Bildungsgerechtigkeit: Staatliche Initiative für Lernsoftware gefordert
Germering (ots)
In seinem Vortrag bei den "Schul-IT-Beschaffertagen" hat der Vorstand der Stiftung Digitale Bildung, Jürgen Biffar, dargelegt, dass im Unterschied zu den Bereichen Hardware und IT-Infrastruktur der Softwarebereich bei der staatlichen Förderung der Digitalisierung an Schulen bisher vernachlässigt werde. Da ein funktionierender Softwaremarkt aktuell noch nicht vorhanden sei, müsse öffentliche Förderung die Entwicklung guter Lernsoftware vorantreiben. Hochwertige Lernsoftware kann aus seiner Sicht den Lehrberuf durch Entlastung der Lehrkräfte wieder attraktiver machen und in der Folge auch die Bildungsgerechtigkeit erhöhen, indem die Lehrkräfte wieder Freiraum für die individuelle Förderung aller Schülerinnen und Schüler erhalten.
Die Schul-IT-Beschaffertage wurden von der Fachzeitschrift "Behörden Spiegel" und der Rechtsanwaltsgesellschaft "Mayburg" am 26./27. April als Webkonferenz veranstaltet. Jürgen Biffar ging in seinem Vortrag zu Lernsoftware auf die Hauptherausforderungen ein, vor denen das Bildungssystem heute steht: Lehrkräftemangel und zunehmende Bildungsungerechtigkeit. Aufgrund des Lehrkräftemangels und der hohen Belastung der Lehrkräfte kann in den Schulen immer weniger auf einzelne Schülerinnen und Schüler eingegangen werden. Das hat einerseits zur Folge, dass der Lehrberuf immer unattraktiver wird und andererseits, dass sich die Bildungschancen der Kinder aus Familien verringern, die nicht auf zusätzliche Ressourcen wie private Nachhilfe oder Privatschulen zugreifen können. Lernsoftware ist aus Sicht des Vorstands der Stiftung Digitale Bildung ein geeignetes Mittel, um den Lehrkräften den nötigen Freiraum zum Eingehen auf die individuellen Anforderungen der Lernenden zu verschaffen.
Erhöhung der Lernmotivation durch Gamification und Interaktion
Lernsoftware kann nach Auffassung der Stiftung, wenn sie als ganzheitliches Lernsystem konzipiert ist, die Lehrkräfte von den Routineaufgaben der grundlegenden Wissensvermittlung entlasten. Darin umgesetzte aktuelle didaktische Konzepte sorgen mit Gamification, Storytelling, vielseitigen Interaktionen und ansprechender grafischer Gestaltung für eine hohe Motivation beim Lernen. Die Lehrkräfte sind umfassend über den Lernstatus der einzelnen Schülerinnen und Schüler informiert und können im Unterricht das per Lernsoftware erworbene Grundwissen vertiefen und gezielt auf den individuellen Förderbedarf der Lernenden eingehen.
Die hohen Anfangsinvestitionen und ungünstige Rahmenbedingungen - wie etwa Zulassungsverfahren für Lernsoftware, die sich an den Zulassungsanforderungen für Lehrbücher orientieren - haben bisher verhindert, dass ein Markt für Lernsoftware in Form digitaler Lernsysteme entsteht. "Dass hochwertige Software viel Geld kostet, und zwar deutlich mehr als die Hardware, auf der sie läuft, ist in der Industrie und auch in der öffentlichen Verwaltung längst bekannt. Im Bildungsbereich haben in den vergangenen Jahren Bund und Länder viele Milliarden in die Hardwareausstattung von Schülern und Lehrern investiert, aber so gut wie nichts in gute Lernsoftware", so Biffar.
Forderung nach öffentlicher Förderung von Lernsoftware-Entwicklung
Die Forderung des Stiftungsvorstands an die Politik: "Wenn noch kein Markt da ist, kann nur öffentliche Förderung die Entwicklung guter Lernsoftware vorantreiben. Entsprechende Förderprogramme müssen einerseits über mehrere Jahre laufen, und andererseits so konzipiert sein, dass die begünstigten Anbieter gezwungen sind, iterativ mit ihrer Software auf den maximalen Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler hinzuarbeiten."
Der vollständige Vortrag von Jürgen Biffar steht zum Download auf www.digi-edu.org bereit.
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