"Flüchtlinge mit Behinderung bleiben oft chancenlos"
Zum Tag des Flüchtlings am 28. September
München (ots)
In Somalia, im Sudan, in Syrien und vielen weiteren Ländern sind Menschen auf der Flucht in die angrenzenden Nachbarstaaten, um Dürre, Krieg oder Verfolgung zu entkommen. Manche, wenn auch wenige, schaffen es bis nach Deutschland, zum Teil sogar mit einer Behinderung. Von den benachteiligten Menschen in unserer Gesellschaft sind diese Flüchtlinge mit Behinderung die chancenlosesten.
Ahmed kam als 17-jähriger aus dem Irak nach München. Da für ihn noch die Schulpflicht galt, besuchte der blinde Junge ein Jahr die Blindenschule. Danach lebte er weiter in der Flüchtlingsunterkunft, ohne jede Förderung. Erst beim Projekt ComIn von Handicap International konnte er seine Deutschkenntnisse weiter verbessern und einen Computerkurs mit Braille-Zeile machen. Es dauerte 12 Jahre, bis er eine Niederlassungserlaubnis und damit die Genehmigung zu einer Ausbildung erhielt. Heute hat er seine Lehre für Telemarketing abgeschlossen und geheiratet; einen Job hat er leider noch nicht gefunden.
Flüchtlinge sind in einigen Bundesländern, wie in Bayern, in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht, die meist am Stadtrand liegen. Noch weniger sichtbar sind Flüchtlinge mit Behinderung. Oft können sie ohne Hilfe die Unterkunft nicht verlassen, da ihnen Hilfsmittel wie Rollstühle oder Rollatoren fehlen oder sie nur unzureichend angepasste Prothesen haben. Die mangelnde Mobilität führt zu Isolation, auch Ärzte und Behörden sind schwer zu erreichen. Angebote für geeignete Deutschkurse für Gehörlose und Schwerhörige, Sehbehinderte und Blinde fehlen. Mit dem Projekt ComIn will Handicap International diesem Mangel zumindest in München entgegensteuern.
Trotz diverser Regelungen auf UN-Ebene und beim UNHCR (UN-Flüchtlingsbeauftragter) bleibt die Situation von Flüchtlingen und AsylbewerberInnen schwierig und verletzt elementare Menschenrechte. Ganz besonders für diejenigen mit Behinderung: "Der erste Schritt für eine Verbesserung ist für die Betroffenen oft die Anerkennung ihrer Behinderung.", erklärt Ricarda Wank von Handicap International, die das Projekt ComIn leitet. "Diese Anerkennung kann schon ein erstes positives Signal in die richtige Richtung setzen." Auch die UN-Konvention für die Rechte der Menschen mit Behinderung wird erst nach und nach von Kommunen, Bundesländern und Bund in Aktionsplänen festgeschrieben und frühestens ab nächstem Jahr umgesetzt. Ob sie Verbesserungen für die Betroffenen bringen wird, muss die Praxis dann zeigen.
Pressekontakt:
Information: Dr. Eva Maria Fischer 089/54 76 06 13, 0176/99 28 41 35
www.handicap-international.de
Original-Content von: Handicap International e.V., übermittelt durch news aktuell