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Energiekrise: Soziale Vermieter rufen Mieterinnen und Mieter zu ausreichender Vorsorge auf.

1. VNW-Direktor Andreas Breitner: Die Mieterinnen und Mieter sollten ihre Heizkostenvorauszahlung rasch an gestiegene Heizkostenpreise anpassen.

2. VNW-Unternehmen garantieren auch in Krisenzeiten bezahlbare Wohnungen. Ihre Durchschnittsmiete liegt bei 6,26 Euro pro Quadratmeter.

3. Sorge vor Einbruch des Wohnungsbaus

Lübeck. Sie sozialen Vermieter Norddeutschlands haben angesichts der dramatisch gestiegenen Energiepreise die Mieterinnen und Mieter zu einer ausreichenden Vorsorge aufgerufen. „Wer jetzt nicht seine Heizkostenvorauszahlung erhöht, wird spätestens bei der Abrechnung (s)ein böses Erwachen erleben“, sagte Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), am Montag in Lübeck anlässlich der VNW-Arbeitstagung 2022.

„In den ersten sieben Monaten dieses Jahres hätten die deutschen Haushalte im Schnitt 850 Euro mehr für Energie ausgeben müssen als im gesamten Jahr 2021. Das Problem: die neue Heizperiode hat noch gar nicht begonnen und die eigentlichen Preiserhöhungen stehen noch ins Haus. Ich fürchte, dass die Haushalte in diesem Jahr im Durchschnitt zwischen 1.360 Euro und 3.800 Euro mehr für Energie ausgeben müssen als im vergangenen Jahr.“

Die im VNW organisierten Wohnungsgenossenschaften und am Gemeinwohl orientierten Wohnungsgesellschaften hätten in den vergangenen zehn Jahren mehrere Milliarden Euro in die energetische Sanierung ihrer Wohnungsbestände gesteckt und dabei wiederholt die richtige Einstellung ihrer Heizungsanlagen überprüft, sagte der VNW-Direktor. „Das mindert zwar den Energieverbrauch, kann aber die exorbitant gestiegenen Heizkosten nicht ausgleichen. Also: Vorsorge ist besser als Nachsorge!“

Der VNW vertritt in Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Schleswig-Holstein die die Interessen von 169 Wohnungsgenossenschaften und 129 am Gemeinwohl orientierten Wohnungsgesellschaften. Sie besitzen und verwalten in den drei Bundesländern rund 750.000 Wohnungen. Das ist mehr als jede dritte Mietwohnung.

„Derzeit liegt bei den VNW-Unternehmen die monatliche Nettokaltmiete im Durchschnitt bei 6,26 Euro pro Quadratmeter“, sagte VNW-Direktor Andreas Breitner. „Das sind lediglich sechs Cent mehr als im Jahr zuvor. Der Anstieg liegt deutlich unter der allgemeinen Inflation. Unsere Unternehmen stehen für bezahlbares Wohnen, garantieren den sozialen Frieden in den Quartieren und sind die eigentliche Mietpreisbremse.“

Soziale Vermieter fordern Energiepreisdeckel

VNW-Direktor Andreas Breitner forderte die Bundesregierung auf, umgehend einen zeitlich befristeten Energiepreisdeckel einzuführen. „Außergewöhnliche Lagen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Es ist nicht mehr nur allein der Heizkostenhammer, der die Verbraucherinnen und Verbraucher trifft. Auch die Strom-, Wasser- und Abwasserkosten steigen und steigen. Hinzu kommt eine galoppierende Inflation, die die Spareinlagen der Menschen auffrisst. Ein Energiepreisdeckel kann verhindern, dass Menschen auf Grund hoher Heiz- und Stromkosten ins wirtschaftliche Unglück stürzen.“

Das Außergewöhnliche an der aktuellen Situation seien die massive Preissteigerung und die damit verbundene Geldentwertung innerhalb so kurzer Zeit, sagte der VNW-Direktor. „Ich fürchte, dass selbst Haushalte mit moderatem Einkommen, die bislang immer ein Sparpolster aufbauen konnten, schnell in eine ausweglose Lage geraten. Von heute auf morgen pro Monat mehrere Hundert Euro mehr allein für Heizung und Strom zu bezahlen – da muss man schon suchen, wer sich das leisten kann.“

Ein Gaspreisdeckel sollte so gestaltet werden, dass er die Menschen finanziell entlaste und zugleich zu einem sparsamen Umgang mit Energie bewege, sagte Andreas Breitner. „Denkbar wäre es, auf der Grundlage der Daten der vergangenen zehn Jahre einen Durchschnittsverbrauch zu ermitteln. 80 Prozent dieses Verbrauchs sollten Haushalte zu einem günstigen Preis einkaufen können. Die Differenz zum Marktpreis bezahlt der Staat. Was über die 80 Prozent hinaus bezogen wird, muss von den Haushalten zum Marktpreis bezahlt werden.“

Mietervereine sollten ihren Mitgliedern reinen Wein einschenken

In diesem Zusammenhang forderte VNW-Direktor Andreas Breitner die Mietervereine in den drei norddeutschen Bundesländern auf, ihrer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen und angesichts des tobenden Wirtschaftskrieges den üblichen Konfrontationskurs gegen die Vermieter aufzugeben. „Wer in der Stunde der Not die Mieterinnen und Mieter gegen ihre Vermieter aufbringt, hat den Ernst der Lage nicht verstanden“, sagte Breitner. „Wir brauchen mehr Mit- und weniger Gegeneinander. Wir stehen mitten in einem Wirtschaftskrieg und werden mit Energiepreisen angegriffen. Jetzt gilt es sich unterzuhaken, solidarisch zu verhalten und einen Wohnfrieden zu wahren. Die Lage ist schon so schwierig genug.“

„Es kann nicht sein, dass Verantwortliche des Mietervereins zu Hamburg in einem Zeitungsinterview ausführlich Tipps geben, wie Mieterinnen und Mieter ihre Miete mindern können, weil im Winter in der Wohnung eine Mindesttemperatur von 20 bis 22 Grad nicht erreicht wird – unabhängig davon, ob der Vermieter dafür etwas kann. Auch die Forderung, der Vermieter müsse im Falle eines Falles Ölradiatoren bereitstellen, ist angesichts der Folgekosten für Mieterinnen und Mieter bedenklich.“

„Die Mietervereine sollten ihren Mitgliedern gegenüber offener und ehrlicher die Dramatik der aktuellen Situation kommunizieren, sagte VNW-Direktor Andreas Breitner. „Dazu gehört, dass es sinnvoller ist, die Heizkostenvorauszahlung jetzt zu erhöhen als bis zur Abrechnung zu warten und dann die sehr hohe Nachzahlung zu beklagen. Auch das Sparen von Energie ist das Gebot der Stunde. Wir müssen so wenig Energie wie möglich verbrauchen. Jeder an seiner Stelle. Ich erwarte von den Mietervereinen, dass sie das gegenüber ihren Mitgliedern so klar sagen.“

Keine Kündigung wegen der Energiekrise

VNW-Direktor Andreas Breitner erneute das Versprechen der sozialen Vermieter, wonach keiner Mieterin und keinem Mieter die Wohnung gekündigt werde, wenn diese unverschuldet die Rechnung über explosionsartig gestiegene Heizkosten nicht begleichen könnten. „Wir haben ein ähnliches Versprechen bereits während der Corona-Pandemie abgegeben. Und dieses Versprechen gilt auch in der Heizkostenkrise.“

Wer Probleme mit der Heizkostenabrechnung habe, solle frühzeitig das Gespräch mit seinem Vermieter suchen, sagte VNW-Direktor Andreas Breitner. „In Gesprächen auf Augenhöhe wird man gemeinsam eine gute Lösung finden.“ In diesem Zusammenhang verwies der VNW-Direktor darauf, dass er bereits früh eine deutliche Erhöhung und Ausweitung des staatlichen Wohngeldes gefordert habe. Dadurch wird verhindert, dass Menschen mit niedrigem Einkommen durch gestiegene Energiepreise in eine schwierige finanzielle Lage geraten.“

Vermieter sind in einer Sandwichposition

Eines dürfe nicht vergessen werden: für die gestiegenen Heizkosten seien nicht die Vermieter verantwortlich, sagte VNW-Direktor Andreas Breitner. „Die Unternehmen befinden sich in einer Sandwichposition. Sie müssen gegenüber den Energielieferanten in Vorleistung gehen und die explosionsartig gestiegenen Vorauszahlungen begleichen, ohne dass sie das Geld von den Mieterinnen und Mietern umgehend zurückbekommen.

Kleinere Wohnungsunternehmen könnten so rasch in Liquiditätsschwierigkeiten geraten. „Eine deutschlandweite Umfrage unter Wohnungsunternehmen hat ergeben, dass 38 Prozent von ihnen die Preissteigerungen im Rahmen ihrer Vorleistung für Gaseinkäufe nicht aus eigener Kraft, also ohne Kredite und/oder staatliche Hilfe bewältigen können. In Mecklenburg-Vorpommern, wo wir viele kleine Wohnungsunternehmen haben, dürfte die Zahl sogar noch höher liegen.“

VNW-Direktor Andreas Breitner äußerte die Hoffnung, dass die von der Bundesregierung versprochenen Liquiditätshilfen rasch kommen. „Allerdings sollten die Landesregierungen in Schwerin, Kiel und Hamburg bei Hilfsprogrammen nicht nur nach Berlin schielen, sondern selbst Geld in die Hand nehmen, um Mieterinnen und Mieter sowie Vermieter finanziell zu unterstützen.“

VNW-Unternehmen fürchten Einbruch beim Wohnungsbau

Die VNW-Unternehmen investierten nach den Worten von VNW-Direktor Andreas Breitner im vergangenen Jahr 2,31 Milliarden Euro in den Neubau, die Instandhaltung und Modernisierung bezahlbaren Wohnraums. Das waren rund 300 Millionen mehr als 2020. In den drei Bundesländern wurden 3371 Wohnungen fertiggestellt – das ist ein Rückgang um 600 Wohnungen.“

Die Zahlen verdeutlichen zwei entgegengesetzt verlaufende Entwicklungen. „Massiv steigende Bau- und Grundstückspreise führen zwar zu einem höheren Niveau der Investitionen, die Zahl der fertiggestellten Wohnungen sinkt jedoch. Ich fürchte, dass sich dieser Trend in den kommenden Jahren verstärken wird, zumal Bau- und Grundstückspreise auch in diesem Jahr nur die Richtung nach oben kennen.“

Steigende Bau- und Grundstückskosten gefährdeten allerdings das „Geschäftsmodell“ der sozialen Vermieter: qualitativ hochwertige Wohnungen zu einem bezahlbaren Preis zu errichten und zu vermieten. „Wir erleben bereits jetzt, dass die Zahl der Anträge für den Bau von Sozialwohnungen deutlich sinkt.“

Hinzu komme der Kurswechsel bei der vom Bundeswirtschaftsministerium verantworteten KfW-Förderung. Von den geplanten rund 15 Milliarden Euro pro Jahr sollen künftig bis zu 13 Milliarden Euro in die energetische Sanierung fließen. „Da bleibt für den Neubau nicht viel übrig und unsere Unternehmen stellen sich darauf ein“, sagte VNW-Direktor Andreas Breitner.

Klimaschutz darf nicht zu Lasten des bezahlbaren Wohnens gehen

VNW-Direktor Andreas Breitner bekannte sich ausdrücklich zu den umweltpolitischen Zielen der Bundesregierung und der drei norddeutschen Bundesländer. „Beim Schutz der Umwelt stehen wir an der Seite der Politik. Allerdings vertreten wir auch die Interessen unserer Mieterinnen und Mieter. Zu hohe Klimaschutzvorgaben bedrohen das bezahlbare Wohnen. Hier ist deutlich mehr Ausgewogenheit vonnöten. Deshalb fordern wir eine Atempause bei der Verschärfung der Klimaschutzauflagen.“

19/09/2022

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 407 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 686.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,26 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de

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