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McKinsey & Company

McKinsey-Studie: Hightech-Standort Europa akut gefährdet
Enormer Vorsprung für USA und Asien - Dennoch kann den Europäern der Anschluss gelingen - Potenzial für bis zu vier Millionen neue Arbeitsplätze

Frankfurt (ots)

Der europäische Hightech-Standort ist in arger
Bedrängnis. Nur noch 17 Prozent der weltweit größten
Hightech-Unternehmen kommen derzeit aus Europa. Besonders betroffen
ist die Software-Industrie. Dort erreichen lediglich drei europäische
Unternehmen Umsätze von mehr als einer Milliarde Euro. In den
Vereinigten Staaten übertreffen 14 Firmen diese Marke. Der Abstand
der Europäer zu Hightech-Firmen aus den USA und Asien vergrößert sich
zunehmend. Trotz der prekären Lage haben europäische Firmen gute
Chancen wieder aufzuholen. Das sind Ergebnisse einer neuen Studie der
Unternehmensberatung McKinsey & Company zur Zukunft der
Hightech-Industrie in Europa, die am Dienstag in Frankfurt
vorgestellt wurde und die die Situation von Unternehmen aus den
Bereichen Datenkommunikation, Luft- und Raumfahrt, Verteidigung,
Medizinische Systeme, Software, Unterhaltungselektronik, IT-Dienste
und Halbleiter beleuchtet. Gründe für die Misere seien eine hohe
Fragmentierung des Markts, ein relativ kleiner Pool an
Managementtalenten sowie vergleichsweise niedrige Ausgaben für
Forschung und Entwicklung. Gelingt es den europäischen
Hightech-Unternehmen, ihren Anteil am weltweiten Bruttoinlandsprodukt
auf das Durchschnittsniveau anderer Industrien (30 Prozent) zu heben,
könnten schätzungsweise bis zu vier Millionen neue Arbeitsplätze in
Europa entstehen.
"Der europäische Hightech-Sektor ist abgesehen von wenigen
Erfolgsbeispielen akut gefährdet", sagt McKinsey-Partnerin Claudia
Funke, Autorin der Studie. Nicht zu unterschätzen sei dabei die
enorme Bedeutung von Hightech auch für andere Industrien, wie zum
Beispiel Automobil, Luft- und Raumfahrt sowie Verteidigung.
Europäischer Hightech-Sektor schwächer als andere Industrien
Laut McKinsey-Untersuchung kommen derzeit lediglich 57 der 336
erfolgreichsten Hightech-Firmen aus Europa. Unternehmen anderer
Industrien, wie zum Beispiel Automobil, Logistik oder Chemie, stehen
im weltweiten Vergleich besser da. Sie haben einen durchschnittlichen
Anteil von rund 30 Prozent verglichen mit nur 17 Prozent bei
Hightech. Dies spiegelt sich auch im europäischen
Bruttoinlandsprodukt wider. Eindeutig dominiert wird die
Hightech-Industrie von den USA, die mehr als die Hälfte der
erfolgreichsten Unternehmen stellen.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Ausgaben für Forschung und
Entwicklung (F&E). Die US-Amerikaner investierten im Jahr 2003 rund
268 Milliarden US-Dollar, die Europäer dagegen nur 189 Milliarden
US-Dollar. Auch bei den für die Hightech-Branche wichtigen Patenten
liegt die USA mit fast 50 Prozent mehr Anmeldungen weit vor der
europäischen Konkurrenz.
Europa punktet bei Mobilfunk, Luft- und Raumfahrt
Nur noch in wenigen Hightech-Industrien befinden sich Europäer in
der Spitzengruppe. So etwa bei der Luft- und Raumfahrt sowie der
Verteidigungsindustrie. Acht der 20 erfolgreichsten Unternehmen
stammen aus Europa, darunter EADS, Thales, Rolls-Royce oder Dassault
Aviation. Gut aufgestellt sind auch Unternehmen aus der Mobilfunk-
und Datenkommunikation. Dringender Aufholbedarf besteht dagegen bei
Software, Unterhaltungselektronik oder Halbleitern, so die
McKinsey-Studie.
Vier Erfolgsfaktoren entscheiden
Um aufzuholen, sollten sich europäische Hightech-Unternehmen laut
McKinsey vor allem auf vier Handlungsfelder konzentrieren.
Entscheidend sei ein "Speed to Scale"-Geschäftsmodell, eine auf
schnelles Wachstum ausgerichtete Strategie. Außerdem sollten die
Unternehmen mehr in Talentmanagement investieren, damit ihre
Attraktivität als Arbeitgeber zunimmt, und möglichst diverse
Führungsmannschaften aufbauen. Dritter Stellhebel sei eine
langfristig ausgerichtete, aber trotzdem kurzfristig
gewinnorientierte Kapitalstruktur. Dies ermögliche mutige und in die
Zukunft gerichtete Managemententscheidungen und schütze das
Unternehmen vor einer frühzeitigen Zerschlagung. Schließlich sollten
europäische Hightech-Unternehmen ihr Umfeld aktiv gestalten, etwa
durch den Aufbau von Clustern - Ansammlungen von Experten in
Unternehmen, Verwaltungen und Bildungseinrichtungen - oder beim
Setzen von Standards. In der Telekommunikation konnten europäische
Hightech-Firmen beispielsweise durch die europaweite Etablierung der
DECT-Technik punkten.
Europäischen Hightech-Firmen fehlt der entscheidende Schritt zur
Marktführerschaft. Die Untersuchung von McKinsey hat drei Bereiche
identifiziert, in denen europäische Hightech-Unternehmen eine
internationale Vorreiterschaft übernehmen können: die Verbindung von
Informationstechnologie und Telekommunikation, das Ausschöpfen
europäischer Stärken bei Embedded Software, wie zum Beispiel das
Antiblockiersystem im Auto oder Satellitenkontrollsysteme in der
Luftfahrt, sowie das Zusammenspiel von hoch entwickelter Technik mit
Design oder Inhalten, beispielsweise bei der flächendeckenden
Einführung einer Breitband-Infrastruktur von
Telekommunikationsunternehmen.
Bessere Rahmenbedingungen notwendig
"Ungünstige Rahmenbedingungen, stark fragmentierte Märkte, kleine
und wenig dynamische Cluster sowie eine geringe Akzeptanz von
Unternehmertum erschweren es europäischen Hightech-Unternehmen, den
Anschluss zu finden", so Claudia Funke. Besonders deutlich zeige sich
dies bei der Clusterbildung. Während Silicon Valley, das
erfolgreichste Cluster in den USA, 300.000 Arbeitsplätze bietet, ist
das größte Cluster in Europa mit signifikanter Beteiligung
europäischer Firmen in Oulu, Finnland, mit 58.000 Jobs fünfmal
kleiner. Größere Hightech-Cluster in der Region Asien/Pazifik
umfassen durchweg mehr als 100.000 Arbeitsplätze.
McKinsey fordert daher eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in
vier Bereichen: Anerkennung von unternehmerischen Erfolgsbeispielen,
Konzentration auf wenige Standards, Fokussierung der öffentlichen
Ressourcen auf die Entwicklung von Toptalenten und möglichst wenige
Cluster sowie Ausbau des Unternehmertums mit europaweiter intensiver
Förderung von Kleinunternehmen.
Bei verbesserten Rahmenbedingungen und der Berücksichtigung der
Erfolgsfaktoren können europäische Hightech-Unternehmen ihren Anteil
am weltweiten Hightech-Sektor auf ein Drittel erhöhen. Auf diese
Weise könnten in Europa bis zu vier Millionen neue Arbeitsplätze
geschaffen werden, so das Fazit der Studie.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Rolf Antrecht, Tel.: 0211 136-4690, 
E-Mail:  rolf_antrecht@mckinsey.com
www.mckinsey.de

Original-Content von: McKinsey & Company, übermittelt durch news aktuell

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