Werkschließung Papierfabrik Schoeller in Penig: Kahlschlag schon im Sommer?
Werkschließung Papierfabrik Schoeller in Penig:
Kahlschlag schon im Sommer?
Nach dem Schock ist vor dem Schock: Die 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Papierfabrik Felix Schoeller in Penig kommen nicht zur Ruhe. In der Vorwoche hat das Unternehmen angekündigt, Ende des Jahres den Standort im mittelsächsischen Penig zu schließen.
Jetzt kommt es noch dicker: Gerüchte, dass die Schließung sogar schon Ende Juli erfolgen soll, verunsichern die Belegschaft. Die IGBCE Nordost und der Betriebsrat sind fassungslos.
Boris Loew, stellvertretender Landesbezirksleiter Nordost: „Die Werksschließung stößt auf unseren entschiedenen Widerstand. Denn die Gewinnzahlen des durchaus profitablen Unternehmens wären eine Grundlage für stichhaltige Konzepte gegen diesen Kahlschlag gewesen. Der Standort hätte erhalten werden können. Die Argumente der anhaltend schwachen Konjunktur und des zunehmenden Wettbewerbsdrucks halten wir nicht für stichhaltig und stellen die betriebswirtschaftlichen Fähigkeiten des Unternehmens in Frage.“
Denn ein klarer Blick in die Bücher der Felix Schoeller Holding, Weltmarktführer für Foto- und Dekorpapiere mit Sitz in Osnabrück, wäre nach Ansicht der IGBCE Nordost auch für eine anstehende sozialverträgliche Abwicklung existenziell wichtig.
Boris Loew: „Es reicht nicht, den betroffenen Mitarbeitern alternative Arbeitsplätze an anderen Standorten - etwa im Schwarzwald oder im Allgäu - anzubieten. Also: Nach dem Schock der Werksschließung muss es sich für die Betroffenen einfach rechnen, damit sie sich in Ruhe nach einem neuen Arbeitsplatz in der Nähe ihrer Heimat umsehen können.“
Die IGBCE Nordost will das Beste für ihre Mitglieder und fordert eine Zukunftsperspektive und einen fairen Sozialtarifvertrag. Doch unter Zeitdruck sei das natürlich viel schwieriger und eine Werksschließung schon im Sommer könnte erhebliche Nachteile mit sich bringen.
Deshalb haben sich Betriebsrat und Personalabteilung bereits am vergangenen Mittwoch von Anwälten und Wirtschaftsprüfern beraten lassen.
Betriebsratsvorsitzender Werk Penig, Olaf Horn: „Die Entscheidung des Arbeitgebers kam für uns völlig überraschend. Wir sind schockiert über diese Willkür. Betroffen ist ein profitabler und geschichtsträchtiger Standort. Es trifft uns in einer Zeit, in der durch gemeinsame Arbeit der Betriebsparteien eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit im Werk geschaffen wurde. Die Auswirkungen auf die Kolleginnen und Kollegen mit ihren Familien, auf die Stadt und ihre Umgebung sind absehbar katastrophal. Es steht dem Präsidenten des Verbandes DIE PAPIERINDUSTRIE e. V. nicht gut zu Gesicht, ausgerechnet die älteste Papierfabrik Europas, die am gleichen Standort produziert, als Bauernopfer für das Missmanagement der letzten Jahre den Banken zu präsentieren. Der Standort ist nach wie vor profitabel. Wir werden hart für unsere Mitglieder und die Beschäftigten kämpfen.“
Sollte es zu einer Kundgebung vor dem Werkstor kommen müssen, haben Beschäftigte aus den anderen Regionen der Firma aus Solidarität bereits ihre Teilnahme zugesagt.
Die Papierfabrik in Penig gilt als älteste produzierende Papierfabrik Deutschlands. Bislang wurde dort Dekorpapier für Möbel und Innenausstattungen produziert. Die Fertigung soll nun auf andere Standorte verlagert werden.
Auch in der Produktionsstätte in Weißenborn, Mittelsachsen, (ca. 700 Beschäftigte) herrscht Unruhe. Das Unternehmen plant eine strategische Neuausrichtung des Produktportfolios, der an die 150 Stellen zum Opfer fallen sollen.
Boris Loew: „Mit dieser sogenannten „globalen Zukunftsstrategie“ trifft es wieder voll den Osten des Landes. Anstatt die Industrie im Osten zu stärken und gute Arbeit zu sichern, wird einfach ein Werk geschlossen. Umso mehr empfinden wir es als Hohn, wenn heute noch auf der Homepage der Firma Mitarbeiter für die Produktion am Standort Penig gesucht werden und eine wertschätzende Unternehmenskultur, in der beide Seiten ihr Bestes geben, angepriesen wird. Dem Unternehmen fehlt wohl total der Überblick….!“
Pressekontakt:
Karin Aigner, Pressesprecherin IGBCE Landesbezirk Nordost
Mobil: +49 172 45 01 515, lb.nordost@igbce.de
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Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie hat im Landesbezirk Nordost rund 80.000 Mitglieder.