IGBCE Nordost: Statt Aufbruch und Transformation, Hiobsbotschaften und Angst um Zukunft im Chemiedreieck und Mitteldeutschland
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IGBCE Nordost:
Statt Aufbruch und Transformation, Hiobsbotschaften und Angst um Zukunft im Chemiedreieck und Mitteldeutschland
Mit großer Sorge blickt die IGBCE Nordost auf das Chemiedreieck in Mitteldeutschland, wo sich die Lage der Industrie durch die Energiepreiskrise in rasantem Tempo dramatisch zuspitzt. Stephanie Albrecht-Suliak, Landesbezirksleiterin Nordost, warnt: „Die Beschäftigten haben Angst vor jedem neuen Tag, weil stündlich neue Hiobsbotschaften kommen. Von einem Umbau der Industrie kann eigentlich keine Rede mehr sein, denn den kann sich im Moment kaum noch jemand leisten. Für viele Unternehmen geht es nur noch ums Überleben. Die Lage ist mehr als dramatisch. Viele tausend gute und mitbestimmte Arbeitsplätze sind in Gefahr!
Denn irgendwie scheint der Schuss nach hinten loszugehen: Statt der notwendigen Investitionen in Transformation, Kreislaufwirtschaft und Wasserstoffhochlauf gibt es überall in Mitteldeutschland Umsatzeinbrüche, Investitionsstopp, Anlagen- und Geschäftsüberprüfungen und Auswirkungen auf Beschäftigung.
Dabei ist die Chemie noch der wichtigste Industriezweig in Sachsen-Anhalt. In mehr als 200 Unternehmen sind rund 23.000 Menschen beschäftigt. Der Umsatz liegt bei über zehn Milliarden Euro. Dennoch hat die Betreibergesellschaft des Chemieparks Leuna, InfraLeuna, in der Vorwoche einen Sparkurs angekündigt. Investitionen sollen gestrichen und Personal abgebaut werden. Insgesamt ist die Auslastung der Chemieanlagen auf 70 Prozent gesunken. Bereits zuvor sorgte die Ankündigung von DOW das Geschäft mit Polyurethan in Europa zu überprüfen für Schlagzeilen im Olefineverbund in Mitteldeutschland.
Albrecht-Suliak kritisiert das Schneckentempo der Bundesregierung und die Blockadehaltung der Opposition bei der Schaffung der notwendigen Rahmenbedingungen: „Wir erwarten von der gesamten Politik, im Bund sowie in den Bundesländern zeitnah Lösungen. Diese müssen geeignet sein, Arbeitsplätze und Wettbewerbsfähigkeit in Ostdeutschland zu erhalten! Wenn es in der Chemie nicht mehr rund läuft, bekommen das schnell auch andere Branchen zu spüren.
Wir werden den Druck auf die Politik weiter erhöhen und fordern ein Sofortprogramm. Dies hat die IGBCE bereits mit ihrem Forderungspapier mit Sofort- und Mittelmaßnahmen formuliert - IGBCE fordert Soforthilfe für deutsche Industrie. Regierung und Opposition müssen gemeinsam handeln und vorhandene Eitelkeiten zurückstellen. Wir fordern einen verbindlichen politischen Ausbaupfad und massive Hilfen. Es geht um Industriearbeitsplätze und soziale Stabilität überall in meinem Landesbezirk!“
Norman Friske, Bezirksleiter Halle-Magdeburg, unterstreicht die dramatische Situation in seinem Bezirk: „Wir lassen nicht alles auf die Beschäftigten abwälzen und fordern die notwendige Unterstützung ein. Unsere Chemieunternehmen und die energieintensive Industrie geraten immer stärker unter Druck. Mittlerweile sind in unserer Region viele Unternehmen aus fast allen Branchen betroffen und es werden alle Instrumente eingesetzt. Diese reichen von drastischen Maßnahmen wie Werksschließungen über Einstellungsstopps und tariflichen Öffnungsklauseln bis hin zur Verschiebung von notwendigen Investitionen. Wir brauchen dringend wettbewerbsfähige Preise, um unsere Industrie in der Breite zu stützen, und davon müssen alle profitieren können!“
Friske deutet an das in seinem Bezirk in der Zwischenzeit mehr als zwei Dutzend Unternehmen ernsthafte wirtschaftliche Schwierigkeiten und Anpassungen gegenüber dem Betriebsrat und der IGBCE angekündigt haben. Darunter sind neben der DOW und InfraLeuna auch bedeutende Traditionsunternehmen wie WKT in Wittenberg, SKW Piesteritz, IDT, Heraeus und weitere.
Pressekontakt:
Karin Aigner, Pressesprecherin IGBCE Landesbezirk Nordost
Mobil: +49 172 45 01 515, lb.nordost@igbce.de
-------------------------------------------------------------- Industriegewerkschaft IGBCE Verantwortlich: Stephanie Albrecht-Suliak Landesbezirksleiterin Nordost Inselstraße 6, 10179 Berlin Telefon: +49 30 27 87 13-0 Telefax: +49 30 27 87 13-44 E-Mail: lb.nordost@igbce.de Internet: nordost.igbce.de Über uns: Der Landesbezirk Nordost umfasst die fünf Bundesländer Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Die IGBCE ist hier zuständig für rund 148.000 Beschäftigte in mehr als 760 erfassten Betrieben.
Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie hat im Landesbezirk Nordost rund 80.000 Mitglieder.