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Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.

Schlechte Stimmung unter den sozialen Vermietern im Land

  1. 71 Prozent der Unternehmen bewerten die aktuelle Lage als „schlecht“ oder „sehr schlecht“.
  2. Der Bau von rund 1000 Wohnungen in den kommenden Jahren steht auf der Kippe.
  3. VNW-Direktor Andreas Breitner: „Das Geschäftsmodell der sozialen Vermieter ist akut gefährdet.“
  4. Bauminister Christian Pegel: Die bereits genehmigte Förderung ist sicher.

119/2023

Göhren-Lebbin. Die sozialen Vermieter Mecklenburg-Vorpommerns schauen mit großer Skepsis in das kommende Jahr.

Einer aktuellen Umfrage unter den VNW-Unternehmen zufolge bewerten 71 Prozent der Teilnehmer die aktuelle politische Lage als „schlecht“ bzw. „sehr schlecht“. Insgesamt stehen in den kommenden zwei, drei Jahren rund 1000 Wohnungen auf Kippe, weil Neubauprojekte verschoben werden. Hauptprobleme seien gestiegene Baukosten, hohe Zinsen, überbordende Bürokratie und überzogene gesetzliche Anforderungen an den Neubau von Wohnungen.

„Die sozialen Vermieter wollen qualitativ gute Wohnungen zu bezahlbarer Preisen errichten“, sagte Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), am Mittwoch in Göhren-Lebbin auf der Jahresmitgliederversammlung der VNW-Landesverbands Mecklenburg-Vorpommern. „Das Geschäftsmodell der sozialen Vermieter ist allerdings akut gefährdet. Hier muss schleunigst etwas passieren, sonst werden wir in zwei, drei Jahren ein großes Problem bei der Versorgung der Menschen mit bezahlbaren Wohnungen haben.“

Ministerpräsident Manuela Schwesig in der Pflicht

Der VNW-Direktor nahm auf der Mitgliederversammlung Schwerins Regierungschefin Manuela Schwesig persönlich in die Pflicht. „Die Ministerpräsidentin ist derzeit Bundesratspräsidentin und muss ihren Einfluss auf der Bundesebene in Berlin nutzen, das Förderchaos beim sozialen Wohnungsbau zu beseitigen“, sagte VNW-Direktor Andreas Breitner.

Mit Blick auf die Umfrageergebnisse sprach VNW-Direktor Andreas Breitner von einer „Abstimmung mit den Füßen“. „Die sozialen Vermieter, die gut 40 Prozent aller bezahlbaren Mietwohnungen in Norddeutschland anbieten, wissen sich angesichts des Gegenwindes nicht mehr anders zu helfen, als das Geld zusammenzuhalten und auf Neubauten zu verzichten. Das erfüllt fast schon den Tatbestand der Notwehr.“

Angesichts des steigenden Bedarfs an bezahlbaren Wohnungen - vor allem in den Metropolregionen - sei die Zurückhaltung beim Neubau bezahlbarer Wohnungen eine schlechte Nachricht. „Schon jetzt sei der Wohnungsmarkt angespannt. Ich fürchte, wir werden in den kommenden Jahren eine Zunahme der Verteilungskonflikte erleben.“

Vor allem im Segment der frei finanzierten Wohnungen seien weitere Mietsteigerungen zu erwarten. „Das wird dazu führen, dass mehr Menschen mit mittlerem oder geringem Einkommen nach einer preisgünstigeren Wohnung suchen werden und so die Lage auf dem Wohnungsmarkt verschärfen.“

Investitionen sollen in diesem Jahr auf 624 Millionen Euro steigen

Derzeit gehören dem VNW in Mecklenburg-Vorpommern 152 Unternehmen, darunter 69 Genossenschaften, 72 kommunale Gesellschaften, eine Stiftung, eine Aktiengesellschaft, drei Dienstleistungsunternehmen und sechs Fördermitglieder. Sie haben in Mecklenburg-Vorpommern einen Wohnungsbestand von rund 275.000 Wohnungen. Der Leerstand liegt derzeit bei 5,45 Prozent, etwas weniger als im Vorjahr.

Im vergangenen Jahr investierten die VNW-Unternehmen 508 Millionen Euro in die Instandhaltung, die Modernisierung und den Neubau von bezahlbaren Wohnungen - 62,5 Millionen Euro mehr als im Jahr 2021. In diesem Jahr sind Investitionen in Höhe von 624 Millionen Euro geplant. 668 Wohnungen wurden im vergangenen Jahr fertiggestellt. Im Jahr davor waren es 287 Wohnungen.

Bauminister Christian Pegel: Bereits genehmigte Fördermittel sind sicher

Schwerins Bauminister Christian Pegel sicherte in seiner Rede vor der Mitgliederversammlung mit Blick auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu, dass bereits gezahlte Fördermittel für den sozialen Wohnungsbau nicht zurückgezahlt werden müssten. „Auch vertraglich gebundene Förderbescheide sind sicher.“ Unklarheit gebe es bei noch nicht genehmigten Anträgen. Hier müsse man die Haushaltsentscheidungen des Bundes in den kommenden Wochen abwarten.

Die Wohnungsbauförderung des Bundes solle in den kommenden Jahren in seiner Höhe unverändert bleiben, sagte der Minister. Allerdings solle der Anteil der Bundesländer größer werden. Für Mecklenburg-Vorpommern rechne er mit einer zweistelligen Millionensumme an zusätzlichen Aufgaben. Das werde noch zu einer heftigen Debatte zwischen Bund und Ländern führen, sagte Minister Christian Pegel.

Der Minister forderte die Wohnungsunternehmen auf, weiter in den Bau bezahlbarer Wohnungen zu investieren. In diesem Jahr stünden öffentliche Fördermittel in Höhe von 95 Millionen für den Neubau und 55 Millionen Euro für die Modernisierung zur Verfügung. Vor allem beim Neubau seien noch 60 Millionen Euro im Topf.

VNW-Landeschef René Gansewig: Wohnungswirtschaft bei Wärmeplanung beteiligen

René Gansewig, VNW-Landesvorsitzender und Vorstand der NEUWOBA Neubrandenburger Wohnungsbaugenossenschaft eG, betonte in seiner Rede, wie wichtig die Beteiligung der Wohnungsunternehmen bei der Entwicklung kommunaler Wärmepläne sei. Gerade die Umstellung auf Fernwärme bedürfe der Zusammenarbeit von Wohnungsunternehmen, Stadtwerken und Kommunalpolitik „von Anfang an“.

Mit Blick auf den zunehmenden Fachkräftemangel regte René Gansewig mehr Kooperation zwischen den Wohnungsunternehmen an - bis hin zu Fusionen. Um die großen Herausforderungen der Unterbringung von Flüchtlinge zu bewältigen, sprach der VNW-Landesvorsitzende sich für eine Residenzpflicht für Flüchtlinge aus. Oftmals würden Wohnungen hergerichtet, die dann von Flüchtlingen jedoch nur kurzzeitig genutzt würden, weil diese in die Großstädte weiterzögen.

René Gansewig forderte die VNW-Mitgliedsunternehmen auf, in der Öffentlichkeit stärker für das soziale Geschäftsmodell zu werben. „Wir müssen uns mehr als bisher von an Maximalrenditen orientierten Wohnungsunternehmen abgrenzen und deutlich machen: ‚Wir sind die Guten‘.“

06/12/2023

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 430 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 740.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,41 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de

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