Nachfolgemonitor für das Handwerk: Trend zur Größe
Berlin (ots)
Die Anzahl der Unternehmensübernahmen und -nachfolgen im Handwerk hat in 2021 gegenüber den Vorjahren deutlich zugenommen. Das ist ein Ergebnis einer Sonderauswertung im Rahmen der jährlich erscheinenden Studie "Nachfolgemonitor". Die Analyse des Nachfolgegeschehens im Handwerk wurde heute (06.07.2022) auf der Internationalen Handwerksmesse (IHM) in München in Anwesenheit von Handwerkspräsident-Präsident (ZDH) Hans Peter Wollseifer präsentiert. Der Report erlaubt eine mehrjährige Rückschau und kommt damit zu detaillierten Trendanalysen.
Der seit 2019 jährlich fortgeschriebene Nachfolgemonitor erfasst alle Unternehmenstransaktionen, bei denen eine deutsche Bürgschaftsbank in die Finanzierung der Übernahme eingeschaltet war. Diese Daten werden jeweils für das abgelaufene Jahr vom Verband Deutscher Bürgschaftsbanken e. V. (VDB) bereitgestellt. Der VDB ist die Interessenvertretung der 17 rechtlich und wirtschaftlich selbstständigen Bürgschaftsbanken und Beteiligungsgarantiegesellschaften in Deutschland, die ihren Standort in den einzelnen Bundesländern haben. Zusätzliche Angaben seitens der Creditreform Rating AG erlauben die Hintergrundbetrachtung der Käufer- und Verkäuferseite. Der Nachfolgemonitor wird von Prof. Dr. Holger Wassermann herausgegeben. Er ist einer der wissenschaftlichen Leiter des KCE Kompetenzcentrum für Entrepreneurship und Mittelstand an der FOM Hochschule für Berufstätige und Geschäftsführer der Berliner M&A-Beratung INTAGUS GmbH. Die diesjährige Sonderauswertung zum Handwerk profitierte zudem durch die Mitarbeit von Michael Schweickardt, der gegenwärtig als Mitarbeiter der Handwerkskammer Berlin ein Masterstudium an der FOM Hochschule absolviert. Aus Anlass der IHM erfolgt die Veröffentlichung der Handwerksanalyse im Vorgriff auf die Publikation der Gesamtstudie "Nachfolgemonitor 2022", die für den 30. September vorgesehen ist.
Vorteil für die Großen
"Die auffälligste Tatsache ist der Trend zu immer größeren Transaktionen," berichtet Professor Wassermann: "Der durchschnittliche Jahresumsatz der übernommenen Handwerksunternehmen steigt seit Jahren stetig an und liegt inzwischen deutlich über 2 Millionen Euro." Wassermann zufolge komme darin der immer stärkere Wandel zu einem Käufermarkt bei der Unternehmensnachfolge zum Ausdruck: "Ähnlich wie im Handwerk zunehmend die angestellten Fachkräfte fehlen, so besteht auch ein Mangel an Nachfolgeunternehmern. Interessenten schauen sich zahlreiche Firmen an, ehe sie sich für eine Übernahme entscheiden. Dabei fällt die Wahl meistens auf größere, gut etablierte Betriebe."
Unternehmensnachfolge zur Fachkräftebeschaffung
Wassermann bedauert, dass eine genaue Typisierung der Käufer aus den übermittelten Daten nicht möglich sei. Andere Untersuchungen zur Unternehmensnachfolge zeigen jedoch, dass nur noch die Hälfte aller übernommenen Firmen durch Nachfolger:innen aus der Familie fortgeführt werden. Als Geschäftsführer der M&A-Beratung INTAGUS GmbH beobachtet Holger Wassermann in der Praxis, dass andere Handwerksbetriebe der gleichen oder verwandter Branchen als Käufer auf dem Vormarsch sind: "Während Übernahmen früher besonders auf den Erwerb eines etablierten Kundenstammes abzielten, hat es diese Käufergruppe zunehmend auf qualifizierte Beschäftigte abgesehen." Besonders viele Übernahmen entfielen daher 2021 auf das Heizung-Klima-Sanitär-Handwerk (HKS) sowie auf Unternehmen der Elektrotechnik: Branchen, in denen Nachfragedruck auf Fachkräftemangel stößt.
Frauen wirtschaften nachhaltiger
Die steigende Anzahl der Unternehmensnachfolgen im Handwerk interpretiert Wassermann einerseits als Folge der demographisch bedingten Alterung der Betriebsinhaber, andererseits aber auch als Folge der anhaltenden Corona-Krise. Die politischen Unsicherheiten über die Zukunft von Verbrennungsmotoren könnten dazu beigetragen haben, dass Kfz-Werkstätten eine weitere Schwerpunktbranche des Nachfolgegeschehens waren. Im Friseurhandwerk dürfte der vergleichsweise niedrige Investitionsbedarf eine ebenfalls hohe Anzahl von Übernahmen begünstigt haben. In dieser Branche sind auch besonders viele Nachfolgerinnen anzutreffen. Auf Handwerkerinnen entfallen insgesamt aber nur sechszehn Prozent aller Unternehmenstransaktionen. "Ältere männliche Inhaber trauen Frauen oft die Unternehmensnachfolge nicht zu," hat Holger Wassermann erfahren, "dabei belegt unsere Statistik, dass Unternehmerinnen im Handwerk wie auch in allen anderen Branchen solider, stetiger und nachhaltiger als die Männer wirtschaften. Wer ein rasches, aber auch riskantes Unternehmenswachstum forcieren möchte, sollte hingegen eher einen Herrn als Nachfolger wählen."
Zinswende schafft Nachfolgeprobleme
Mit Sorge beobachtet Holger Wassermann allerdings, dass im Zuge der aktuellen Zinswende der von den Hausbanken geforderte Eigenkapitalanteil für eine kreditfinanzierte Übernahme deutlich angestiegen ist - von häufig zehn auf jetzt bereits dreißig Prozent. Die Einbeziehung einer Bürgschaftsbank und der ihr angeschlossenen Mittelstandsbeteiligungsgesellschaft in das Finanzierungskonzept einer Unternehmensnachfolge wird daher immer unverzichtbarer.
Die Sonderausgabe sowie die Studien der letzten Jahre des Nachfolgemonitors können Sie auf folgender Website herunterladen: www.nachfolgemonitor.de
Über die INTAGUS GmbH
Die INTAGUS GmbH ist eine in Berlin ansässige Beratungsgesellschaft für strategische Beratung und smarte M&A-Deals im Mittelstand. In einem Übernahmeprozess lässt sich INTAGUS jeweils nur von der Käufer- oder Verkäuferseite beauftragen. Eine besondere Kompetenz besteht bei der Unternehmensbewertung. In der Person von Prof. Dr. Holger Wassermann, der neben seiner Professur an der FOM Hochschule auch Geschäftsführer der INTAGUS GmbH ist, verbindet sich wissenschaftliche Expertise mit Erfahrung aus der unternehmerischen Praxis: www.intagus.de .
Prof. Wassermann war jüngst auch führend an der Entwicklung der neuen DUB-Datensammlung über die Verkaufspreise mittelständischer Unternehmen beteiligt: www.presseportal.de/pm/156788/5256384 .
Außerdem geht auf ihn das Konzept UNIFIVE zurück, das die Nachfolgekrise im Mittelstand mildern kann: www.presseportal.de/pm/156788/5008277 .
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