Pflegeunternehmen stehen vor Pleitewelle - Experte verrät, warum der Fachkräftemangel dafür verantwortlich ist und was jetzt zu tun ist
Hannover (ots)
Pflegeunternehmen in ganz Deutschland stehen vor einer ernstzunehmenden Krise: eine drohende Pleitewelle, angetrieben durch den offensichtlichen Fachkräftemangel in der Branche. Das Kernproblem liegt darin, dass Betten in vielen Pflegeheimen unbesetzt bleiben - ein direktes Resultat des Mangels.
"Ein Pflegeheim benötigt eine Auslastung von mindestens 95 Prozent, um wirtschaftlich rentabel zu sein", erklärt Max Grinda, ein anerkannter Experte in der Beratung von Pflegeunternehmen. "In der Pflegebranche wird leider oft übersehen, dass der Fachkräftemangel nicht nur ein quantitatives, sondern auch ein qualitatives Problem ist. Es geht also nicht nur darum, genügend Personal zu finden, sondern auch darum, die richtigen Leute an Bord zu holen und zu halten." Max Grinda, der bereits über 300 Pflegeeinrichtungen beraten hat, betont die Dringlichkeit, nicht nur den Mangel zu bekämpfen, sondern auch die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern. Wie Pflegeunternehmen ihre Situation ändern können, verrät er in diesem Beitrag.
Das sagt die Statistik über den Pflegemangel
Eine aktuelle Statistik von Pflegemarkt.com im Oktober 2023 zeigt: Pflegeunternehmen in ganz Deutschland sind von Insolvenzen und Schließungen betroffen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der betroffenen Einrichtungen erheblich an. So mussten insgesamt 300 Pflegeunternehmen mit 22.000 Pflegeplätzen sowie 210 Pflegedienste mit 10.500 Versorgungen Insolvenz anmelden - im Vorjahr gab es lediglich 74 solcher Meldungen. Es ist daher ein deutlicher Anstieg betroffener Einrichtungen und ambulanter Dienste zu verzeichnen, was erhebliche Auswirkungen auf den Gesamtmarkt mit sich bringt.
Der Arbeitgeberverband Pflege gibt das Szenario ähnlich gravierend wieder: Am 15. Januar 2024 präsentierte dieser eine Deutschlandkarte des "Heimsterbens", die eine Übersicht zu Insolvenzen und Schließungen in der Altenpflege veranschaulicht. Insgesamt sind hier über 800 Fälle von Angebotseinschränkungen, Insolvenzen und Schließungen in der Altenpflege dokumentiert. Der Verband kritisiert die Passivität der Kassen und der Politik gegenüber diesem "Heimsterben" und fordert sofortige Maßnahmen, um der Entwicklung entgegenzuwirken.
Grundlegende Herausforderungen für Pflegeunternehmen
Ein zentraler Faktor in der aktuellen Krise ist der Mangel an qualifiziertem Personal. Doch auch die Sicherung der Liquidität und der Finanzierung sind entscheidende Herausforderungen. Die Politik, die Pflegekassen und die Sozialämter scheinen diesem Problem weitgehend gleichgültig gegenüberzustehen. Die Pflegekassen weigern sich, Preissteigerungen für Heime und Pflegedienste anzuerkennen, obwohl die Inflation überall spürbar ist. Hinzu kommt, dass Sozialämter die Begleichung offener Rechnungen bei Pflegeeinrichtungen unangemessen aufschieben, obwohl Pflegeunternehmen oft auf die Zahlungen der Sozialämter angewiesen sind. Die Folge sind erhebliche Liquiditätsengpässe. Für Pflegeunternehmen und Pflegedienste ist es, angesichts der Einschränkungen durch die Haltung der Pflegekassen und gesetzlichen Änderungen, schwer, in dieser Situation angemessen zu agieren.
Auf verschiedenen Ebenen Kosten einsparen
Es ist nun an den Pflegeunternehmen, zielführende Strategien zur Bewältigung der aktuellen Krise zu entwickeln. In erster Linie muss es darum gehen, Betten schnell wieder zu belegen - schließlich verursacht jedes unbelegte Bett beziehungsweise Zimmer Kosten. Konkret bedeutet das, auch nach dem Ableben eines Patienten für eine schnelle Renovierung zu sorgen: Eigene Hausmeister und Haustechniker können hier den schnellen Bezug der jeweiligen Zimmer gewährleisten.
Kosten müssen allerdings auch im Bereich Recruiting gebündelt werden: Dazu gilt es zunächst, alle Maßnahmen in diesem Bereich messbar zu machen. Es muss also genau erfasst werden, wie viele Bewerbungen über welche Quelle eingehen und wie viele Bewerbungen davon tatsächlich von Fachkräften kommen - schließlich sind es am Ende ebendiese, die Pflegeunternehmen für sich gewinnen wollen. Anhand dieser Daten können sowohl erfolgreiche Strategien als auch mögliches Verbesserungspotenzial identifiziert werden, um Nachjustierungen vorzunehmen und bessere Ergebnisse zu erzielen.
Sinnvolle Kombination von Recruiting-Tools
Neben der Bündelung der Recruiting-Kosten ist es auch wichtig, effiziente Recruiting-Tools einzusetzen. Grundsätzlich sollte dabei davon abgesehen werden, sich nur auf eine Methode zu fokussieren. Stattdessen ist es ratsam, verschiedene Möglichkeiten in Kombination zu nutzen, um das volle Potenzial auszuschöpfen und bestmögliche Resultate zu erzielen. Darüber hinaus sollte auch das Verhalten der Wettbewerber in die eigene Strategie einbezogen werden: Schließlich ist es in Anbetracht der Vielzahl an Konkurrenten unabdinglich, aus der Masse herauszustechen und die beste Option für potenzielle Kräfte darzustellen.
Positives Image aufbauen
Für heutige Fachkräfte ist auch das Image der Pflegeunternehmen von entscheidender Bedeutung. Viele Einrichtungen kümmern sich kaum darum, ein positives Image nach außen zu kommunizieren. Dabei wäre genau das wichtig, um neue Mitarbeiter zu überzeugen, die nach attraktiven Berufsmöglichkeiten suchen. Trotz der Überzeugung einiger Einrichtungen, bereits gut aufgestellt zu sein, zeigt eine genauere Betrachtung, dass das oft nicht der Fall ist. Der Grund: Oberflächliche Kampagnen in den sozialen Medien überzeugen in der heutigen Zeit kaum mehr potenzielle Bewerber. Statt 08/15-Anzeigen zu schalten, bietet es sich beispielsweise an, bestehendes Personal einzubinden, das über die Tätigkeit und das Unternehmen spricht. Am Ende überzeugt schließlich nichts mehr, als die ehrlichen Stimmen bestehender Mitarbeiter. Wer dann noch mit einem digitalisierten und möglichst hürdenfreien Bewerbungsprozess aufwartet, erhöht seine Chancen auf neue Kräfte messbar.
Druck auf den Gesetzgeber und die Pflegekassen
Schließlich ist es von entscheidender Bedeutung, auch den Gesetzgeber und die Pflegekassen in die Verantwortung zu nehmen und Druck auszuüben. Es müssen mehr Initiative ergriffen und Forderungen gestellt werden, um die Pflegebedingungen zu verbessern. Eine Option wäre zum Beispiel, die Pflegekassen dazu zu bewegen, sich stärker an den Recruiting-Kosten zu beteiligen. Die derzeitigen Beträge sind in dieser Hinsicht nur unzureichend. Des Weiteren braucht es eine Zusammenarbeit der Pflegekammern und eine Neugestaltung der Regulierungen, um Veränderungen in der Pflegebranche zu erreichen und eine Verbesserung der Situation zu ermöglichen.
Über Max Grinda:
Max Grinda und Felix Hahnewald sind die Geschäftsführer von FM Recruiting. FM Recruiting hat die Mitarbeitergewinnung in der Pflege wieder einfach gemacht. Deutschlandweites Vertrauen bei stationären Pflegeheimen, Pflegediensten und Einrichtungen der Behinderten- und Eingliederungshilfe, über 300 Partnerunternehmen und mehr als 21.000 generierte Bewerbungen haben gezeigt: FM Recruiting ist der Partner für die Pflegebranche. Weitere Informationen unter: https://fm-recruiting.de/
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