Bündnis ProTransplant zu Organspende
Leben retten. Mit der Widerspruchsregelung. Jetzt.
Berlin (ots)
Initiativen zur Einführung der Widerspruchsregelung kamen sowohl aus dem Bundesrat als auch aus dem Parlament. Dies unterstreicht die Dringlichkeit des Anliegens. Seit Jahrzehnten sind Menschen, die in Deutschland eine Organspende benötigen, im Vergleich zu den europäischen Nachbarländern benachteiligt. Heute wird im Gesundheitsausschuss entschieden, ob die Widerspruchsregelung morgen auf die Tagesordnung kommt und somit darüber, ob bis Ende Januar 2025 im Bundestag darüber abgestimmt wird. Das Bündnis ProTransplant fordert, das Gesetz noch in dieser Legislaturperiode zu beschließen.
Die 2020 beschlossenen Gesetzesänderungen haben an der Situation auf der Warteliste nichts geändert. Die Zahl der Organspenden verharrt weiter auf niedrigem Niveau.Für die betroffenen Menschen tickt die Sterbeuhr unerbittlich weiter. Seit der Ablehnung der Widerspruchsregelung im Januar 2020 sind weitere 3.100 gestorben.
"Mit Erleichterung haben wir daher die Aussprache über die Einführung der Widerspruchsregelung bei der Organspende im Bundestag verfolgt.Die überwiegende Zahl der Redner*innen hat sich dafür ausgesprochen - mit guten Argumenten. Wir freuen uns, dass auch Abgeordnete verschiedener Parteien, die 2020 noch skeptisch waren, inzwischen erkannt haben, dass wir in der Organspendepolitik einen Paradigmenwechsel benötigen. Was 28 demokratische Länder um uns herum erfolgreich geregelt haben, kann für Deutschland nicht falsch sein. Das Gesetz muss jetzt beschlossen werden", fordert ProTransplant-Sprecher Mario Rosa-Bian.
Widerspruchsregelung ist notwendiges Fundament
"Gleichzeitig ist uns bewusst, dass die Widerspruchsregelung nicht das Haus, sondern nur das Fundament sein kann", ergänzt Zazie Knepper, ebenfalls Sprecherin des Bündnisses. Sie formuliert eine konkrete Frage: "Politikerinnen und Politiker, die Zweifel an der Widerspruchsregelung äußern, weisen immer wieder darauf hin, dass es vor allem strukturelle Veränderungen im deutschen Organtransplantations-System braucht. Diese Forderung teilen wir ausdrücklich. Wir fragen diese Parlamentarier: Warum haben die bereits 2019 in Kraft getretenen Strukturverbesserungen keinerlei Wirkung gezeigt? Hat die Widerspruchsregelung als wichtige Grundlage gefehlt und/oder waren die Maßnahmen unzureichend? Konstruktive Ideen über die Widerspruchsregelung hinaus gibt es zur Genüge, und wir unterstützen die Politik gern dabei, weitere sinnvolle Änderungen auf den Weg zu bringen."
Es braucht keine Regierungsmehrheit, sondern Mut und Empathie
"Um Schwerkranken mit der Widerspruchsregelung zu helfen, braucht es keine Regierungsmehrheit, sondern Mut und Empathie", unterstreicht Mario Rosa-Bian. Empathie, die für Menschen selbstverständlich ist, die sich für eine Organspende entscheiden. Und auch für die Angehörigen kann es ein tröstlicher Gedanke sein, dass ein Teil des geliebten Menschen in einer anderen Person weiterlebt.
"Das gute Herz meines Mannes schlägt in ihr weiter"
"Niemand denkt gern an den Tod. Ich selbst habe auch immer geglaubt, dass uns so etwas nicht passiert", berichtet die 46-jährige Tanja K. Vor zwei Jahren starb ihr Mann ganz plötzlich an einer Hirnblutung infolge eines Aneurysmas. "Als ich gefragt wurde, habe ich keine zehn Sekunden gezögert, um einer Organspende zuzustimmen. Mein Mann und ich waren immer überzeugt: Auch wenn unser Leben endet, sollte es doch wenigstens einen Sinn haben, indem man anderen Menschen ein Weiterleben ermöglicht", erklärt sie. "Sein Tod verbindet uns heute mit drei weiteren Familien und deren Angehörigen. Unser Schmerz über seinen Verlust ist ihre tiefe Dankbarkeit für ein Weiterleben", sagt Tanja heute. Eine Niere fand den Weg zu einem Jugendlichen, der seitdem ein uneingeschränktes Leben führt. Die zweite Niere bekam ein Mann im Rentenalter. Das Herz ging an eine Frau, die auf der Warteliste als hochdringlich eingestuft worden war. Auch ihr geht es gut. "Das gute Herz meines Mannes schlägt in ihr weiter und wird ihr hoffentlich weitere sorgenfreiere Lebenszeit mit ihrer Familie schenken."
Über das Bündnis ProTransplant
Das Bündnis ProTransplant ist ein Zusammenschluss von fast 30 Patientenverbänden, Selbsthilfegruppen und Unterstützerinnen und Unterstützern im Bereich Transplantation und Organspende. Unser Ziel ist eine Verbesserung der Gesetzgebung zu Organspende und Organtransplantation in Deutschland. Wir nehmen der Politik das jahrzehntelange folgenlose Vertrösten auf Besserung in der Zukunft nicht mehr ab. Wir fordern, von unseren Nachbarländern zu lernen, damit die Wartezeiten deutlich kürzer werden und das Leid und Sterben auf der Warteliste aufhört.
Pressekontakt:
Mario Rosa-Bian
0160 963 47 201
mario.rosa-bian@pro-transplant.de
Zazie Knepper
0172 607 89 95
zazie.knepper@pro-transplant.de
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