Wenn der Alltag zur Herausforderung wird
Wie Paare im täglichen Miteinander neue Wege finden können.
In vielen Beziehungen gibt es Phasen, in denen das tägliche Miteinander zur echten Herausforderung wird. Die kleinen Reibereien des Alltags, Missverständnisse oder unausgesprochene Erwartungen können sich mit der Zeit aufstauen und zu Konflikten führen. Besonders dann, wenn beide Partner unterschiedliche Ansichten haben, wie man den Alltag gestaltet oder miteinander umgeht.
Ein häufiges Szenario: Sie empfindet, dass er ihr zu wenig Aufmerksamkeit schenkt und sieht darin vielleicht den Beweis, dass er sich emotional zurückzieht. In beginnender Verzweiflung beginnt sie, Vorwürfe zu formulieren – nicht aus Boshaftigkeit, sondern aus einer tiefen Sehnsucht nach Nähe und Verbundenheit. Doch er, auf der anderen Seite, fühlt sich in die Ecke gedrängt. Für ihn fühlt sich diese ständige „Kritteln“ und Kontrollieren wie ein Angriff auf seine Freiheit und Eigenständigkeit an.
Anstatt auf die Vorwürfe einzugehen oder sich zu wehren, wird er bockig, zieht er sich weiter zurück und versucht, sich seinen eigenen Raum zu schaffen. Dieser Rückzug ist für ihn eine Art Selbstschutz – er will sich von den ständigen Erwartungen und dem Druck befreien, den er in der Beziehung empfindet. Doch je mehr er sich zurückzieht, desto mehr fühlt sie sich allein gelassen und verletzt. Sie beginnt, ihn noch stärker zu „piksen“, ihn zu provozieren, in der Hoffnung, irgendwie eine Reaktion, eine Veränderung zu erreichen. Tatsächlich möchte sie begehrt werden.
Das Resultat: Beide Partner stecken in einer Negativspirale. Die Distanz zwischen ihnen wächst, und es scheint immer schwieriger, die Nähe und Verbundenheit wiederherzustellen, die früher so selbstverständlich war.
Doch was kann helfen, aus dieser Spirale auszubrechen? Der erste Schritt ist, einander zuzuhören, wirklich zu verstehen, was hinter den jeweiligen Gefühlen steckt. Für ihn mag es wichtig sein, ihr klarzumachen, dass sein Rückzug nicht Ablehnung bedeutet, sondern ein Bedürfnis nach Eigenständigkeit und „Autonomie“. Sie könnte versuchen, ihre Gefühle der Unsicherheit und Verletzung auf eine Weise zu kommunizieren, die nicht als Vorwurf, sondern als Bedürfnis nach Nähe verstanden wird.
Oft hilft es Paaren auch, sich bewusst „Quality Time“, also gemeinsame, stressfreie Zeiten zu schaffen, in denen Vorwürfe und Erwartungen beiseitegeschoben werden. Solche Momente, die Raum für echte Begegnung lassen, können der erste Schritt sein, um das Miteinander wieder in ein harmonischeres Gleichgewicht zu bringen.
Dieser Ansatz mag nicht die gesamte Dynamik lösen, doch es kann ein Anfang sein. Jeder trägt sein Päckchen und jede trägt ihr Päckchen und diese Verhaltensmuster sich meist schon in der Kindheit entstanden. Es gilt zunächst überhaupt diese Muster zu erkennen und dann ist der Weg heraus oft lang und braucht Geduld – aber die Belohnung ist ein tieferes, echtes Verständnis füreinander und eine Beziehung, die beide Partner stärkt und nicht belastet.
Die verschiedenen Dynamiken dieser „Abwärtsspirale“ und Ansätze da wieder ‚rauszukommen haben wir in unserem Buch „Die Liebe fällt ja nicht vom Himmel“ aus eigener Erfahrung beschrieben. Sie basieren auch auf allgemeinen Konzepten der Paar- und Beziehungspsychologie, die von vielen Therapeuten und Forschern diskutiert werden. Hier sind einige Quellen und Theorien, die diesen Themenkomplex abdecken:
1. John Gottmans Forschung zur “Negativspirale” in Beziehungen: Der Psychologe John Gottman hat umfangreiche Studien zu den Dynamiken von Paaren durchgeführt und dabei den sogenannten “Teufelskreis” beschrieben, in dem Paare durch negative Muster wie Kritik, Rückzug und Verteidigung in Konflikte geraten. Seine Arbeit kann im Buch “Die sieben Geheimnisse einer glücklichen Ehe” nachgelesen werden.
2. Susan Johnson und die emotionsfokussierte Paartherapie (EFT): Die Paartherapeutin Susan Johnson entwickelte die emotionsfokussierte Therapie, die sich auf das Erkennen und Verstehen der emotionalen Bedürfnisse beider Partner konzentriert. Sie beschreibt, wie Paare oft negative Muster entwickeln, wenn diese Bedürfnisse nicht klar geäußert oder verstanden werden. Mehr dazu findet sich in ihrem Buch “Halt mich fest”.
3. Esther Perel über Autonomie und Nähe in Beziehungen: Die Therapeutin Esther Perel spricht in ihren Büchern und Vorträgen über die Balance zwischen Nähe und Autonomie in Partnerschaften. Sie zeigt, wie das Bedürfnis nach Eigenständigkeit oft mit dem Wunsch nach Verbindung kollidiert. Ihr Buch “Die Macht der Affäre” sowie ihre TED-Talks sind empfehlenswert für weitere Einblicke.
4. Bindungstheorien nach John Bowlby: John Bowlby entwickelte die Bindungstheorie, die beschreibt, wie sich Bindungsstile aus der Kindheit auf die Beziehungsmuster im Erwachsenenalter auswirken. Die Theorie erklärt, warum manche Menschen Nähe suchen und andere eher Rückzug als Bewältigungsstrategie verwenden.
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Silvia und Rüdiger Horstmann, Beziehungsspezialisten und Autoren
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