Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung DIVA
Trump, die Börsen und die Lehren für Kleinanleger
MSCI World: Vom ETF-Liebling zum Problemfall?
Frankfurt am Main (ots)
- Börsen quittieren Unsicherheit mit Kursverlusten
- MSCI-World mit sehr hoher USA-, Dollar- und Tech-Gewichtung
- Aktive Fonds gegenüber ETFs aktuell im Vorteil
- Die Vermögensstruktur bleibt das A und O der langfristigen Geldanlage
Er gilt als der Welt-Aktienindex schlechthin: der MSCI World. Gerade für unerfahrene Kleinanleger sind deshalb die ihn abbildenden ETFs (Exchange Traded Funds) oft der Ersteinstieg ins Börsenuniversum im Glauben, damit breit gestreut weltweit zu investieren. Und unter Schwankungen gab es tatsächlich für diese ETFs in den letzten Jahren nur eine Richtung: Aufwärts.
Doch das Blatt hat sich jüngst gewendet. Insbesondere die großen Fonds und Pensionskassen, also institutionelle Anleger, haben schnell auf die erratische Politik des US-Präsidenten reagiert und Geld aus Amerika abgezogen. Die Folge: Die Kurse amerikanischer Aktien, vor allem die der Tech-Werte, sind deutlich gefallen. Und mit ihnen die Kurse der ETFs, allen voran diejenigen, die den MSCI World abbilden.
Börse quittiert Unsicherheit
Generell gilt: Die Aktienkurse orientieren sich an den Fundamentaldaten der Unternehmen. Und die lassen sich in ruhigem Umfeld weitaus besser prognostizieren als in Zeiten hoher Verunsicherung. Und genau die wird derzeit durch die unberechenbare US-Politik ausgelöst. Immer mehr Anleger gehen dabei, so wie namhafte Wissenschaftler und Wirtschaftsexperten, davon aus, dass ein "Amerika gegen den Rest der Welt" den USA wirtschaftlich mehr schaden wird. Die Folge: Massive Kapitalabflüsse aus den USA, eine Abwertung des US-Dollars gegenüber den anderen Leitwährungen und sinkende Kurse bei US-Aktien. Noch viel mehr aber wiegt für Anleger, dass die USA gerade das über Jahrzehnte entstandene, in sie gesetzte Vertrauen als stabiler Handels- und Bündnispartner verspielen.
Dazu Prof. Dr. Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung: "Trump glaubte, dass schon einfachste Mittel wie Einfuhrzölle und Drohgebärden ausreichen, um die heimische Produktion schnell auf Touren zu bringen. Er hat völlig unterschätzt, wie abhängig die Produktion von Rohstoffen und Zulieferungen aus dem Ausland ist und wie flüchtig investiertes Kapital sein kann. Anscheinend hatte er auch nicht im Blick, wie verschnupft die amerikanischen Bürgerinnen und Bürger auf den Verfall ihrer primär in Aktien investierten Pensionspläne reagieren können. Es ist zu befürchten, dass seine hektischen Manöver dennoch weitergehen. Das Wort von Fachleuten scheint bei ihm wenig Gewicht zu haben. Wenn das nicht schnell endet, werden sich die Handels- und Kapitalströme weltweit völlig neu sortieren, vermutlich per Saldo zum Nachteil der USA. Vor allem die Kampfansage an China steht dabei im Mittelpunkt."
MSCI-World als Spiegelbild der aktuellen Entwicklung
Es ist naheliegend, dass in diesem Umfeld gerade diejenigen Fonds (ETFs) an Wert verlieren, die schwerpunktmäßig in den USA und dort vor allem im Tech-Bereich investiert sind. Im Mittelpunkt dabei: der MSCI-World-Index. In diesem haben die USA mittlerweile 71 Prozent Anteil, als zweit- und drittgrößtes Land folgen Japan mit gerade einmal 5% und Großbritannien mit knapp 4%. Hinzu kommt, dass die IT-Branche mit knapp 25 Prozent Gewicht den Index stark dominiert. Diese amerikanische Einseitigkeit und Schwäche des MSCI-World-Index zeigt sich auch in den größten Einzelpositionen: Apple, Microsoft, Nvidia, Amazon, Meta, Alphabet, Broadcom und Tesla. Gerade die Aktienkurse dieser "Tech-Giganten" reagierten besonders deutlich auf die aktuellen politischen Einflüsse. Denn nach einhelliger Expertenmeinung gehören die Tech-Unternehmen trotz vermeintlicher Monopolstellung zu den Verlierern des sich anbahnenden Protektionismus.
"Natürlich werden auch die Mitglieder unseres Verbandes, die zu Geldanlagen beraten, von ihren Kunden oft nach ETFs und im Speziellen nach dem MSCI-World-Index gefragt. Wir weisen dann immer sehr deutlich darauf hin, dass solche ETFs alles sind - nur nicht weltweit breit gestreut. Für die Kunden ist es immer überraschend, wenn man die starke Übergewichtung in den USA und in Tech in Zahlen nachweist", bestätigt Martin Klein, geschäftsführender Vorstand des Vermittlerverbands VOTUM, einer der vier Trägerverbände des DIVA.
Fehlende Anpassungsmechanismen bei ETFs
Ein weiterer Aspekt dürfte zunehmend Zugang ins Bewusstsein der Anleger finden. Denn ein ETF muss per Definition den zugrunde liegenden Index immer 1:1 abbilden. Wenn sich also, wie beim MSCI-World, über die Jahre hinweg ein deutliches Übergewicht in den USA und im Tech-Bereich gebildet hat, dann muss auch ein darauf aufbauender ETF diese Gewichtungen nachvollziehen. Aktuell haben deshalb aktiv gemanagte Fonds einen klaren Vorteil gegenüber ETFs. Denn das aktive Fondsmanagement kann auf die Trump-Politik reagieren, indem beispielsweise in einem weltweit investierenden Fonds die USA- und Tech-Anteile reduziert werden. Ein ETF kann das nicht.
"Es ist absehbar, dass sich nun ein "Zug der Lemminge" in Bewegung setzt, in dem Kleinanleger versuchen, den Profis hinterherzulaufen. Die waren es aber, die sehr zügig Mittel aus den USA abgezogen und damit die Kursverluste erst ausgelöst haben. Kleinanlegern, die wechseln wollen, bliebe also jetzt nur die Möglichkeit, die bereits entstandenen Buchverluste zu realisieren. Bei aktiven Fonds agieren hingegen professionelle Fondsmanager, die im Zweifel binnen Minuten reagieren", so Klein. Die aktuelle Situation auf den Finanzmärkten ist demnach ein Musterbeispiel dafür, wie sich die im Vergleich zu ETFs moderat höheren Kosten der aktiven Fonds gerade für Kleinanleger ganz schnell rechnen können.
Folgerungen für Privatanleger
Es gibt auch weiterhin gute Gründe, in US-Aktien zu investieren. Dies gilt umso mehr, als die USA wieder zu einer regelbasierten Politik zurückkehren können, was die Börsen schnell beruhigen würde. Und es bleibt dabei, dass Tech-Unternehmen weiter eine entscheidende Rolle spielen und deshalb an der Börse zu alter Stärke zurückfinden werden. Unklar ist allerdings, wann dies alles der Fall ist. Für Heuser gibt es deshalb Lehren, die Privatanleger berücksichtigen sollten:
"Wer langfristig breit gestreut investiert ist, kann die aktuellen Börsenturbulenzen, die es immer wieder geben wird, aussitzen. Die langfristigen Entwicklungen der wichtigsten Aktienindizes beweisen eindrucksvoll, dass neue Höchststände immer nur eine Frage der Zeit sind. Und wer zum Beispiel monatlich spart, sollte sich im Zweifel über günstige Kaufkurse bei qualitativ starken Unternehmen freuen. Wer bislang vergleichsweise unreflektiert in den MSCI-World-Index investiert hat, sollte aus den aktuellen Entwicklungen die Lehre ziehen, zukünftig genauer hinzuschauen, was die Zusammensetzung eines Fonds angeht. Deutlich zweistellige Gewichtungen einzelner Länder oder Branchen bergen mehr Risiken als Fonds, die tatsächlich breit gestreut investieren. Und ein ETF sollte hinterfragt werden: Denn die Reaktionsmöglichkeiten in einem ETF sind, wie die aktuelle Lage zeigt, sehr gering", so der Wissenschaftliche Direktor des DIVA.
"Das Risiko von ETFs wird insbesondere vor der Entsparphase häufig unterschätzt - also dann, wenn Anleger beginnen, regelmäßig Kapital zu entnehmen. Fällt der Markt zu Beginn der Entnahmephase stark, kann dies zu dauerhaften Kapitalverlusten führen, da Verluste realisiert werden müssen, um Auszahlungen zu ermöglichen. Anleger sollten dieses Risiko bei ihrer Ruhestandsplanung unbedingt mitbedenken," resümiert Verbandsvorstand Klein.
DIVA - Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung
Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) in Frankfurt am Main ist ein An-Institut der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) und versteht sich als Meinungsforschungsinstitut für finanzielle Verbraucherfragen. Es wird von vier namhaften Vermittlerverbänden getragen: dem Bundesverband Finanzdienstleistung AfW, VOTUM, dem Bundesverband Deutscher Vermögensberater (BDV) und dem Bundesverband der Assekuranzführungskräfte VGA. Die Wissenschaftliche Leitung liegt bei FHDW-Professor Dr. Michael Heuser. Im Rahmen seines Forschungsspektrums veröffentlicht das DIVA jeweils zweimal jährlich den Deutschen Geldanlage-Index (DIVAX-GA) und den Deutschen Altersvorsorge-Index (DIVAX-AV), die das Meinungsklima der Menschen in Deutschland in diesen Finanzthemen messen. Veröffentlichungen des DIVA und weitere Informationen unter www.diva.de.
FHDW - Fachhochschule der Wirtschaft
Die private Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) wurde 1993 gegründet. Sie bietet an fünf Campussen duale und berufsbegleitende Bachelor- und Master-Studiengänge in den Bereichen Betriebswirtschaft und Wirtschaftsinformatik an. Neben der engen Verzahnung von Theorie und Praxis durch die Kooperation mit rund 600 Unternehmen bietet die FHDW kleine Studiengruppen, intensive Betreuung, effiziente Studienorganisation und attraktive Karrieremöglichkeiten. Im Sommersemester 2025 sind über 2.000 Studierende eingeschrieben. Sie werden von 40 Professoren und zahlreichen Lehrbeauftragten betreut. Seit ihrer Gründung hatte die FHDW über 10.000 Absolventinnen und Absolventen. Weitere Informationen unter www.fhdw.de.
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