Mit passgenauer Verpackung zu weniger CO2 und Müll
Mit passgenauer Verpackung zu weniger CO2 und Müll
Bremerhavener Logistikstudent entwickelt modulare Verpackungslösung
Wer Waren online bestellt, kennt vermutlich die Überraschung beim Öffnen der Pakete: Oft ist die Umverpackung viel zu groß und der Inhalt durch große Mengen Füllmaterial geschützt. Besonders nachhaltig ist das nicht. Der Bremerhavener Logistikabsolvent Tim Stadtlander hat sich in seiner Bachelorarbeit mit diesem Problem beschäftigt. Für die SIKO GmbH hat er eine Verpackungslösung entwickelt, die optimal zum Sortiment passt. Prognosen zufolge könnte dies zu einer deutlichen Verbesserung der CO2-Bilanz des Unternehmens führen.
Die Produktvielfalt der SIKO GmbH war eine Herausforderung für das Verpackungskonzept des Unternehmens. Es gab viele verschiedene Kartonagen, die sich nicht gut kombinieren ließen. Dadurch mussten nicht nur häufig mehrere Pakete für eine Bestellung verschickt werden, auch der Lagerbestand an unterschiedlichen Größen war sehr groß. Um das Verpackungsproblem lösen zu können, ist das Unternehmen auf den Studiengang Transportwesen/Logistik zugekommen. Student Tim Stadtlander fand die Aufgabe spannend und machte sie zum Thema seiner Bachelorarbeit. Er arbeitete mit dem Unternehmen und den Laboren der Hochschule zusammen, um ein neues und direkt nutzbares Konzept für die SIKO GmbH zu entwickeln.
Seine Verpackungslösungen hat Tim Stadtlander von innen nach außen gedacht – zunächst also die Innenverpackung entwickelt. Dafür hat er die Produkte nach Form und Größe kategorisiert und so verschiedene Größenklassen erstellt. Diese waren die Grundlage für die Entscheidung, wie die Stanzungen der neuen Verpackung aussehen müssen. „Das neue Verpackungskonzept beinhaltet acht verschiedene Varianten, die alle in die gleichen zwei Außenverpackung passen. Das hat zu einer deutlichen Verringerung der Packmittelvielfalt um 62 Prozent geführt. Außerdem mussten früher häufig mehrere Pakete verschickt werden, weil nicht alle bestellten Teile in einen Karton passten. Die neue Verpackung löst auch dieses Problem“, erklärt Stadtlander. Dadurch sowie durch das geringe Gewicht des Inlays verbessere sich auch die prognostizierte CO2-Bilanz des Unternehmens deutlich.
Wichtig bei der Entwicklung neuer Verpackungen sind Funktionalität und Schutzverhalten. Dabei geht es unter anderem um den Einfluss von Feuchtigkeit auf die Kartonage bei der Lagerung sowie um mechanische Einflüsse beim Transport. Beides hat Tim Stadtlander im Verpackungslabor der Hochschule Bremerhaven überprüft. Die Verpackung wurde für eine Woche in einem Klimaschrank gelagert, der konstante Klimabedingungen von 90 Prozent Luftfeuchtigkeit und 20 Grad Celsius halten kann. Zusätzlich wurde Kartonage bei Raumtemperatur gelagert. Für den Stoßversuch wurden sowohl die feuchte als auch die trockene Verpackung jeweils zehn Mal aus einem Meter Höhe fallengelassen. Dabei wurde die Belastung gemessen und mit den maximal zugelassenen Werten verglichen. „Der Vergleich zeigt, dass die maximalen Beschleunigungen unter dem Grenzwert des Produkts liegen. Das lässt das Fazit zu, dass das Schutzverhalten der Verpackung ausreichend ist“, sagt Stadtlander.
Der zweite durchgeführte Versuch ist der sogenannte Stapelstauchdruckversuch. Dabei wird mithilfe einer Presse Druck auf die Verpackungen ausgeübt. Anhand der Werte, ab wann sich der Karton verformt, lassen sich Rückschlüsse auf das Verhalten während der Lagerung und des Transports ziehen. „Es wurden jeweils zwei Versuchsreihen für trockene und feuchte Kartonage durchgeführt. Aus diesen beiden Messungen habe ich einen Mittelwert gebildet. Diesen habe ich zur Veranschaulichung in die Anzahl der Paletten überführt, die dem gemessenen Druck entsprechen. Dieser Wert verdeutlicht den Unterschied des Widerstandsverhaltens von feuchter und trockener Kartonage im statischen Fall. Aufgrund des hohen Risikos von feuchter Kartonage während des Transports wurde beschlossen, dass von einwelliger zu doppelwelliger Wellpappe gewechselt wurde“, erläutert Stadtlander. Dafür, dass er die Infrastruktur der Hochschule für seine Versuche nutzen durfte, ist er sehr dankbar. „Prof. Dr. Dieter Heimann hat mich als mein Prüfer sehr gut unterstützt. Und auch sonst bin ich wirklich sehr gut durch mein Studium auf meine Aufgabe vorbereitet worden“, sagt er.
Eine der größten Herausforderungen war es, die verschiedenen Interessensgruppen von der neuen Verpackung zu überzeugen. „Es gab viele Stakeholder, mit denen ich mich abstimmen musste. Da war es schwierig, den Punkt zu finden, wo alle mit der Lösung leben können“, sagt Stadtlander. Die finale Version ist nicht als Ideenpapier in der Schublade der SIKO GmbH verschwunden, sondern seit September im Einsatz. „Jeden Freitag geht sie nach Amerika“, freut sich der Absolvent. Und weil durch die modulare Lösung weniger Pakete verpackt werden müssen, wurden auch die größten Skeptiker von der neuen Verpackung überzeugt.
Inzwischen lebt Tim Stadtlander nicht mehr in Bremerhaven. Er macht seinen Master an der Fachhochschule Münster. Dort plant er derzeit eine Exkursion mit Kommiliton:innen, die ihn zurück in die Seestadt führen wird: Gemeinsam mit anderen Masterstudierenden wird er Logistikunternehmen besuchen – und so vielleicht einige Fachkräfte in die Region locken.
Noch bis zum 15. Februar läuft die Bewerbungsphase für das Sommersemester 2025. Auch die Logistikstudiengänge der Hochschule nehmen neue Studierende auf. Weitere Informationen unter www.hs-bremerhaven.de/studium.
Mit Begeisterung studieren, lehren und forschen – dafür steht die Hochschule Bremerhaven seit 50 Jahren. In mehr als 20 praxisnahen und innovativen Studiengängen profitieren die rund 3.000 Studierenden von der engen Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft und modernen Lehr- und Lernansätzen. Die zahlreichen Forschungsaktivitäten der „Hochschule am Meer“ wurden bereits vielfach ausgezeichnet und unterstützen nachhaltige Entwicklungen in der Region und darüber hinaus.
Pressekontakt: Hochschule Bremerhaven Nadine Metzler An der Karlstadt 8 27568 Bremerhaven nmetzler@hs-bremerhaven.de presse@hs-bremerhaven.de