Peer Steinbrück startet EU-Mehrwertsteuermaschine
Kassel (ots)
- Deutsches Start-up löst das Problem innergemeinschaftlicher Lieferungen in der EU für Handel und E-Commerce
- Erste und einzige zertifizierte und permanent aktualisierte Datenbank mit sämtlichen in der EU geltenden Steuersätzen
- Full Service Clearinghouse für automatisierte Mehrwertsteuer-Zahlungen in allen EU27
- Rechtssicherheit für europäische Händler
- Schneller und einfacher Zugang zum europäischen Binnenmarkt
- Peer Steinbrück Aufsichtsratsvorsitzender der eClear AG (vormals ClearVAT)
"Daran hat sich die europäische Politik seit mehr als zehn Jahren erfolglos versucht", kommentierte Peer Steinbrück auf der Bühne des Onlinehändler Kongresses "Plentymarkets" in Kassel, bevor er gemeinsam mit Gastgeber Jan Griesel und eClear Gründer Roman Maria Koidl das Ergebnis mehrjähriger Entwicklungsarbeit symbolisch in Betrieb nahm.
Was weder Europäische Kommission noch andere Institutionen zum gegenwärtigen Zeitpunkt vorweisen können, hat das Berliner Start-up eClear AG (vormals ClearVAT AG) nun mit seiner EU-Mehrwertsteuermaschine offiziell gestartet. 8.000 große E-Commerce-Händler aus ganz Europa sind zum Start angeschlossen. Innerhalb der nächsten zwölf Monate beabsichtigt eClear weiteren rund 300.000 Händlern die technische Integration bereitzustellen. "eClear ist ein einzigartiges Infrastrukturprojekt zur vollautomatisierten Berechnung, Einziehung und Abfuhr der Mehrwertsteuer im grenzüberschreitenden E-Commerce-Handel in der EU", so Gründer Roman Koidl. "Man glaubt es kaum, aber nicht einmal eine vollständige Liste der Steuersätze und Ausnahmeregelungen existierte in der EU, von den Möglichkeiten, die geschuldeten Steuern an einem Punkt zentral zu entrichten, ganz zu schweigen", ergänzt Peer Steinbrück.
Mehr als 550.000 Steuersatzanwendungen für Millionen Produkte
Mit der Mehrwertsteuermaschine wird eine Datenbank zur Anwendung gebracht, die Herstellern und Händlern in der Europäischen Union fortwährend aktualisierte Steuersätze bereitstellt. Bei 27 Mitliedstaaten kann das so viel nicht sein!? - Weit gefehlt: "Jedes EU-Land entscheidet selbst, wann welcher Mehrwertsteuersatz für welches Produkt gilt. Zu den Regelsätzen kommen die ermäßigten Sätze hinzu. Es existieren tausende von Ausnahmen, Ermäßigungen, Befreiungen und Sonderregelungen", so Koidl. Zudem gibt es regionale Besonderheiten und Vorschriften. Man denke nur an die Kanarischen Inseln, Helgoland, Monaco, San Marino, die Azoren oder gar die französischen Überseegebiete. Mit allen Sonderregelungen und Ausnahmen bringt es eClears einzigartige Datenbank auf mehr als 550.000 zertifizierte Steuersatzanwendungen für Millionen von Produkten, die sog. Steuerkennzeichen. Der Clou: Ein Netzwerk aus Umsatzsteuer-Spezialisten in allen EU-Mitgliedsstaaten erfasst sofort jede gesetzliche Änderung in einem zertifizierten Update-Prozess. Zusammengenommen für Peer Steinbrück "eine einfache, praktische und faire Lösung, die Händlern nicht nur Rechtssicherheit verschafft, sondern Händlern faktisch den EU-Markt überhaupt erst öffnet".
Starke Kooperationspartner im Boot: SAP, Deloitte, BDO
Bei der Entwicklung unterstützten die Steuerberatergesellschaften Deloitte und AWB mit ihren internationalen Büros. BDO und SAP sind Partner im Bereich Zertifizierung und Technologie. Für die Abwicklung von Milliarden Transaktionen baut eClear auf die In-Memory Datenbank SAP HANA und SAP S/4HANA, der neuesten Generation von SAP-Unternehmenssoftware. "Auf dem Weg in eine neue Realität zeigt sich, dass Flexibilität in jeder Branche das A und O ist. eClear muss sehr hohe Volumina bewältigen und sehr schnell im Check-out des Händlers zur Verfügung stehen. Dabei helfen intelligente Technologien von SAP und das Expertenwissen von Partnern wie Uniorg", sagt Christian Mehrtens, Leiter Partner- und Mittelstandsvertrieb und Mitglied der Geschäftsleitung der SAP Deutschland.
"Die temporäre Mehrwertsteuersenkung in Deutschland hat gezeigt, mit welchem Aufwand sich Händler konfrontiert sehen, selbst wenn es nur um nationales Mehrwertsteuerrecht geht. Wer den Erfolg seines Unternehmens auf dem europäischen Markt nachhaltig sichern möchte, muss sich sowohl um revisionssichere als auch ökonomisch sinnvolle Lösungen für den innergemeinschaftlichen Handel bemühen", ergänzt Stephanie Alzuhn, Partner bei der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte in Berlin
Zugang zum europäischen Binnenmarkt
Nicht nur die unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze stellen für Händler eine Herausforderung dar. Administrative Aufwände wie Registrierungen in den Bestimmungsländern, erforderliche Meldungen oder auch die Kommunikation mit lokalen Steuerbehörden sorgen für hohen Zeit- und Kostenaufwand oder machen gar einen Strich durch die Expansionspläne. Ein beträchtlicher Teil der 20 Milliarden Euro Steuern, die nach Schätzung der EU-Kommission pro Jahr im Onlinehandel verkürzt werden, findet seine Ursache in der Komplexität der Anforderungen.
Dem stellt eClear sein automatisiertes Umsatzsteuer-Clearing entgegen: eine registrierungsfreie Alternative für B2C-Warenlieferung innerhalb der EU-Staaten. Händler installieren eine kleine Software in ihrem Shop. Sodann wird die im Bestimmungsland geltende Mehrwertsteuer nicht nur korrekt berechnet, sondern die Umsätze werden auch an die jeweilige Steuerbehörde gemeldet und die Steuern direkt durch eClear zentral abgeführt. Roman Maria Koidl: "Unser Full-Service-Ansatz befreit Händler von den steuerrechtlichen Pflichten und vor allem auch von den zahlreichen Haftungsrisiken im Ausland, wie zum Beispiel einer lokalen Betriebsprüfung."
Seine Premiere feiert die Datenbank im onlinebasiertem E-Commerce ERP-System plentymarkets. Durch eine Vollintegration stehen die Umsatzsteuerlösungen den angeschlossenen Händlern ab sofort zur Verfügung und der europäische Binnenmarkt damit offen. "Der Anteil an grenzüberschreitenden Warensendungen von plentymarkets-Händlern in Europa steigt weiter signifikant. Mit der eClear AG haben wir einen strategischen Partner gewonnen, der unseren Kunden bezogen auf die steuerliche Betrachtung eine einzigartige Lösung anbieten kann", erläutert Jan Griesel, Gründer und CEO plentysystems AG.
"Europa-Start-up" mit globaler Vision
Gründer Roman Koidl versteht das Unternehmen als "Europa-Start-up". Denn anders als üblich wird nicht ein deutsches Konzept in andere EU-Länder exportiert. - eClear ist von Anbeginn in der gesamten EU verfügbar. 2016 als ClearVAT AG gegründet, ging das Unternehmen 2019 mit seiner Testphase online. In seiner "Series A Funding Round" sammelte das Start-up 15,0 Millionen Euro Venture Capital ein. Die Valuation der gegenwärtig laufenden "Series B" liegt bei EUR 300 Mio. Eine strategische Partnerschaft mit der plentysystems AG markierte im März 2020 den offiziellen Markteintritt.
Seit dem 1. Oktober firmiert das mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Unternehmen unter dem Namen eClear AG. "Unsere Lösungen fokussieren nicht mehr nur auf Mehrwertsteuer bzw. VAT. Wir arbeiten derzeit intensiv an der Ausweitung unserer Produktpalette, um den zollpflichtigen Handel aus Drittstaaten in die EU rechtssicher und in der Abwicklung effizienter machen", begründet Roman Maria Koidl die Namensänderung. Daher wird "ClearVAT" fortan als Lösungsbezeichnung die Produkte des Unternehmens im Bereich Mehrwertsteuer bündeln, während der Unternehmensname "eClear" den notwendigen Freiraum für die Entwicklung weiterer Clearing-Produkte schafft, hier insbesondere rund um die Themen Zoll (ClearCustoms) und Payment (ClearPAY).
eClear ist mit Büros Berlin, Konstanz, Köln und München vertreten. Das Team umfasst aktuell rund 60 Mitarbeiter und soll bis zum Jahresende 2021 auf 180 Mitarbeiter anwachsen.
Die Mitglieder des Aufsichtsrats sind: Peer Steinbrück (Vorsitzender), Dr. Clint Magg (Stv.), Thomas Beyer, Dr. Gerhard Cromme, Thomas Ebeling, Prof. Dr. Andreas Hackethal, Oliver Schiller, Hanns-Eberhard Schleyer.
eClear AG (vormals ClearVAT AG)
eClear ist Europas einziger "One Stop Shop"-Anbieter, der es Onlinehändlern erlaubt, Waren innerhalb der Europäischen Union - unter Berücksichtigung der jeweils gültigen Mehrwertsteuer - ins Bestimmungsland zu vertreiben. Dazu bietet eClear eine simple Lösung: Software installieren, Vertrag unterschreiben, sofort grenzenlos in alle EU-Staaten liefern. So befreit das Unternehmen über eine Million Onlinehändler in der EU und ihre Investoren vom Risiko, gegen Steuergesetze zu verstoßen.
Peer Steinbrück
Peer Steinbrück, war Bundesfinanzminister (2005-2009) und Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen (2002-2005). Als Kandidat der SPD bewarb er sich 2013 für das Amt des Bundeskanzlers. Nach der Niederlegung seines Bundestagsmandates im September 2016 übernahm Peer Steinbrück den Kuratoriumsvorsitz der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung. Der studierte Volkswirt war von 1986 bis 1990 Büroleiter des Ministerpräsidenten von NRW, Johannes Rau. 1990 wurde er Staatsekretär zunächst für Umwelt, dann für Wirtschaft und Verkehr und schließlich 1993 Minister für Wirtschaft und Verkehr in Schleswig-Holstein. Ab 1998 war er Minister für Wirtschaft und Verkehr und ab 2000 Finanzminister in Nordrhein-Westfalen. Seit 2016 ist Peer Steinbrück Vorsitzender des Aufsichtsrates der eClear AG (vormals ClearVAT AG), Europas einzigem Clearinghaus für Cross-Border eCommerce-Transaktionen.
Roman Maria Koidl
Roman Maria Koidl ist ein "Europa-Unternehmer". Der Mehrfachgründer und Bestsellerautor investiert mit seinem "Company Builder" in Innovationen von bislang wenig digitalisierten Branchen, wie etwa dem internationalen Kunsthandel. Sein Online-Marktplatz "fineartmultiple" ging 2015 online. Zwischenzeitlich haben sich die AXA Konzern AG und ProSiebenSat1 Media SE beteiligt. Einige Jahre zuvor hatte er das von ihm gegründete Unternehmen "Schokogramm" erfolgreich an den Schweizer Handelskonzern MIGROS veräußert. Mit dem FinTech-Unternehmen eClear (vormals ClearVAT) etabliert Koidl nun ein im regulatorischen Umfeld EU-weit agierendes Unternehmen.
plentymarkets
plentymarkets ist ein E-Commerce ERP-System, das Warenwirtschaft mit Shopsystem und Omni-Channel-Vertrieb verbindet. Dank umfangreicher Funktionen und Schnittstellen lässt sich mit der online-basierten Software der gesamte Workflow im On- und Offline-Handel voll automatisiert abbilden. plentymarkets verfügt neben dem eigenen Webshop über Anbindungen zu allen relevanten Marktplätzen, Payment-, Logistik-, Webshop-, Recht- und Affiliate-Marketing-Anbietern sowie über die App-basierte Kassensoftware plentyPOS und ermöglicht so die zentral gesteuerte Erschließung einer Vielzahl an Verkaufskanälen.
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