Viele M&A-Transaktionen auf dem deutschen Gesundheitsmarkt – trotz weiter bestehender Herausforderungen
Transaktionsmonitor Gesundheitswesen 2024 von PwC
Viele M&A-Transaktionen auf dem deutschen Gesundheitsmarkt – trotz weiter bestehender Herausforderungen
Transaktionsmonitor Gesundheitswesen 2024 von PwC / 237 Deals fanden insgesamt statt – etwa genauso viele wie 2023 / Gros der Transaktionen mit niedergelassenen Leistungserbringen und Laboren sowie Pflegebetrieben / Auch viele Verkäufe insolventer Krankenhäuser, vor allem in kommunaler und freigemeinnütziger Trägerschaft / Pflegesektor bleibt sehr dynamisch
Frankfurt, 5. März 2025 Der deutsche Gesundheitsmarkt war auch im Jahr 2024 von zahlreichen Herausforderungen geprägt. Dazu zählen, allen voran, der nach wie vor große Kostendruck, der Fachkräftemangel, die Auswirkungen der Krankenhausreform, die Fragmentierung der Praxislandschaft sowie der deutliche Nachholbedarf bei der Digitalisierung. Dennoch – oder gerade deswegen – blieb das M&A-Transaktionsgeschehen auf dem deutschen Gesundheitsmarkt sehr lebendig: Insgesamt 237 Deals fanden 2024 statt – und damit etwa genauso viele wie im Vorjahr (2023: 234 Deals). Dies ist eines der Kernergebnisse des Transaktionsmonitors Gesundheitswesen 2024, den die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC veröffentlicht hat. Die Analyse berücksichtigt alle Transaktionen, die in öffentlich zugänglichen Quellen aufgeführt sind. Weitere Ergebnisse lesen Sie im Folgenden.
Trend zur Rekommunalisierung von Gesundheitseinrichtungen
Die 237 Deals verteilen sich auf die einzelnen Bereiche des Gesundheitswesens wie folgt: 73 Transaktionen (ca. 31 Prozent) entfielen auf niedergelassene Leistungserbringer und Labore, 64 auf Pflegebereiche (27 Prozent), 43 auf Pflegeimmobilien (ca. 18 Prozent), 34 auf Krankenhäuser und Fachkliniken (rund 14 Prozent) sowie 23 (knapp 10 Prozent) auf den Bereich stationäre und ambulante Rehabilitation. Auffällig sind dabei die vergleichsweise vielen Verkäufe insolventer Krankenhäuser. Dies betraf vor allem Kliniken in kommunaler und freigemeinnütziger Trägerschaft. Gleichzeitig haben einige größere freigemeinnützige Betreiber und vereinzelt auch private Klinikketten die Chance zur Marktkonsolidierung für sich gezielt genutzt.
Der stationäre Kliniksektor wird angesichts knapper Finanzmittel mit hoher Wahrscheinlichkeit von Restrukturierungen und Insolvenzen geprägt bleiben. Neben freigemeinnützigen und privaten Krankenhauskonzernen treten zunehmend Landkreise und Kommunen als Käufer von insolventen Krankenhäusern auf, Private-Equity-Investoren demgegenüber kaum. Dr. Alexander von Friesen, Partner bei PwC Deutschland, sagt: „Der Trend zur Rekommunalisierung von Gesundheitseinrichtungen ist klar erkennbar. Zugleich stellt sich die Frage, inwiefern es Kommunen gelingt, die Einrichtungen dauerhaft erfolgreich zu betreiben.“
Diskussionen um MVZ mit Investorenbeteiligung
Bei den niedergelassenen Leistungserbringern und Laboren stand 2024 die Diskussion über die Regulierung Medizinischer Versorgungszentren (MVZ) mit Finanzinvestorenbeteiligung im Vordergrund: Einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom Dezember 2024 zufolge können EU-Mitgliedstaaten verbieten, dass sich Finanzinvestoren an Rechtsanwaltsgesellschaften beteiligen. Die Bundeszahnärztekammer und die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung sehen hierin eine mögliche Übertragbarkeit auf den Gesundheitssektor; bei Freiberuflerpraxen seien die Strukturen ähnlich, weshalb sie entsprechende gesetzliche Regelungen fordern. Andere argumentieren, dass die EuGH-Entscheidung nicht direkt auf MVZ anwendbar sei, weil zwischen den Berufsgruppen wesentliche Unterschiede beständen. Bislang ist keine weitere spezifische Gesetzgebung zur Regulierung investorengetragener MVZ verabschiedet worden.
Alexander von Friesen sagt: „Die Anzahl der Transaktionen bei den niedergelassenen Leistungserbringern und Laboren ist 2024 gegenüber 2023 gesunken, von 80 auf nun 73 Deals. Das Niveau ist aber nach wie vor hoch, trotz der möglichen Einschränkungen für Finanzinvestoren.“ Und er ergänzt: „Ein neuer, im Juni 2024 vorgelegter Gesetzesentwurf soll die ambulante medizinische Versorgung verbessern und Ärzte entlasten. Zentral dabei ist die Entbudgetierung der Einnahmen von Hausarztpraxen – dies wirkt sich positiv auf Umsätze aus und kann es für Investoren attraktiver machen, in das Segment einzusteigen.“
Herausforderungen im Pflegesektor beflügeln Deal-Dynamik
Beim Pflegesektor war das Transaktionsaufkommen äußerst dynamisch, es fanden viele Einzelverkäufe statt, auch aus Insolvenzen heraus. Die Herausforderungen für die Betreiber von Einrichtungen sind altbekannt: Dem Fachkräftemangel stehen vorgeschriebene Personalschlüssel gegenüber; zugleich belasten höhere Personalkosten, Energiepreise und teurere Verbrauchsmaterialien die finanzielle Lage – ebenso die schleppenden Auszahlungen der vereinbarten Pflegesätze durch die Kassen und Sozialhilfeträger.
Benjamin Schrödl, Partner bei PwC Deutschland und Head of Real Estate M&A, prognostiziert: “Auch für das Jahr 2025 ist mit vielen Transaktionen im Pflegebereich zu rechnen.” Er verweist darauf, dass allen voran beispielsweise die Freie und Hansestadt Hamburg das Pflege- und Betreuungsunternehmen Pflegen & Wohnen Hamburg GmbH von der Deutsche Wohnen zurückkaufen wird. Damit wird die Stadt künftig 13 Pflegeheimstandorte mit rund 2.000 Mitarbeitenden und etwa 2.400 Pflegeheimplätzen betreiben.
Mit Blick auf den weiter stark wachsenden Markt der digitalen Leistungserbringer verweist Michael Ey, Partner bei PwC Deutschland und Co-Lead Gesundheitswirtschaft, insbesondere auf den Einstieg der Private Equity Investoren CVC bei der CGM und TA bei Nexus. „Dies könnte Impulse für weitere Deals im Digitalisierungssegment geben und den Markt weiter vorantreiben.“ Insbesondere die KI-gestützte Diagnostik, digitale Therapieplattformen und Anwendungen für die Prozessoptimierung in Krankenhäusern seien bei Investoren beliebt.
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