Louisenlund: Bildungsaufbruch für Deutschland
Zukunftsmission Bildung
Der „müde Mann“ Europas braucht mehr als Gehhilfen. Der Stifterverband startet mit der deutschen Wirtschaft die „Zukunftsmission Bildung“. Ziel: das Bildungssystem soll zügig in die Lage gebracht werden, mehr Menschen mit den notwendigen Kompetenzen auszubilden. Best practice: Die Stiftung Louisenlund in Schleswig-Holstein an der Schlei zeigt schon heute wie das geht.
Deutschland ist nicht mehr wettbewerbsfähig, das Bildungsniveau von Bewerbern rückläufig, in Talente und Bildung wurde in den letzten Jahren nicht mehr investiert. Immer lauter werden die Stimmen, jüngst befeuert von der PISA Studie, nach einer grundlegenden Neuausrichtung in der Bildung. Der Stifterverband startet mit der deutschen Wirtschaft die „Zukunftsmission Bildung“. Wie man vorgehen kann, zeigt schon heute die Stiftung Louisenlund in Schleswig-Holstein - ein best practice. Fünf Fragen an Dr. Peter Rösner, Physiker und Leiter der Stiftung Louisenlund, der heute umsetzt, was Wirtschaft und Stifterverband für morgen fordern.
1. Herr Dr. Rösner, die Wirtschaft fordert aktuell, radikal in Bildung zu investieren, um Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen. Müssen wir Bildung komplett verändern, um junge Menschen auf exponentiellen Wandel und Unsicherheiten vorzubereiten?
Als Leiter der Stiftung Louisenlund bin ich überzeugt, dass ein radikales Umdenken im deutschen Bildungssystem unausweichlich ist. Die Schülerinnen und Schüler möchten zu Recht von ihrer Schule und diesem Land auf die Herausforderungen und Chancen komplexer Veränderungen, wachsender Unsicherheiten und der zunehmenden Konkurrenz durch KI-Systeme in der Arbeitswelt vorbereitet werden. Sie möchten erfolgreich an den Entwicklungen der Zukunft teilhaben und ihr Leben selbst gestalten können. Die Schule sollte dazu befähigen können. Deshalb fordern der Stifterverband und die deutsche Wirtschaft neben anderen zu Recht eine Neuausrichtung der Bildung in Deutschland. Das traditionelle Bildungssystem, das immer noch von gleichen Voraussetzungen und Bedürfnissen der Lernenden ausgeht, ist in starren Strukturen und veralteten Lehr- und Lernmethoden verhaftet. Es wird den Anforderungen der heutigen Zeit kaum noch gerecht.
2. In der Schule sollte es nicht nur um Wissens-, sondern auch um Persönlichkeitsentwicklung gehen. Eigenständig, zukunftsorientiert und kreativ mit Herausforderungen umgehen - wie kann man das lehren?
In Louisenlund haben wir ein Bildungskonzept entwickelt, das nicht vom Lehren, sondern vom Lernen her gedacht und organisiert ist. Entscheidend ist unser Verständnis von Schule. Sie ist für uns ein lebendiger, sich ständig weiterentwickelnder, lernender Organismus, der über die traditionellen Grenzen von Klassenräumen und festen Klassenstrukturen hinausgeht. Sie ist kein Ort der Bewertung, sondern der Entwicklung. Kooperationen mit Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur bereichern das Schulleben und schaffen Realitätsnähe - sowohl für Lehrende als auch Lernende. Unsere speziell für die Pädagogik konzipierten Schulgebäude mit großen offenen Lernflächen sind so gestaltet, dass sie die Zusammenarbeit, den Austausch und die kreative Auseinandersetzung mit Lerninhalten fördern, aber auch konzentriertes Arbeiten ermöglichen. Schule als spannender Ort der Begegnung und der Vielfalt.
3. Die PISA-Studie 2023 zeigte: Jugendliche schneiden in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften so schlecht ab wie nie. Aber was muss man noch wissen, wenn es doch Suchmaschinen gibt – braucht es den klassischen Bildungs-Kanon überhaupt noch?
Die Antwort auf die Herausforderungen liegt nicht in der Abkehr von Bildung, sondern in ihrer Neuausrichtung. Wir sollten die Schülerinnen und Schüler darauf vorbereiten, in einer Welt, die von Informationsfülle, Technologie und ständigem Wandel geprägt ist, möglichst glücklich, gesund und erfolgreich zu sein. Dazu gehört, dass sie umfassende Bildung erleben können. Dazu gehören Naturwissenschaften, Mathematik, Sprachen, Gesellschaftswissenschaften, Sport und Musik, aber auch handwerkliche Fähigkeiten. Die Schülerinnen und Schüler sollen lernen, Informationen kritisch zu hinterfragen, kreativ zu nutzen und in einem breiteren sozialen, ökologischen und ethischen Kontext zu denken. Der klassische Bildungskanon, ergänzt durch die Vermittlung der so genannten 21st Century Skills, bleibt somit unverzichtbar für die Bildung resilienter, kompetenter und zukunftsfähiger junger Menschen.
4. Nach einer jüngsten Umfrage der Körber-Stiftung glauben Dreiviertel der Eltern, dass Noten Leistungen nicht angemessen abbilden können; knapp die Hälfte plädiert dafür, das bestehende Notensystem abzuschaffen. Sind Lehrpläne und Schulnoten noch zeitgemäß?
Diese Umfrageergebnisse spiegeln ein wachsendes Bewusstsein in der Gesellschaft wider, dass traditionelle Bewertungsmethoden wie Noten die Leistungen und Fähigkeiten von Schülerinnen und Schülern nicht angemessen abbilden können. Diese Erkenntnis unterstreicht die Dringlichkeit, unsere Ansätze in der Bildung zu überdenken, insbesondere im Hinblick auf Motivation, Begeisterung und dem Gefühl der Selbstwirksamkeit bei Kindern. In Louisenlund haben wir ein Bildungsumfeld geschaffen, das über feste Lehrpläne und Schulnoten hinausgeht. Unser Ansatz basiert auf der Überzeugung, dass Bildung individuell, kompetenzorientiert und auf die Entwicklung der gesamten Persönlichkeit ausgerichtet sein sollte. Anstatt Schülerinnen und Schüler allein durch ein starres Notensystem zu bewerten, berücksichtigen wir auch individuelle Lernfortschritte, die Entwicklung von Kompetenzen und das Erreichen persönlicher Ziele. Dieser Ansatz fördert nicht nur die intrinsische Motivation und Begeisterung für das Lernen, sondern stärkt auch das Selbstbewusstsein und das Gefühl der Selbstwirksamkeit .
5. Deutschland brauche eine „Zukunftsmission Bildung für das 21. Jahrhundert“, sagt der Stifterverband. Diese große Herausforderung wäre vom Staat alleine nicht zu lösen, deshalb wolle man mit Unternehmen und Wirtschaft den Aufbruch gestalten. Sie haben den Bildungsaufbruch in Louisenlund schon frühzeitig eingeläutet. In welchen Zeiträumen müssen wir denken?
Unsere Erfahrungen können schon heute beispielhaft für die Gestaltung des Bildungsaufbruchs sein. Als Privatschule sind wir natürlich teilweise privilegiert. Aber aus dieser Situation heraus entsteht auch eine ernstzunehmende Verantwortung, Dinge neu zu denken und Lösungen zu erarbeiten. Schneller und flexibler als öffentliche Schulen das vielleicht können. Wir machen diese Erfahrungen durch Hospitationsprogramme für andere Schulen und die Fortbildung von Lehrenden transparent und zugänglich. Wir sind ja alle Teil des Bildungssystems in Deutschland.
Louisenlund zeigt, dass eine tiefgreifende Transformation des Bildungssystems möglich ist, wenn wir mutig genug sind, bestehende Paradigmen zu hinterfragen und neue Wege zu beschreiten. Die "Zukunftsmission Bildung für das 21. Jahrhundert" erfordert gemeinsame Anstrengungen aller Beteiligten. Dazu gehört auch, dass sich jeder Einzelne aus seiner Komfortzone bewegt. So könnte es gelingen, ein Bildungssystem zu schaffen, das nicht nur relevantes Wissen vermittelt, sondern auch die persönliche Entwicklung fördert und jeden Einzelnen darauf vorbereitet, die Herausforderungen und Möglichkeiten unserer Zeit aktiv zu gestalten.
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