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Zwei Baustellen zur Einhaltung des 1,5-Grad-Klimaziels

Zwei Baustellen zur Einhaltung des 1,5-Grad-Klimaziels
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Hamburg (ots)

Ein Meinungsbeitrag von Michael Bloss, Abgeordneter der Grünen/EFA im Europäischen Parlament und Steve Trent, Geschäftsführer (CEO) und Gründer der Environmental Justice Foundation

Anspruch und Wirklichkeit sind oft zwei verschiedene paar Schuhe - so auch in der Klimapolitik: Seit Jahrzehnten wird vor dem Verbrennen fossiler Energieträger wie Kohle, Öl und Gas gewarnt und seit Jahrzehnten werden diese massiv finanziert. 137 Milliarden Euro geben allein EU-Mitgliedsländer jährlich dafür aus - der globale Norden der Welt steckt weiter immense Summen in fossile Brennstoffe, während dem Süden das Geld für die Erneuerbaren fehlt. Dies ist eine von zwei wichtigen Baustellen, die zur Einhaltung des 1,5-Grad-Klimaziels rasch beseitigt werden muss.

Im Februar 1979 hieß es bei der ersten Weltklimakonferenz: "Die fortdauernde Ausrichtung der Menschheit auf fossile Brennstoffe als wichtigster Energiequelle wird wahrscheinlich (...) in den kommenden Jahrzehnten und Jahrhunderten zu einem massiven Anstieg der atmosphärischen Kohlendioxid-Konzentration führen (...)"

Über 40 Jahre später wissen wir: Sie hatten Recht, was vor allem auf das CO2-Konto des globalen Nordens geht. Die Emissionen steigen jedes Jahr bis auf wenige Jahre weltweit unaufhaltsam, Anfang 2022 gab es einen neuen Rekordstand. Und während die Menschen in armen Ländern am wenigsten für die Klimakrise verantwortlich sind, leiden sie häufig am stärksten unter den Folgen.

Gelder für Kohle, Öl und Gas streichen

Allein die Europäische Union pumpt jedes Jahr 137 Milliarden Euro in fossile Subventionen wie dem Dieselprivileg oder einer fehlenden Kerosinsteuer. In Deutschland allein werden jährlich mindestens 65,4 Milliarden Euro an umweltschädlichen Subventionsgeldern durch den Staat ausgegeben - fast 800 Euro pro Bürger*in. Das ist gleich doppelt heikel: Während wir weiter in die Zerstörung unseres gemeinsamen Planeten investieren, bekommen wir es jahrelang nicht hin, Entwicklungsländern 100 Milliarden pro Jahr für den Aufbau einer sauberen Energieinfrastruktur bereitzustellen. Mit Blick auf den G7-Gipfel ist das ein großer schmutziger Fleck auf der weißen Klimaweste.

Der Bundesregierung ist beim G7-Treffen der Umweltminister*innen bewusst, dass sich das dringend ändern muss. Immerhin. Und so sollen diese fossilen Subventionen 2025 auslaufen, während die Gelder für Entwicklungsländer verdoppelt werden sollen. Damit wäre eine erste Baustelle abgeschlossen, auch wenn wir dafür über 40 Jahre gebraucht haben.

Europas einzige saubere Energiequellen nutzen: Sonnen- und Windkraft

Seit Langem wissen wir, was wir tun müssen, um das 1,5-Grad-Klimaziel einzuhalten: Das Verbrennen fossiler Brennstoffe muss ein Ende finden, am besten schon gestern. Denn die Kosten der Klimakrise übersteigen die des Klimaschutzes massiv.

Ob Dürren oder Überschwemmungen: Extremwetterereignisse nehmen durch die Klimakrise zu. Laut Berechnungen von CAN Europe verliert Europa allein durch eine 2 Grad heißere Welt jedes Jahr 120 Milliarden Euro - Geld, was uns jetzt dringend fehlt. Denn während wir aus dem Verbrennen von Kohle, Öl und Gas aussteigen, müssen wir in die grünen Alternativen einsteigen.

Leider dümpelt Europa beim Ausbau der Erneuerbaren bei gerade einmal rund 22% herum, was uns durch Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine auf die Füße fällt. Über 50% der fossilen Energien bezogen wir bis zum Krieg aus Russland. Mit dem "REPowerEU"-Paket hat die EU-Kommission dieses Problem erkannt - wenn auch erst erzwungen durch einen schrecklichen Krieg. Eine Europäische Solarpflicht, höherer Ausbau der Erneuerbaren, ein Ende der Subventionen für Öl- und Gas-Boiler sowie der Wiederaufbau der europäischen Solarindustrie sind in diesem Paket verankert. Es bleibt uns auch schlicht keine andere Wahl, denn Europa hat kaum eigene fossile Ressourcen. Die einzigen Ressourcen, die wir im Überfluss haben: Sonne und Wind - und die gilt es zu ernten.

Halten wir damit das 1,5°-Klimaziel ein?

Entschlossenes Handeln für den Klimaschutz ist die größtmögliche Investition, die wir heute tätigen können, um auf lange Sicht eine friedliche, nachhaltige und bewohnbare Welt zu sichern. Zu lange wurde sich auf wolkigen Floskeln ausgeruht, der politische Rahmen aber nicht gesetzt. Jetzt können zwei wichtige Baustellen den Worten der Wissenschaftler*innen von vor über 40 Jahren schlussendlich doch noch gerecht werden.

Als einige der wohlhabendsten und einflussreichsten Länder der Welt haben die G7 - allen voran Deutschland als viertgrößte Volkswirtschaft der Welt und größter CO2-Emittent der EU - sowohl die Chance als auch die Verantwortung, die zunehmend negativen Auswirkungen der Klimakrise zu erkennen und mit raschen und entschlossenen Maßnahmen dagegen vorzugehen. Läuten wir das Ende der fossilen Subventionen ein, legen wir den Booster für den Ausbau der Erneuerbaren in Europa und weltweit ein. Europas Green Deal ist dafür ein Fundament, auf dem wir jetzt stehen und sollte als Vorbild für die G7-Staaten werden. Ob das ausreichen wird, wird sich bald zeigen.

Anmerkungen für die Redaktion:

Pressekontakt:

Anna-Maria Grün
Lead Communications Officer Germany
Environmental Justice Foundation Deutschland
E: annamaria.gruen@ejfoundation.org
T: +49 (0)159 05254492

Original-Content von: Environmental Justice Foundation Deutschland, übermittelt durch news aktuell

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