Unternehmen kratzen bei der Automatisierung noch an der Oberfläche
Berlin (ots)
- Lediglich 16 Prozent sind in der breiten Umsetzung - Operative Exzellenz steht im Vordergrund, hohe Einsparungen sind möglich - Automobilbranche liegt vorne - Einfach Maßnahmen werden zu selten genutzt
Weniger als ein Fünftel (16%) der Unternehmen mit Automatisierungsprojekten gehen bislang über den Status von einzelnen Pilotanwendungen hinaus und setzen sie in mehrfacher Ausprägung über Geschäftsbereiche, Funktionsebenen oder auch Ländergrenzen hinweg ein. Der Schwerpunkt liegt eher auf operativen Verbesserungen als auf langfristigen, strategischen Wachstumsinitiativen: 40 Prozent der Unternehmen zielen vor allem auf qualitative Ergebnisse ab, nur 23 Prozent auf zusätzlichen Umsatz. Insgesamt rund ein Drittel der untersuchten Organisationen konzentrieren sich bei ihren Aktivitäten auf solche, die einfach zu implementieren sind, aber einen hohen Mehrwert versprechen. In den Report "Reshaping the future: Unlocking automation's untapped value" gingen die Antworten von über 700 Führungskräften aus Unternehmen ein, die sich mit der Automatisierung beschäftigen (darunter 101 Teilnehmer aus Deutschland). Darüber hinaus wurde 110 echte Use cases aus sechs Brachen untersucht.
Autobranche liegt vorne, auf Länderebene führen die USA
Betrachtet man die Ergebnisse der Studie nach Branchen, zeigt sich, dass die Automobilindustrie am häufigsten umfangreichere Automatisierungsansätze vorweisen kann: Jedes vierte Unternehmen geht über den Pilotbetrieb hinaus und hat eine ganze Reihe von Anwendungen im breiten Einsatz. Auf den weiteren Plätzen finden sich andere industrielle Fertiger und der Handel mit jeweils 15 Prozent. Bei den Ländern liegen die USA mit einigem Abstand vorne: 26 Prozent der Unternehmen, die sich mit Automatisierung beschäftigen, tun es dort in erweiterter Form; es folgen Frankreich mit 21 Prozent und Deutschland mit 17 Prozent.
Volker Darius, Vice President, Head of Insights Driven Enterprise, Capgemini Invent: "Automatisierung erfordert eine starke Führung mit klarer Zielsetzung. Nur so kann man eine Organisation bei einem so umwälzenden Thema hinter sich bringen. Es geht weniger um eine Technologie, als um eine grundlegende Transformation des Geschäfts und betrifft also in hohem Maße den Menschen. Technik und Fachbereich sind somit gleichermaßen in der Pflicht, den Prozess von Tag eins an gemeinsam zu gestalten und die Mitarbeiter mit ihren Ideen aktiv einzubeziehen."
Erhebliches Potenzial liegt den Ergebnissen der Studie zufolge bei der Kostensenkung durch Automatisierung: Würden die Unternehmen entsprechende Lösungen breit einsetzen, ließen sich beispielsweise in der Automobilbranche bis zum Jahr 2022 etwa 32 Milliarden USD Kosten einsparen. Analog im Handel, bei dem sich ein Potenzial von 125 Milliarden USD bis zum Jahr 2022 errechnet; in der Versorgungsbranche läge der Wert bei 149 Milliarden USD und bei industriellen Fertigern im Bereich von 165 Milliarden USD. Im Mittelpunkt der Automatisierungsbestrebungen stehen dabei die Back- und Middle-Office-Funktionen. Über die Hälfte der Unternehmen mit entsprechenden Projekten haben diese in der IT umgesetzt und 37 Prozent betreiben die Automatisierung im Middle-Office.
Einfache Maßnahmen werden zu selten genutzt
Interessanterweise befassen sich nur 32 Prozent der Unternehmen mit Automatisierungsvorhaben mit deren einfachen Varianten. Dazu zählen der Abgleich von Buchhaltungsdaten, Angebotsanfragen im Procurement, der Onboarding-Prozess neuer Mitarbeiter durch die Personalabteilung, Lead Generation im Vertrieb, Anti-Betrugs-Checks bei Banken oder vorausschauende Wartung in der Industrie. Dagegen arbeiten 36 Prozent der Unternehmen mit individuellen Implementierungen in Bereichen wie Dateneingabe oder Datenspeicherung - beides Anwendungsfälle, die schwierig und kaum skalierbar sind wie auch wenig Sparpotenzial aufweisen. Betrachtet man die Unternehmen, die Automatisierung auf breiter Ebene und mit überdurchschnittlichem Erfolg einsetzen, so lassen sich drei Erfolgsfaktoren identifizieren:
1. Aufbau einer klaren Roadmap - über 2/3 dieser führenden Unternehmen besitzen eine. 2. Ein klares Bekenntnis des Managements - bei 85 Prozent der erfolgreichen Unternehmen ist Automatisierung eine Top-Priorität und bei 82 Prozent herrscht ein klares Verständnis innerhalb der Führungsmannschaft über deren Bedeutung. 3. Augenmerk auf Menschen und Entwicklung ihrer Fähigkeiten - 88 Prozent der erfolgreichen Unternehmen haben eine Mitarbeiterschaft, die hinter der Automatisierung steht; 83 Prozent berichten von neu entstandenen Jobs.
Volker Darius schlussfolgert: "Lediglich 16 Prozent der Unternehmen mit Automatisierungsvorhaben haben diese auf eine breitere Basis gestellt. Das lässt ein erhebliches Potenzial ungenutzt - bezüglich der Effizienzgewinne aber auch direkter der Wertschöpfung. Jetzt ist der Zeitpunkt, AI und Automatisierung im großen Stil umzusetzen."
Untersuchungsmethode:
Das Capgemini Research Institut hat 705 Führungskräfte aus Unternehmen mit mehr als 500 Millionen USD befragt, die sich mit Automatisierung beschäftigen oder bereits in verschiedenen Bereichen einsetzen. 40 Prozent der Unternehmen haben einen Umsatz von mehr als 10 Milliarden USD. Die Umfrage fand im Juli 2018 statt. Als im "im breiten Einsatz befindlich" bedeutet im Kontext der Umfrage, dass Automatisierungsanwendungen in mehrfacher Ausprägung und über Geschäftsbereiche, Funktionsebenen oder auch Ländergrenzen hinweg eingesetzt werden.
Studienband unter: http://ots.de/7of2Vz
Über Capgemini
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