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Radikaler Wandel durch virtuelle Realität

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PRESSEMITTEILUNG

Radikaler Wandel durch virtuelle Realität

Virtual und Augmented Reality: Studie prognostiziert Disruption für sieben Wirtschaftszweige

Virtual- und Augmented-Reality-Technologien könnten in unzähligen Wirtschaftsbereichen eingesetzt werden, wenn sie noch leistungsfähiger werden. Eine Studie von Ökonomen der Technischen Universität München (TUM) zeigt, dass sich sieben Branchen auf eine besonders starke Verdrängung bisheriger Produkte, Geschäftsmodelle und Produktionsprozesse einstellen müssen, darunter die verarbeitende Industrie, der Einzelhandel und die Immobilienwirtschaft.

Wenn neue Technologien nicht nur einzelne Produkte hervorbringen, sondern in einer großen Zahl von Anwendungen integriert werden, können sie ganze Industrien tiefgreifend verändern. Virtual und Augmented Reality haben dieses Potenzial. Virtual-Reality-Technologie (VR) erzeugt eine virtuelle Umgebung, mit der Menschen mit mobilen Geräten, vor allem VR-Brillen, interagieren können. Augmented-Reality-Technologie (AR) zeigt den Nutzerinnen und Nutzern virtuelle Objekte in der natürlichen Umgebung. Beispielsweise blendet eine Brille Informationen zu einem Gegenstand ein, den der Mensch betrachtet.

Worauf müssen sich Unternehmen einstellen, die nicht selbst Entwickler dieser Technologien sind? Prof. Thomas Hutzschenreuter und sein Team vom Lehrstuhl für Strategic and International Management der TUM haben im ersten Schritt Forschungsergebnisse zu VR und AR ausgewertet, Interviews mit Expertinnen und Experten aus Unternehmen geführt und Start-ups untersucht. Auf dieser Grundlage haben sie analysiert, in welchem Zeitraum und in welchen Bereichen sich die Technologien wahrscheinlich durchsetzen werden.

In sieben von 41 untersuchten Branchen wird diese technologische Entwicklung in der Zeit zwischen 2020 und 2040 zu radikalen Veränderungen führen, prognostizieren die Ökonomen:

- In der verarbeitenden Industrie werden Unternehmen, die VR und AR einsetzen, 
  Kosten reduzieren und die Produktivität steigern können. Die Arbeit mit 
  virtuellen Modellen wird die Produktentwicklung stark verändern. In der 
  Produktion werden für alle Arbeitsschritte Anleitungen, Hilfestellungen oder 
  weitere Informationen im Blickfeld der Arbeiterinnen und Arbeiter 
  eingeblendet. Teams von verschiedenen Standorten werden in virtuellen 
  Umgebungen zusammenarbeiten. 
- Nicht nur in den Fabriken, auch in Fahrzeugwerkstätten werden die neuen 
  Technologien die Arbeit erleichtern, die in der jüngeren Zeit aufgrund der 
  komplexer und differenzierter gewordenen Automobiltechnik anspruchsvoller 
  geworden ist. "Augmented Manuals" werden für eine Vielzahl an Reparaturen die 
  notwendigen Schritte für das jeweilige Fahrzeug anzeigen.
- Im Einzelhandel werden sich Sparten, die bislang nur geringe Teile des Handels
  online abwickeln, tiefgreifend wandeln. Ein Beispiel ist der Möbelhandel: Mit 
  Augmented Reality können Kundinnen und Kunden zu Hause Möbel visualisieren und
  diese direkt online bestellen. Handelssparten, die bereits online tätig sind, 
  werden Kosten reduzieren können, etwa der Modehandel. Dieser kann die große 
  Zahl an Retouren reduzieren, wenn Käufer Kleidungsstücke mit Avataren 
  "anprobieren" können. 
- Die Kommunikations- und IT-Service-Industrie wird sogenannte Social-VR-Dienste
  zum Massenmedium machen. Unternehmen werden ein großes Angebot an virtuellen 
  Welten anbieten, in denen sich Nutzerinnen und Nutzer von Angesicht zu 
  Angesicht treffen und miteinander agieren können. Die Spannbreite wird vom 
  Café bis zu Spielen, vom Urlaub bis zur Partnervermittlung reichen und den 
  Markt in vielen Sparten umwälzen.
- Die Musikindustrie wird massive Veränderungen durchlaufen, weil Konzerte mit 
  VR-Technologie an jedem Ort und zu jeder Zeit erlebt werden können. Vermarkter
  werden den Nutzerinnen und Nutzern ermöglichen, Konzerte an einer beliebigen 
  Stelle im Publikum oder auf der Bühne mit bester Tonqualität zu verfolgen. 
  Eintrittskarten, die mit dem Rückgang von CD-Verkäufen zur wichtigen 
  Einnahmequelle geworden waren, werden an Bedeutung verlieren. 
- In der Immobilienwirtschaft wird sich die Vermarktung von Gebäuden ändern. 
  Unternehmen, die virtuelle Rundgänge durch geplante und auch bestehende 
  Immobilien anbieten, werden deutliche Wettbewerbsvorteile haben. Der teure und
  aufwendige Bau von Prototypen wird überflüssig. Auch für die Planung der 
  Innenausstattung werden VR-Anwendungen Standard sein.
- Für den Bildungssektor prognostizieren die Wissenschaftler, dass Hochschulen 
  mit Fernstudium einen größeren Marktanteil gewinnen werden. 
  Virtual-Reality-Klassenräume werden das Studieren zu Hause attraktiver und 
  effektiver machen, weil sie einen besseren Austausch zwischen Studierenden und
  Lehrenden sowie neue Lernmethoden und anschaulicheres Lernmaterial 
  ermöglichen. 

"Unternehmen müssen strategische Partner finden"

"Virtual und Augmented Reality sind disruptive Technologien: Sie werden in großem Stil und mit großem Tempo bisherige Produkte, Geschäftsmodelle und Produktionsprozesse verdrängen", sagt Thomas Hutzschenreuter. "Dieser Prozess wird in wenigen Jahren volle Fahrt aufnehmen. Die Unternehmen der von uns ermittelten Branchen müssen deshalb jetzt neue Strategien entwickeln, wenn sie sich am Markt behaupten wollen. Die meisten müssen dazu Partner finden, weil sie nicht selbst über ausreichende Kompetenz in Virtual und Augmented Reality verfügen. Wenn sie das schaffen, haben sie große Chancen, ihren Erfolg zu steigern, weil sie mit den Technologien an vielen Stellen die Produktivität erhöhen und Kosten senken können."

Publikation:

Hutzschenreuter, Thomas; Burger-Ringer, Christian: Impact of Virtual, Mixed, and Augmented Reality on Industries, 2018; DOI: 10.14459/2018md1454069

https://mediatum.ub.tum.de/node?id=1454069

Kontakt:

Prof. Thomas Hutzschenreuter

Technische Universität München

Lehrstuhl für Strategic and International Management

Tel.: +49 89 289 28131

th.sim@tum.de

https://www.simanagement.wi.tum.de

Die Technische Universität München (TUM) ist mit rund 550 Professorinnen und
Professoren, 42.000 Studierenden sowie 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre
Schwerpunkte sind die Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften,
Lebenswissenschaften und Medizin, verknüpft mit den Wirtschafts- und
Sozialwissenschaften. Die TUM handelt als unternehmerische Universität, die
Talente fördert und Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Dabei profitiert sie
von starken Partnern in Wissenschaft und Wirtschaft. Weltweit ist sie mit dem
Campus TUM Asia in Singapur sowie Verbindungsbüros in Brüssel, Kairo, Mumbai,
Peking, San Francisco und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger
und Erfinder wie Rudolf Diesel, Carl von Linde und Rudolf Mößbauer geforscht.
2006 und 2012 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In
internationalen Rankings gehört sie regelmäßig zu den besten Universitäten
Deutschlands.
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