SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V.
17.000 Kinder in der Ukraine haben seit Kriegsbeginn ihre Eltern verloren
Zum 3. Jahrestag fordern die SOS-Kinderdörfer eine grundlegende Reform des Betreuungssystem
München (ots)
17.000 Kinder haben seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine die elterliche Fürsorge verloren. Das geben die SOS-Kinderdörfer bekannt. Eltern sind an der Front ums Leben gekommen, bei Bombenanschlägen oder Beschuss. Auch Armut, Not und psychischer Druck führten zum Zusammenbruch von Familien, der Krieg habe all dies verstärkt. "Diese verlassenen Kinder sind extrem gefährdet. Es ist unsere Verpflichtung, ihnen Schutz, Sicherheit und ein fürsorgliches Zuhause zu bieten", sagt Serhii Lukashov, Leiter der SOS-Kinderdörfer in der Ukraine.
"Die staatlichen Kinderheime sind die größte Schande unseres Landes!"
Die Hilfsorganisation setzt sich seit Jahrzehnten für eine familiennahe Betreuung von Kindern in der Ukraine ein, die die elterliche Fürsorge verloren haben, und hat bereits vor dem Krieg immer wieder die Schließung staatlicher Heime eingefordert. Lukashov sagt: "Die staatlichen Kinderheime sind die größte Schande unseres Landes. Tag und Nacht wurden dort Kinderrechte verletzt, Kinder haben Gewalt, Missbrauch und unermessliches Leid erfahren." Insgesamt 100.000 Kinder seien vor dem Krieg dort untergebracht gewesen - obwohl die allermeisten von ihnen - 92 Prozent - noch leibliche Eltern hatten. Lukashov sagt: "Bisher war die staatliche Lösung immer die gleiche: Egal, ob ein Kind mit einer Behinderung auf die Welt kam, ob es verhaltensauffällig war, ob Armut oder Migration im Spiel war: Sobald die Situation herausfordernd wurde, hat man das Kind aus der Familie genommen und in ein staatliches Heim gesteckt." Es brauche ein grundlegendes Umdenken. So sei es in vielen Fällen möglich, Familien zu unterstützen - sodass das Kind bei seinen Eltern bleiben kann. Seit Kriegsbeginn haben die SOS-Kinderdörfer über 490.000 Menschen unterstützt, unter anderem wurden Familien durch psychische und pädagogische und wirtschaftliche Hilfe begleitet, um ihr Auseinanderbrechen zu verhindern.
EU-Orientierung bietet eine historische Chance für Veränderung
Lukashov sieht aktuell eine historische Chance, die Betreuung von Kindern grundlegend zu verbessern. Die Orientierung der Ukraine in Richtung EU erfordere auch eine kindgerechte Unterbringung. Erste Schritte in diese Richtung seien bereits getan. So habe das gemeinsame Engagement von EU-Ratspräsidentin Ursula von der Leyen und Olena Selenska, First Lady der Ukraine, zur Gründung eines Koordinierungszentrum auf Regierungsebene geführt. Die SOS-Kinderdörfer sind hier beratend tätig. "Wenn nötig, legen wir auch den Finger in die Wunde", sagt Lukashov. Die Hilfsorganisation ist außerdem beauftragt, Beschlüsse des Koordinierungszentrums umzusetzen und Pilotprojekte auf den Weg zu bringen. So bauen die SOS-Kinderdörfer Netzwerke von Pflegefamilien auf und schulen potenzielle Pflegeeltern sowie Sozialarbeiter, Psychologen und Politiker. Ein weiteres Pilotprojekt ist "Children's Living Places": In Zusammenarbeit mit lokalen und nationalen Behörden bauen die SOS-Kinderdörfer an drei Orten Gebäudekomplexe auf, in denen Kinder in Pflegefamilien familiäre Betreuung erhalten sollen. Auch Freizeit- und Gemeinschaftsräume sowie ein Sozialzentrum sind mit eingeplant.
Laut Lukashov ist die Ukraine auf einem guten Weg. "Aber unser Ziel ist erst erreicht, wenn kein Kind mehr in einem anonymen Heim aufwachsen muss", sagt er.
Jahrestag Ukraine-Krieg am 24. Februar
Drei Jahre Krieg in der Ukraine, das sind drei Jahre Angst, Verlust und Bedrohung für Kinder und Familien. Ein kontinuierlicher Ausnahmezustand. Zum Jahrestag des vollumfänglichen Krieges in der Ukraine am 24. Februar ziehen die SOS-Kinderdörfer in einer Serie von Pressemeldungen Bilanz und informieren über kriegsverletzte Kinder, den Verlust von Bildung, den Verlust von Familie.
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Anne Beck
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