Advocard Rechtsschutzversicherung AG
Deutschlands großer Streitatlas
Zoff im Verkehr ist eine Männerdomäne
Hamburg (ots)
- Hamburg und Bremen streiten am häufigsten zu "Verkehr & Mobilität" - Knapp drei Viertel der Streitigkeiten gehen von Männern aus - Zahl junger Streithähne nimmt deutlich zu
In den Hansestädten Hamburg und Bremen gibt es am häufigsten Streit im Straßenverkehr. "Deutschlands großer Streitatlas" der ADVOCARD Rechtsschutzversicherung zeigt: Im Jahr 2012 gab es in Hamburg 9,8 Streitfälle pro hundert Einwohner rund um das Thema "Verkehr & Mobilität"; in Bremen lag der Wert mit 9,7 knapp dahinter. Berlin - in der allgemeinen Streitlust auf Platz eins - liegt beim Thema Verkehr lediglich auf Platz fünf (9,0 Streitfälle pro hundert Einwohner). Am friedfertigsten im Straßenverkehr ist es in den südlichen Bundesländern Bayern (6,6) und Baden-Württemberg (7,2) sowie im hohen Norden mit Schleswig-Holstein (7,4). Dies zeigen die Analysen aus "Deutschlands großem Streitatlas", für den die ADVOCARD Rechtsschutzversicherung bundesweit mehr als eine Million Streitfälle von Privatpersonen ausgewertet hat. Klassische Fälle im Bereich "Verkehr & Mobilität" sind Auseinandersetzungen um Schadenersatz fürs Auto, Ordnungswidrigkeiten und Vertragsstreitigkeiten.
"Beim Thema "Verkehr & Mobilität" ist in Deutschland kein regionaler Schwerpunkt erkennbar", erläutert Anja-Mareen Decker, Leiterin der Rechtsabteilung von ADVOCARD. "Allerdings gehören die drei Stadtstaaten aufgrund des erhöhten Verkehrsaufkommens zu den sechs streitfreudigsten Bundesländern. Unter den Flächenländern landen Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland auf den vorderen Plätzen."
Männer sind bei Streitigkeiten rund ums Auto deutlich in der Überzahl
Eines aber zeigt die Analyse ganz deutlich: Streitigkeiten rund um das Auto sind eine echte Männerdomäne. Die männlichen Verkehrsteilnehmer stritten beinahe dreimal so oft wie die weiblichen (74 zu 26 Prozent). Die Frauen holen aber leicht auf - in den Jahren 2002 und 2009 war der Unterschied noch gravierender. Deutlich stärker wächst der Anteil junger Menschen zwischen 18 und 35 Jahren an den Streitigkeiten rund um "Verkehr & Mobilität". 2012 waren sie in mehr als jeden vierten Streit verwickelt - ein Sprung um das Fünffache gegenüber 2002.
Am intensivsten streitet sich jedoch nach wie vor die Altersgruppe der 46- bis 55-Jährigen. "Diese Gruppe übernimmt während des ausgewerteten Zeitraums konstant die Poleposition", erläutert Decker. "Dagegen lassen die Streitigkeiten mit Beteiligung der älteren Autofahrer ab 56 Jahren deutlich nach." Lag ihr Anteil 2002 noch bei 34,2 Prozent, so ist er bis 2012 auf 19,7 Prozent gesunken. Der Anteil der Streitigkeiten von Personen ab 66 Jahren sank innerhalb von zehn Jahren gar um die Hälfte von 12,2 auf 6,1 Prozent.
Gestritten wird gern um Schadenersatz für das geliebte Auto
Von wegen kleiner Blechschaden: In knapp 40 Prozent der Fälle liegt der Streitwert bei mehr als 2.000 Euro, in jedem dritten Streit zwischen 2.000 und 10.000 Euro. Zudem dauern die Streitigkeiten verhältnismäßig lange. Fast zwei Drittel der Fälle (63,6 Prozent) dauern länger als ein halbes Jahr, mehr als 35 Prozent sogar länger als ein Jahr. "Deutschlands großer Streitatlas" zeigt: Nur 8,7 Prozent der Streitigkeiten sind in weniger als drei Monaten erledigt. Anja-Mareen Decker: "Bei einem Verkehrsunfall sehen sich viele Beteiligten häufig im Recht - frei nach dem Motto: Schuld sind die anderen. Daher dauert der folgende Streit dann auch umso länger. Zudem führt ein Unfall nicht immer nur zu Sachschäden, sondern häufig auch zu Verletzungen der Beteiligten. Und dann wird es teuer."
Tabellen & Details "Deutschlands großer Streitatlas": Verkehr & Mobilität
Die hanseatische Zurückhaltung gilt im Straßenverkehr offenbar nicht: Bremer und Hamburger zeigen sich im Straßenverkehr besonders streitlustig. Auch Deutschlands dritter Stadtstaat - Berlin - findet sich unter den sechs streitfreudigsten Bundesländern beim Thema "Verkehr & Mobilität". Die regionale Verteilung der Streitigkeiten ist sehr ausgewogen, Schwerpunkte finden sich kaum. So sind die friedlichsten Verkehrsteilnehmer tief im Süden und hoch im Norden zu finden. Die Bayern sind beim Thema Verkehr am friedlichsten - gefolgt von Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein.
Die streitlustigsten Bundesländer beim Streitfälle pro 100 Einwohner Thema Verkehr & Mobilität 2002 2009 2012 1. Hamburg 9,2 9,6 9,8 2. Bremen 9,2 9,7 9,7 3. Brandenburg 11,7 10,0 9,2 4. Mecklenburg-Vorpommern 12,4 11,1 9,1 5. Saarland 11,7 10,5 9,0 5. Berlin 11,1 9,6 9,0 5. Nordrhein-Westfalen 9,7 9,6 9,0 8. Sachsen 11,1 9,2 8,8 9. Hessen 8,7 8,3 8,1 10. Sachsen-Anhalt 10,7 9,2 8,0 11. Niedersachsen 8,6 8,4 7,9 11. Rheinland-Pfalz 9,3 8,3 7,9 11. Thüringen 11,1 8,9 7,9 14. Schleswig-Holstein 8,7 7,5 7,4 15. Baden-Württemberg 8,3 7,5 7,2 16. Bayern 8,0 6,9 6,6 Durchschnitt 10,0 9,0 8,4
Streitigkeiten rund um das Thema Verkehr sind eine Männerdomäne. 2012 waren in 74 Prozent der Fälle Männer beteiligt und nur in 26 Prozent Frauen. Allerdings haben die Frauen über die Jahre aufgeholt.
Geschlecht Anteil an Streitfällen im Bereich Anteil an allen Verkehr & Mobilität in Prozent Streitfällen (2012) 2002 2009 2012 Mann 76,2 74,3 74,0 68,1 Frau 23,8 25,7 26,0 31,9
Die 46- bis 55-Jährigen sind die Streithähne unter den deutschen Autofahrern. Über die Jahre sinkt jedoch ihr Anteil. Dagegen sind immer mehr junge Menschen in Streitigkeiten im Straßenverkehr verwickelt. Im vergangenen Jahr waren bei mehr als jedem vierten Streit Menschen im Alter zwischen 18 und 35 Jahren beteiligt. Dagegen werden die älteren Verkehrsteilnehmer offenbar milder. Lag der Anteil der Menschen ab 56 Jahren an den Streitigkeiten 2002 noch bei knapp einem Drittel, so sank er 2012 auf 19,7 Prozent.
Altersgruppe Anteil an Streitfällen im Bereich Anteil an allen Verkehr & Mobilität in Prozent Streitfällen (2012) 2002 2009 2012 18 bis 25 Jahre 0,03 0,8 3,7 2,1 26 bis 35 Jahre 5,3 18,6 22,1 17,4 36 bis 45 Jahre 27,4 26,5 25,6 25,1 46 bis 55 Jahre 33,1 30,4 28,9 29,3 56 bis 65 Jahre 22,0 15,9 13,6 16,8 66 Jahre und mehr 12,2 7,7 6,1 9,3
In nahezu 40 Prozent der Fälle geht es um Summen von mehr als 2.000 Euro. Vergleicht man jedoch die Zahlen der verschiedenen Jahre, zeigt sich, dass die Streitwerte stetig steigen. Mittlerweile geht es bei mehr als jedem fünften Streit um Werte ab 4.000 Euro. 2002 war das nur bei rund jedem sechsten Streit der Fall.
Streitwert in Euro Anteil der Streitfälle im Bereich Anteil aller Verkehr & Mobilität in Prozent Streitfälle (2012) 2002 2009 2012 1 bis 2.000 67,1 63,5 60,6 62,3 2.001 bis 4.000 15,9 16,3 17,7 11,6 4.001 bis 10.000 12,0 14,2 15,7 15,1 10.001 bis 50.000 4,7 5,6 5,4 9,0 50.001 bis 100.000 0,3 0,3 0,3 1,2 100.001 bis 999.999 0,1 0,2 0,2 0,9
Streitereien zum Thema "Verkehr & Mobilität" dauern im Schnitt länger als andere Zwistigkeiten. Nur 8,7 Prozent der Fälle können nach bis zu drei Monaten beigelegt werden. Im Bereich "Verkehr & Mobilität" ziehen sich deutlich mehr als die Hälfte der Streitigkeiten zwischen sechs Monaten und zwei Jahren hin.
Streitdauer Anteil der Streitfälle im Bereich Anteil aller Verkehr & Mobilität in Prozent Streitfälle (2012) 2002 2009 2012 Bis 3 Monate 14,3 11,9 8,7 12,4 3 Monate bis 6 Monate 23,1 26,4 27,8 32,8 6 Monate bis 1 Jahr 15,6 32,1 28,5 19,4 1 Jahr bis 2 Jahre 38,4 23,2 28,6 27,7 2 Jahre und mehr 8,7 6,4 6,5 7,7
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