Endstation Prostitution: „Nachfrage, Gewalt und Leid eindämmen“ - Maria Noichl, MdEP
Parlament fordert EU-weiten Ansatz zur Prostitutions-Regelung
Die europäische Regulierung der Prostitution in den EU-Staaten basiert auf zwei gänzlich unterschiedlichen Konzepten: das Nordische Modell in Schweden, Irland, Frankreich und Spanien - sowie eine Liberalisierung in den Niederlanden, Österreich, Deutschland und Belgien. Heute hat das Europäische Parlament mit einem Initiativbericht Position bezogen und mehrheitlich für eine Politik zur Prostitution entschieden, die Nachfrage eindämmen soll.
Maria Noichl, gleichstellungspolitische Sprecherin der S&D-Fraktion:
„Das Europäische Parlament gibt den Menschen, insbesondere den Frauen, in der Prostitution eine Stimme, die unsere Gesellschaft ausgrenzt und stigmatisiert. Wir stehen denjenigen zur Seite, die schon lange vor der Ausbeutung warnen und bisher zu wenig Gehör gefunden haben, obwohl sie in der Prostitution die Mehrheit stellen.
Rund 70 Prozent der Menschen in der Prostitution sind in der EU und weltweit Migrant*innen und kommen aus besonders prekären Verhältnissen. In manchen EU-Staaten wie Österreich oder Deutschland stellen sie sogar eine noch größere Gruppe. Diese Menschen befinden sich nicht aus freiem Willen in der Prostitution, sondern aus purer Perspektiv- und Alternativlosigkeit. Die Mehrheit der Menschen in der Prostitution sind zudem Frauen, die Mehrheit der Käufer Männer. Das System der Prostitution ist durch und durch sexistisch und rassistisch.
Berichte von OSZE und Europol verdeutlichen, dass die Liberalisierung aller Facetten der Prostitution die Nachfrage schürt und den Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung anheizt. Laut diesen Berichten dienen legale Infrastrukturen, also Bordelle und Laufhäuser in Ländern wie Deutschland oder Belgien, als Deckmantel für organisierte Kriminalität.
Mit diesem Bericht fordern wir mehr Unterstützungsangebote und Alternativen für diejenigen, die aus der Prostitution aussteigen wollen. Weiterhin sollen die EU-Staaten Initiativen starten, um die Nachfrage drastisch zu reduzieren, indem sie Sexkäufer sowie andere, die von der Prostitution anderer profitieren, ins Visier nehmen. Gleichzeitig muss die Stigmatisierung und de-facto Kriminalisierung von Menschen in der Prostitution ein Ende haben. Möglich wird diese Entwicklung nur, indem Gesellschaft und Gesetzgeber Armut und soziale Ausgrenzung bekämpfen sowie Stereotypen und Ungleichheiten beseitigen. Nur so wird es Menschen am Ende möglich sein, selbstbestimmt das Leben zu leben, dass sie leben wollen - und nicht eines, von dem sie glauben, dass es ihre einzige Möglichkeit ist.“
Die Parlamentsmehrheit für den Bericht erhöht den Druck auf Mitgliedstaaten, ihre jeweilige Gesetzgebung kritisch zu analysieren und in den europäischen Austausch darüber zu treten.
Mit freundlichen Grüßen
Gina Horst
Parlamentarische Referentin
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Maria Noichl
Mitglied des Europäischen Parlaments
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