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Soziale Vermieter: Ein Vorziehen der Klimaneutralität führt zu einem höheren Mietenanstieg bis 2040

Summary: Die Vorverlegung der Klimaneutralität in Schleswig-Holstein von 2045 auf 2040 würde zu einem schnelleren Anstieg der Durchschnittsmieten führen. Laut Berechnungen sozialer Vermieter könnte die Miete bis 2040 auf etwa zehn Euro pro Quadratmeter steigen, verglichen mit 9 Euro bei einem "Klimapfad 2045". Der VNW-Direktor Andreas Breitner warnt vor überzogenen Zielen, die das bezahlbare Wohnen gefährden und soziale Vermieter überfordern könnten.

105/2024

Kiel. Das Vorziehen von Klimaneutralität von 2045 auf 2040 würde dazu führen, dass die Durchschnittsmiete sich von derzeit 6,70 Euro pro Quadratmeter bis dahin auf rund zehn Euro pro Quadratmeter deutlich erhöht. Bleibt hingegen bis zum Jahr 2045 Zeit, müsste die Durchschnittsmiete bis 2040 lediglich auf rund neun Euro pro Quadratmeter angehoben werden. Damit fiele bei einem „Klimapfad 2040“ der Anstieg rund einen Euro höher aus als bei einem „Klimapfad 2045“. Das geht aus Berechnungen der sozialen Vermieter hervor.

Während die Bundesregierung und nahezu alle Bundesländer Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 anstreben, hat sich die schwarz-grüne Landesregierung in Schleswig-Holstein in ihrem Koalitionsvertrag das Ziel gesetzt, im Gebäudesektor bereits bis zum Jahr 2040 CO2-Null zu erreichen. Einzelne Kommunen haben sich noch ehrgeizigere Ziele gesetzt. So will Lübeck bereits im Jahr 2035 Klimaneutralität erreichen. Ähnliche Überlegungen gibt es in Kiel.

„Klimaneutralität im Gebäudebestand ist bis 2040 nicht zu schaffen oder wird für die Mieterinnen und Mieter sehr teuer.“

Den Berechnungen zufolge würde ein Vorziehen von Klimaneutralität auf das Jahr 2035 bedeuten, dass die Durchschnittsmiete innerhalb der kommenden zehn Jahre auf rund elf Euro pro Quadratmeter steigen müsste. Damit fiele der Anstieg bei einem „Klimapfad 2035“ rund zwei Euro höher aus als im Vergleich zum Klimapfad 2045.

Bei diesen Werten handelt es sich um Durchschnittswerte. Das bedeutet, dass bei Wohngebäuden, die aktuell ein schlechteren Effizienzstandard als der Durchschnitt aufweisen, die Kosten und damit der Mietenanstieg noch erheblich höher ausfallen werden.

Das kann man machen, aber die Zeche zahlen dann die Mieterinnen und Mieter, die sind aber eh durch Nebenkostensteigerung wirtschaftlich überbelastet.

„Ich kann vor überzogenen Zielen beim Erreichen von Klimaneutralität nur warnen“, sagt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW). „Wir können den Kurs der Landesregierung und der Kommunen nicht mittragen, weil dieser nicht vertretbare Kosten verursacht, die soziale Vermieter in ihrer Existenz gefährdet, das bezahlbare Wohnen bedroht und damit den Interessen Hunderttausender Mieterinnen und Mieter in Norddeutschland zuwiderläuft.“

Die Wohnungswirtschaft ist ein unverzichtbarer Bestandteil der schleswig-holsteinischen Wirtschaft. Es gibt in Schleswig-Holstein in rund 850.000 Wohngebäude rund 1,55 Millionen Wohnungen. Allein die im VNW organisierten Vermieter bieten rund 135.000 Wohnungen zu bezahlbaren Mieten an. Im vergangenen Jahr investierten VNW-Unternehmen rund 441 Millionen Euro in die Instandhaltung, die Sanierung und Neubau von Wohnraum.

„Wir sind die eigentliche Mietpreisbremse und garantieren den sozialen Frieden in den Quartieren“, sagt VNW-Direktor Andreas Breitner weiter. „Wir schaffen und unterhalten bezahlbare Wohnungen. Die monatliche Nettokaltmiete bei unseren Unternehmen liegt im Durchschnitt bei 6,70 Euro pro Quadratmeter.

Wirtschaftskraft ernsthaft in Gefahr

Die Wirtschaftskraft der sozialen Vermieter werde ernsthaft gefährdet, wenn jetzt - quasi mit der Brechstange - das Erreichen der Klimaneutralität vorgezogen werden solle, ohne aber mit den Menschen offen über die Konsequenzen zu sprechen“, so der VNW-Direktor. „Es muss jeden irritieren, wenn das Land in der gerade laufenden Novelle seines Klimaschutzgesetzes (EWKG-SH) Klimaneutralität bis 2040 für ganz Schleswig-Holstein gesetzlich festschreibt und dazu Kostenfolgen für das Land, die Energiewirtschaft und die Verwaltung thematisiert. Aber mit keinem Wort auf die Kostenfolgen z.B. für Gebäudeeigentümer bzw. die Nutzer der Gebäude eingeht.“

Eine vom Städte und Gemeindetag von der Landesregierung in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie sei zu dem Schluss gekommen, „dass mindestens 140 je nach Szenario zwischen 82,5 bis 151,6 Milliarden Euro aufgewandt werden müssen, wenn alle Wohngebäude Schleswig-Holsteins bis 2040 klimaneutral werden sollen“, so der VNW-Direktor. „Auch wenn sich die Studie auf idealisierte Annahmen stützt, liefert sie einen wichtigen Beitrag für mehr Klarheit in der Klimaschutzdebatte. Abgesehen davon frage ich mich, woher die unzähligen Handwerker kommen sollen, die Wärmepumpen errichten, Heizungsanlagen austauschen und Solaranlagen installieren sollen.“

Vorziehen von Klimaneutralität nicht im Sinne des Klimaschutzes

Zudem sei das Vorziehen von Klimaneutralität nicht im Sinne des Klimaschutzes, sagt Andreas Breitner. „So müssten Fenster und Heizungen bereits vor ihrem ‚Lebensende‘ ausgetauscht und Wohngebäude noch dicker als bislang gedämmt werden. Warum es dem Klimaschutz dienen soll, intakte Anlagen zu verschrotten und durch neue Anlagen - deren Produktion klimaschädliche Emissionen verursachen - zu ersetzen, kann mir niemand erklären.“

Zudem werfe die Effizienz bisherigen Klimaschutzmaßnahmen Fragen auf. „Die Kosten-Nutzen-Bilanz ist eher schlecht. Dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung zufolge stiegen von 2011 bis 2022 bundesweit die Ausgaben für Energieeffizienzmaßnahmen im Gebäudebereich um 40 Prozent auf 67 Milliarden Euro pro Jahr. Der Energieverbrauch je Quadratmeter stagniert jedoch seit Jahren.“

Klimaschutz kostet

VNW-Direktor Andreas Breitner mahnt zudem mehr Ehrlichkeit in der Debatte an. „Wer den Menschen verspricht, dass Klimaschutz nichts kostet, streut ihnen Sand in die Augen. Um so wichtiger ist es, die Kosten zu strecken. Schleswig-Holstein wird nicht alles ‚wegfördern‘ können. Ich habe Sorge, dass Land, Kommunen und die Unternehmen finanziell überfordert werden. Irgendjemand wird am Ende aber die (zusätzlichen) Kosten tragen müssen.“

Die sozialen Vermieter, die bezahlbaren Wohnraum anbieten und die keine Geldsäcke im Keller stehen haben, würden das nicht leisten können. „Das kann jeder Wirtschaftsprüfer vorrechnen. Fazit: Am Ende werden die Mieterinnen und Mieter zahlen müssen. Das bezahlbare Wohnen wird auf der Strecke bleiben.“

27/11/2024

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 445 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 775.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,59 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de

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