystems realisiert. Diese Modernisierungsarbeiten wurden bereits Anfang des Jahres abgeschlossen.
Um dieses Großprojekt zu koordinieren, kam das sogenannte Lean- bzw. Lean Construction Management zum Einsatz. Dabei handelt es sich um eine ganzheitliche und integrierte Methode zur Projektentwicklung. "Indem die laufenden Prozesse während der Planungs- und Bauphase kontinuierlich überprüft, angepasst und verbessert wurden, konnten Effizienz, Qualität und ein gutes Zeitmanagement sichergestellt und jegliche Art der Verschwendung, Überproduktion oder Wartezeiten vermieden werden", erklärt Drees & Sommer-Teamleiterin Beierl. Vor allem in einer so kurzen Zeitschiene mit der von Anfang an klaren Zielsetzung, die Strecke bereits Mitte Dezember wieder in Betrieb zu nehmen, bietet sich Lean-Management an, da dadurch Probleme frühzeitig erkannt und Störungen beseitigt werden können - und das auf kürzestem Kommunikationsweg. Denn Bauen heißt schließlich auch, auf Unvorhergesehenes zu reagieren - was mithilfe des Lean-Managements auf besonders effiziente Weise funktioniert.
Vorausschauende Planung mit digitalen Steuerungsinstrumenten
Eine vorausschauende Planung war auch bei der Logistik unabdingbar, um auch in Zeiten von Material- und Ressourcenknappheit und instabilen globalen Lieferketten sicherzustellen, dass sämtliche Bauteile rechtzeitig an Ort und Stelle waren. "Die ganzheitliche Planung hat es ermöglicht, frühzeitig zwischen Standardprodukten und Einzelanfertigungen zu differenzieren und die Produktion entsprechend anzustoßen, um die Materialien zur richtigen Zeit an den richtigen Ort anzuliefern", erläutert Drees & Sommer-Teamleiterin Beierl. "Dazu gehörte auch, bestimmte Maßnahmen vorzuziehen und die Planungen kurzfristig zu überarbeiten und anzupassen, um das vorgegebene Zeitfenster für die Baumaßnahmen einzuhalten." Umso wichtiger sei hier der Lean-Construction-Management-Ansatz gewesen, der nicht nur zum Projektbeginn, sondern kontinuierlich über den gesamten Projektzyklus zum Einsatz kam.
"Die wichtigste Herausforderung war das große Bauvolumen, das innerhalb der kurzen Zeitspanne umgesetzt werden musste", berichtet Drees & Sommer-Teamleiterin Beierl. Um das Großprojekt zu bewältigen, spielten viele digitale Steuerungsinstrumente eine wichtige Rolle. So war es besonders wichtig, relevante Informationen schnell und zügig jedem im Projekt zugänglich zu machen, wofür ein digitaler Planlauf zum Einsatz kam. Zum Datenaustausch wurde das Tool SharePoint genutzt, zur Protokollierung und Aufgabenverfolgung von Besprechungen kamen die Planungstools Confluence und Jira zum Einsatz. Für die operative Steuerung an den verschiedenen Bauabschnitten wurden Kameraüberwachung, Drohnen und eine trackerüberwachte Fahrzeugsteuerung genutzt.
Die Bündelung sämtlicher Baumaßnahmen innerhalb des fünfmonatigen Zeitkorridors sorgt nun dafür, dass der Streckenabschnitt über Jahre hinaus baustellenfrei ist. Das ist in diesem verkehrlich besonders geforderten Eisenbahnabschnitt besonders wichtig, weil er ein wichtiger europäischer Transportkorridor ist und neben dem Personennah- und Fernverkehr auch der europäische Güterverkehr von ihm abhängig ist. Denn eine funktionierende Eisenbahnstruktur ist ein zentrales Element des European Green Deal, der eine Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene als wichtiges klimapolitisches Ziel der EU vorsieht. So sei die Bahn bis zu 28-mal klimafreundlicher als das Flugzeug, über sechsmal energieeffizienter als der Lkw und viermal energieeffizienter als das Auto.
Weitere Infos unter: Nach fünf Monaten Generalsanierung: DB nimmt Riedbahn zwischen Frankfurt/Main und Mannheim wieder in Betrieb.
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