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Internationale Kampagne für Entschuldung und Entschädigung im Südlichen Afrika

Heidelberg (ots)

Afrika auf dem G8-Gipfeltreffen: Kein Grund zur Euphorie
Südafrikanischen Kirchen kritisieren Nepad
In Kananaskis, Kanada, stand mit NEPAD ( New Partnership for
Africa's Development) endlich Afrika, der große Verlierer der
gegenwärtigen neo-liberalen Phase der Globalisierung, auf der
internationalen Agenda der Globalisierungsgewinner.
Der von afrikanischen Regierungschefs vorgeschlagene Plan will
demokratisches Regieren, Friedensförderung, wirtschaftliches Wachstum
und neue vertragliche Rahmenbedingungen mit den industrialisierten
Ländern einsetzen, um den Kontinent auf den Weg von nachhaltigem
Wachstum und Entwicklung zu bringen. Die deutsche Bundesregierung hat
NEPAD als einen von Afrika ausgehenden "Paradigmenwechsel" euphorisch
aufgenommen und in der Vorbereitung auf den G-8 Gipfel maßgeblich
unterstützt.
Aus Sicht der "Internationalen Kampagne für Entschuldung und
Entschädigung im Südlichen Afrika" ist bei einer ersten Bilanz des
Gipfels in Kananaskis keine Euphorie angesagt, solange der
entscheidende Geburtsfehler von NEPAD nicht beseitigt ist: die
fehlende Einbeziehung der Zivilgesellschaft  als primäre Subjekte
einer nachhaltigen Entwicklung in Afrika. Umso entscheidender sind
die Stimmen aus Gewerkschaften, Kirchen und NROs in Afrika selbst,
die sich zu NEPAD gheäußert haben.
Die südafrikanischen Kirchen kamen nach einem längeren
Diskussionsprozess zu einer differenzierten und kritischen
Stellungnahme zu NEPAD. In der Presseerkkärung vom 7. Juni heisst es
dazu u.a.:
Afrikas soziale, ökonomische und politische Beziehungen mit den
industrialisierten Ländern müssen dringend durch gezielte
internationale Anstrengungen transformiert werden, wenn Afrika aus
der Armut befreit werden soll. Die Neue Partnerschaft für die
Entwicklung Afrikas (NEPAD) präsentiert sich als eine visionäre und
dynamische Initiative einer Gruppe afrikanischer Führer der neuen
Generation für den Wiederaufbau und die Entwicklung des Kontinents.
Aber die von NEPAD entworfene Vision verliert durch den Fokus auf
erhöhte globale Integration und auf  schnelles Wachstum des
Privatsektors als Antwort auf die Armut an Schärfe. Zudem bezieht
NEPAD die Bevölkerung Afrikas in der Transformation des Kontinents
nicht mit ein.
NEPAD beinhaltet mehrere viel versprechende Aspekte, die
AfrikanerInnen erneut Hoffnung geben könnten. NEPAD kann das
Verantwortungsbewusstsein auf eine vollkommen neue Weise stärken und
die wirkungsvolle Zusammenarbeit zwischen afrikanischen Regierungen
fördern. Dies eröffnet die Möglichkeit, ein authentisches
Entwicklungsmodel zu entwerfen, welches Afrikas Bedürfnissen
angepasst ist, anstatt unangepasste, aufgezwungene Bedingungen zu
adoptieren, die afrikanischen Gemeinschaften Schaden zufügen.
Aber NEPAD tut so, als ob es die negativen sozialen Auswirkungen
der schnellen Privatisierung der Grundversorgung und der sozialen
Dienstleistungen auf verarmte afrikanische Gemeinschaften nicht gäbe.
Sie analysiert die grundlegenden Machtverhältnisse nicht, die Afrikas
Entwicklung hemmen. Vor allem aber bezieht NEPAD die AfrikanerInnen
nicht mit ein. Wenn NEPAD sich nicht in erster Linie auf die Menschen
in Afrika stützt, kann dies ein noch stärker geteiltes Afrika zur
Folge haben.
NEPAD muss sich primär auf die unmittelbare Armutsbekämpfung
konzentrieren, die den Armen direkte Vorteile bringt, anstatt wie
vorgeschlagen auf langfristige und indirekte Entwicklungsstrategien
zu setzen. Ein konstruktiver Schuldenerlass für Afrika muss zur
Priorität erklärt werden, als Bedingung für die nachhaltige
Entwicklung Afrikas. NEPAD muss auch entscheidende strukturelle
Veränderungen des aktuellen internationalen Finanz- und
Handelssystems verlangen.
Es kann nicht als die alleinige Verantwortung Afrikas betrachtet
werden, die Geissel der Korruption zu beenden, denn Korruption ist
ein globales Problem. Eine Übergewichtung der "kostenlosen" Elemente
von NEPAD durch die G8, wie friedensfördernde Massnahmen, Themen der
"good governance" und der Entwicklung des Privatsektors, ohne die
dazugehörende materielle Verpflichtung, Afrikas Wiederaufbau und
Entwicklung zu unterstützen, stärkt das Misstrauen, welches viele
AfrikanerInnen glauben lässt, dass eine auf der Hoffnung einer neuen
Partnerschaft mit reichen Ländern basierende afrikanische Entwicklung
nicht machbar ist".
Der Text der Presseerklärung sowie das 20-seitige
Diskussionspapier sind abrufbar unter: www.woek.de.
Für weitere Anfragen steht als Ansprechpartner zur Verfügung: 
Theo Kneifel, 
KASA, Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika, Heidelberg, 
Tel. 06221-785545; Fax 06221-781183

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