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Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention (ADP) e. V.

Gefährliches Halbwissen zu Solarium und Vorbräunen sollte nicht in öffentlich-rechtlichen Medien verbreitet werden

Buxtehude (ots)

"Also Münzmallorca [gemeint ist das Solarium] ist ohne UV-B. Warum ist das wichtig? Sie haben dadurch grundsätzlich niedrigeres Hautkrebsrisiko, also im Solarium ist das Hautkrebsrisiko, insbesondere für das Maligne Melanom, deutlich geringer." Mit diesem Satz beantwortet der medizinische Mikrobiologe und Virologe Professor Alexander Kekulé am Ende der 29. Folge des MDR Nachrichtenformats: Kekulés Gesundheits-Podcast eine Hörer:innenfrage zum Zusammenhang von Solariumnutzung und Hautkrebs. Mit dieser Einschätzung steht Herr Kekulé national und international alleine da.

Die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte sowohl die natürliche als auch die künstliche UV-Strahlung bereits 2009 in die höchste Kategorie krebserregender Faktoren ein. Zum Vergleich: UV-Strahlung steht nach dieser international gültigen Einstufung für Hautkrebs auf gleicher Stufe mit z.B. Asbest und Tabak für Lungenkrebs.

Vor diesem Hintergrund wurde auch im Rahmen der Aktualisierung der S3-Leitlinie "Prävention von Hautkrebs" des Leitlinienprogrammes Onkologie (LO) unter Beteiligung von 44 Fachgesellschaften zuletzt 2021 die Situation der UV-Exposition durch künstliche Quellen systematisch analysiert. Unter Einbezug und interessenkonfliktfreier Beurteilung der aktuellen Studienlage kommt die Leitliniengruppe zu dem Rückschluss, dass das Risiko des Auftretens von Malignen Melanomen bei Solariumnnutzer:innen im Vergleich zu Nicht-Solariumnutzer:innen erhöht ist und mit der Häufigkeit der Solarienbesuche ansteigt. Daher wurde die evidenzbasierte Empfehlung ausgesprochen, dass die Nutzung von Solarien vermieden werden soll, um das Risiko für die Entstehung von Hautkrebs (insbesondere des Malignen Melanoms) zu reduzieren.

Der Dermatologe und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention (ADP) e.V. - Prof. Dr. Eckhard Breitbart - findet klare Worte: "Ein Verzicht von UV-B Strahlung in Solariengeräten würde dem Bräunungsergebnis in Optik und Haltbarkeit entgegenstehen. UV-A Strahlung allein sorgt für eine grau-braune Sofortpigmentierung, die nur wenige Stunden anhält. Eine Sonnenbank strahlt im UV-Bereich genau so stark wie die Äquatorsonne mittags um 12:00 Uhr bei wolkenlosem Himmel. Jede einzelne Solariumsession erhöht das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken und zwar für alle Hautkrebsarten."

Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen kommt Herr Kekulé in Bezug auf das Vorbräunen vor dem Urlaub zu der Einschätzung: "Eine Kombination aus Solarium und hier mal in die Sonne gehen kann was bringen im Sinne einer Abhärtung oder Vorbräunung für die spätere Situation im Süden." Diese Äußerung kommt nach Meinung des Dermatologen einer Empfehlung zum Vorbräunen gleich und kann so nicht in die Öffentlichkeit getragen werden. "Eine Immunisierung durch UV-Exposition ist gegenüber UV-Strahlung nicht zu erreichen. Hautkrebs ist keine Grippe. Beim Vorbräunen, egal ob im Solarium oder in der Sonne, erwirbt man bereits vor dem Urlaub im Süden eine hohe Schädigung des Erbgutes, um einen ohnehin nicht ausreichenden Eigenschutz der Haut zu erreichen. Sämtliche Expert:innen raten sehr konsequent davon ab.", so Breitbart.

Der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung aller Arten von Hautkrebs ist die UV-Strahlung. Hautkrebs ist mittlerweile die häufigste Krebserkrankung in Deutschland. Nach aktuellen Hochrechnungen des Krebsregisters Schleswig-Holstein erkranken in Deutschland jedes Jahr mehr als 300.000 Menschen neu daran. Diese Entwicklung wird durch klimatische Veränderungen, insbesondere durch die Erhöhung der durchschnittlichen jährlichen Sonnenscheindauer, sowie durch längere Lebenserwartungen und einer damit einhergehenden gesteigerten UV-Belastung im Lebensverlauf noch weiter verstärkt werden. Bereits in den letzten 20 Jahren sind die Fallzahlen für Hautkrebs insgesamt um etwa 70% gestiegen, für das Maligne Melanom um 40%. Es steht also zu befürchten, dass die Hautkrebszahlen noch weiter steigen werden, wenn das Bewusstsein für angemessenen UV-Schutz in allen Lebenslagen innerhalb der Bevölkerung nicht deutlich zunimmt.

Vor diesem Hintergrund hat sich die Nationale Versorgungskonferenz Hautkrebs (NVKH), vertreten durch die vier Fachgesellschaften: Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG), Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BvDD), Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie (ADO) und Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention (ADP) e.V., bereits an die zuständige Redaktion des MDR gewandt. Bisher ohne Reaktion.

"Wir können nicht riskieren, dass sich verharmlosende und falsche Aussagen in Bezug auf die Gefährlichkeit von UV-Strahlung, Solarienbesuchen und Vorbräunen innerhalb der Bevölkerung verbreiten und festsetzen.", resümiert Breitbart.

Die gesamte Argumentation der NVKH: https://www.unserehaut.de/de/blog/2023/faktencheck-solarium-und-vorbraeunen.php

Pressekontakt:

Henriette Bunde
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention e.V. (ADP)
Tel.: (040) 209 13 134
E-Mail: bunde@unserehaut.de
Web: www.unserehaut.de

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