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Vier Pfoten - Stiftung für Tierschutz

Vier Pfoten e.V. beruft eine Expertenkommission zur Kampfhunde-Problematik ein, fordert nationale Harmonisierung der Hundeverordnung und die Einsetzung von Sonderkommissionen "Hundekampf"

Hamburg (ots)

Heute vor einer guten Woche starb der sechsjährige
türkische Vorschüler Volkan auf tragische Weise durch den Angriff
zweier gefährlicher Kampfhunde. Der internationale Tierschutzverein
VIER PFOTEN ist zutiefst betroffen; in der Zwischenzeit hat er eigene
Positionen hinterfragt und die jetzt hektisch verabschiedeten
Maßnahmen der Freien und Hansestadt Hamburg überprüft. Das Ergebnis
ist erschreckend.
Der Unfall des kleinen Volkan wäre leicht zu vermeiden gewesen,
wenn die zuständigen Behörden schon wesentlich früher reagiert hätten
und dem mehrfach vorbestraften türkischen Hundebesitzer Ibrahim K.
die bewußt auf Aggression ausgebildeten Tiere abgenommen hätte. Die
Handhabe dafür hätte allein schon das deutsche Tierschutzgesetz
gegeben, wo es gemäß § 3, Absatz 8a längst verboten ist, "Tiere zu
einem aggressiven Verhalten auszubilden oder abzurichten". Es ist
ersichtlich, daß konkreter Tierschutz automatisch echter
Menschenschutz ist - doch wie so oft war auch im vorliegenden Fall
des Ibrahim K. der Tierschutz ein unwichtiges Rechtsgut, für das sich
keine Behörde zuständig fühlt.
Der stark in die Hamburger Hundekampf-Szene involvierte Ibrahim K.
zeigt auf drastische Art, warum Tierschützer schon seit Jahren in
ganz Europa fordern, das Problem der illegalen Hundekämpfe, bei denen
es zum Teil um fünf- bis sechsstellige Beträge geht, endlich als
organisierte Kriminalität ernst zu nehmen und bei den
Ermittlungsbehörden entsprechende SOKOS einzurichten. Für diese
Hundekämpfe werden hauptsächlich Pitbull-Welpen aus osteuropäischen
Blutlinien-Zuchten importiert und vor allem von jungen Türken und
Albanern scharf gemacht. Da Hunde im Islam minderwertige Tiere sind,
können diese Jungerwachsenen ohne "falsche Gefühlsduselei" die Hunde
quälen und so zu wahren Bestien umerziehen.
Das Ganze ist für diese jungen Männer ein lukratives Geschäft -
beim Verkauf eines scharfen Tieres an die professionelle
Hundekampf-Szene erzielen sie nach einem Jahr einen Preis, der um das
Zehnfache höher liegt als jener Preis, den sie an der
deutsch-polnischen Grenze für den Welpen bezahlten. Doch trotz des
tragischen Ereignisses vor einer Woche gibt es in Hamburg nach wie
vor keine SOKO Hundekampf. Nach wie vor weigern sich die Hamburger
Behörden, Hundekämpfe nicht nur als privates Randproblem
wahrzunehmen. Damit muß endlich Schluß sein, der VIER PFOTEN e.V.
fordert die zuständigen Behörden ultimativ auf, endlich entsprechend
aktiv zu werden. Sollte dies binnen Monatsfrist nicht erfolgen,
werden wir entsprechende juristische Schritte überprüfen.
Tödliche Unfälle mit Hunden wird es in Hamburg leider auch in
Zukunft geben, denn die vorliegende, bei den Bayern abgeschriebene
Hundeverordnung ist bei weitem keine Gefahrenabwehr. Rassenbezogene
Maßnahmen gehen am eigentlichen Problem "Gewaltbereitschaft in der
Gesellschaft" vorbei und führen nur zu Problemverlagerungen und nicht
zu Problemlösungen. Es werden einfach Hunde anderer Rassen sein, die
töten.
Dies zeigt auch die Entwicklung in Frankreich. Dort sind Pitbulls
als Waffen eingestuft und für den unkontrollierten Umgang verboten -
die Hundekampfszene und die Streetgangs der Vorstadt-Ghettos sind
einfach auf die noch legalen Riesenschnauzer umgestiegen und erziehen
diese nun zu Mörderbestien. Auch fragen wir uns, wieso z.B. der
Rhodesian Ridgeback in Bayern als gefährliche Rasse eingestuft wird,
in Hamburg aber noch nicht einmal erwähnt ist. Sind es die
klimatischen Unterschiede, wieso er an einem Ort gefährlich sein soll
und an einem anderen nicht?
Es gibt keine gefährlichen oder ungefährlichen, keine lieben oder
bösen Hundrassen. Es gibt nur Hunde, die alle ein natürliches
Aggressionspotential besitzen. Der Unterschied liegt allein in der
Auswirkung einer Beißattacke - und die ist abhängig von der Größe
eines Hundes. Der Angriff eines Dackels verläuft in Kniehöhe halt
weniger lebensbedrohlich als der eines Rottweilers, der locker die
Kehle eines Menschen erreichen kann. Hunde stammen allesamt vom
jagenden und tötenden Raubtier Wolf ab, d.h. Aggressionsbereitschaft
gehört ebenso zu ihrem Wesen wie der Hang zum absoluten Gehorsam -
Wölfe leben als Rudeltiere naturgemäß in autoritären Strukturen mit
Artgenossen, beim Hund ersetzt der Mensch diese Artgenossen.
Skrupellose Zeitgenossen wie Ibrahim K., der für seine Tat
hoffentlich hart bestraft wird, nutzen diese Wesensmerkmale
gewinnbringend aus - zum Schaden von Mensch und Tier. Dies gilt es zu
bekämpfen - und nicht die Tiere!
Einen guten Weg schlägt derzeit, nach Ansicht des Vier Pfoten
e.V., das Land Nordrhein-Westfalen ein, wo man für alle Rassen über
40 cm Stockmaß und 20 Kilo Gewicht einen Hundeführerschein einführen
will - nur das ist der Weg, der einer echten Gefahrenabwehr dient.
Dies fordern Tierschützer schon seit Jahren, ebenso wie ein
Heimtierzuchtgesetz, Meldepflicht, Versicherungszwang, Import- und
Zuchtverbote.
Der Vier Pfoten e.V. lehnt es allerdings ab, nun alle Hunde,
welcher Rasse auch immer, pauschal als Bestien abzuurteilen und aus
dem Verkehr ziehen zu wollen. Solche aus Panik und schlechtem
Gewissen von Politikern erlassenen Gesetze sind, wie aufgezeigt,
kontraproduktiv und wenig hilfreich. Ganz im Gegenteil - mittlerweile
macht sich in unserer Gesellschaft eine Stimmung der Lynchjustiz
breit. Hundebesitzer werden bedroht und mit Steinen beworfen, sich
durch die Politik bestätigt sehende Tierhasser schlagen erbarmungslos
zu und zeigen deutlich auf, wo das Kernproblem liegt: Der Verlust an
Achtung vor dem Leben und die wachsende Gewaltbereitschaft in unserer
Gesellschaft, der sich zu stellen unsere in Legislaturperioden
denkenden Politiker zu feige sind. Denn wer sagt seinem Wähler schon
gerne, daß unsere Ellenbogen-Gesellschaft eventuell in einer
Sackgasse angekommen ist?
Es ist dringend geboten, eine nationale Harmonisierung zur Lösung
des Problems mit aggressiven Hunden voran zu bringen. Derzeit ist es
so, daß ein Hundebesitzer je nach dem, im welchem Bundesland er sich
aufhält, unterschiedlichste Hundeverordnungen berücksichtigen und so
zu einem wandelnden Lexikon werden muß. Dies trägt nicht gerade zu
einem Problem- und Rechtsbewußtsein bei. Deshalb ist die
Bundesregierung gefordert, hier für Rechtsklarheit zu sorgen. und
nicht nur teure, aussagelose Gutachten zu Qualzüchtungen zu
veröffentlichen.
Ähnlich verhält es sich auf europäischer Ebene. Die Problematik
mit gefährlichen Hunden kann nur unter Einbeziehung der
Nachbarstaaten auf EU-Ebene effektiv gelöst werden. Denn wenn es
wirklich um kontrollierbare Importverbote u.ä. geht, bringen
nationale Alleingänge nichts. Unterschiedliche Bestimmungen zu Zucht,
Ausbildung und Haltung würden nur den kriminellen Graubereich
unterstützen und zu einem grenzenlosen Zuchttourismus führen.
Deshalb haben die VIER PFOTEN eine unabhängige internationale
Experten-Kommission eingerichtet, die zunächst ohne Involvierung
staatlicher Stellen arbeitet und sich aus Kynologen, Hundeverbänden,
Tierschützern, Tierärzten, Juristen, Psychologen und Pädagogen
zusammensetzt. Ihre Mitarbeit zugesagt haben bisher Prof. Dr. Hermann
Bubna-Littitz, Canidenexperte am Inst. für Physiologie, Vet. Med. Uni
Wien, Dr. Anton Tölk, Psychotherapeut, Dr. Michael Kreiner, Präsident
des Österreichischen Kynologenverbandes, Udo Trumler, Hundeexperte,
Gert Haucke, Schauspieler, Schriftsteller und Hundeexperte und der
Rechtsanwalt Dr. Josef Unterweger.
Ziel dieser Kommission ist, binnen sechs Monaten konkrete,
wirklich gefahrenabwehrende Gesetzesentwürfe, lösungsorientierte
Prüfungsverordnungen etc. vorzubereiten, die dann in europäisches und
nationales Recht umgesetzt werden können.
Darüber hinaus prüft der VIER PFOTEN e.V. derzeit ob es möglich
ist, einen im Rahmen des Vier
Pfoten-Streunerhunde-Kastrationsprojektes in Bukarest stationierten
OP-Bus samt Tierärzten nach Deutschland zu bringen und hier
kostenlose Kastrationen bzw. Sterilisationen anzubieten. Parallel
dazu projektiert der VIER PFOTEN e.V. einen Hundeschutzhof nahe
Hamburg, der als Aufnahme- und Resozialisierungsstation,
Ausbildungszentrum für Hunde und Halter, kostenlose Kastrationsklinik
und als Freilaufzonen-Park arbeiten soll. Erste Kalkulationen gehen
vom einem Kapitalaufwand von circa zwei Millionen DM aus - Sponsoren
und Großspender sind also gern gesehene Projektpartner.
Gerne stellt der VIER PFOTEN e.V. interessierten Journalisten und
Bürgern sein achtseitiges Positionspapier zur Verfügung, in dem wir
unsere Vorstellungen zur Lösung des Problems mit aggressiven Hunden
im Sinne einer echten Gefahrenabwehr konkretisieren.
Dieses Positionspapier finden Sie auch auf unserer Homepage
www.vier-pfoten.de in der Rubrik Hot-Spot.
Als Gesprächspartner steht Ihnen unser Kampagnen- und Projektleiter
Tom Haubrich unter der Rufnummer
040 / 399 249-40 oder 0171 / 490 48 29 jederzeit gerne zur Verfügung.

Original-Content von: Vier Pfoten - Stiftung für Tierschutz, übermittelt durch news aktuell

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