Angesichts drohender neuer Greueltaten in Sierra Leone beginnt HI eine Kampagne für die Opfer und ruft zu Unterstützung auf
München (ots)
Nach heutigen Informationen des HI-Teams in Freetown bleibt die Lage chaotisch und unsicher. Dessen ungeachtet wurden die Tätigkeiten im Krankenhaus Connaught (Limb Fitting Center) sowie in Bo wieder aufgenommen; dort arbeitet die Organisation seit 1996 für die Versorgung Behinderter mit medizinisch-technischen Hilfsmitteln und ihre Rehabilitation. Besonders kümmert sich HI um ca. 500 Opfer der schrecklichen Übergriffe, die zwischen Januar und Juli 1999 hauptsächlich von Rebellen der Revolutionären Front (RUF) von Foday Sankoh begangen wurden. Die im Juli unterzeichneten Friedensvereinbarungen werden nun wieder in Frage gestellt.
Kombah Pesima, der einheimische Direktor der sieben freiwilligen Auslandsmitarbeiter und der 76 lokalen Fachkräfte, war in Frankreich, als sich die Lage massiv verschlechterte. Er besuchte die Zentrale der Organisation, um über die Entwicklung der Projekte zu sprechen und wollte das HI-Team am Sonntag wieder via Guinée-Conakry treffen; dort erwarteten ihn die 7 europäischen freiwilligen Mitarbeiter, die aus Sicherheitsgründen dorthin evakuiert worden waren - wie alle in Freetown ansässigen Ausländer. Die Fortführung des Programms und das Material wurden dem einheimischen Team anvertraut.
Der erneute Ausbruch der Kämpfe veranschaulicht die Mängel der internationalen Politik und der Maßnahmen, die ergriffen wurden, um die grundsätzlichen Schwierigkeiten des Landes zu meistern, die die Fortführung einer Politik des Friedens bedrohen:
- die persönlichen Ambitionen bestimmter politischer Führer Sierra-Leones - die finanziellen Interessen am Diamantenabbau und der Kampf um Einflussnahme der ausländischen Mächte im Land - die Instabilität durch Zerstörung und Armut; um zu überleben, haben zahlreiche Soldaten und Rebellen auf dem Rückzug keine andere Möglichkeit, als einen Plünderungs-Krieg weiter zu führen - die Widersprüche eines Friedensprozesses ohne Gerechtigkeit, insbesondere mit Blick auf die Verantwortlichkeiten bezüglich der begangenen Greueltaten; dadurch wird der Exodus der zivilen Bevölkerung indirekt unterstützt.
Handicap International richtet sich in Frankreich und Deutschland an seine Unterstützer mit zwei Aktions-Vorschlägen:
- eine verstärkte finanzielle Unterstützung der Behinderten und Opfer der jüngsten Ausschreitungen in Freetown, Bo und Maekeni - die Verschickung einer Petitions-Karte an Mary Robinson, Menschenrechtskommissarin der UNO, um die Unterstützung einer Untersuchungskommission der Ausschreitungen in Sierra Leone und den effektiven Einsatz des Internationalen Gerichtshofs zu erbitten. Die Unterschriftsliste wird ihr Ende Juni übergeben werden.
Textvorschlag:
Sehr geehrte Frau Robinson,
wir Bürger sind ebenso wie Sie tief betroffen über die Ungerechtigkeit in Sierra Leone, ermüdet von der Ohnmacht, derentwegen man jedes Mal wegsieht, wenn neue Grausamkeiten auf dem Bildschirm oder in den Tageszeitungen erscheinen.
Die Geschehnisse in Sierra Leone sind kein Leiden ohne Verantwortlichkeit; sie sind ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, das nicht ungestraft bleiben darf.
Im Juni 1999 waren Sie in Sierra Leone und haben verstümmelte Zivilisten getroffen, um die sich HI kümmert. Angesichts des Ausmaßes der Menschenrechtsverletzungen , die dieses Land durchdringen, haben Sie erklärt: "Diese schlimmsten Verbrecher müssen verurteilt werden".
Ich möchte mich denjenigen anschließen, die fordern, dass die Verantwortlichkeiten dieser Taten benannt und diejenigen verurteilt werden, die zu dieser Verachtung des Lebens aufgestachelt haben.
Ich unterschreibe dafür, dass man nicht wegsieht und dass das internationale Strafgericht Realität wird; denn Frieden ist nicht möglich und nicht dauerhaft möglich ohne Gerechtigkeit."
Kontakt:
Handicap International (Deutschland)
François De Keersmaeker
Geschäftsführer
Tel: 089 13 03 98 00
Fax: 089 13 03 98 01
e-mail: himunich@compuserve.com
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