Beziehungshungrig und grenzenlos - Sexuell aggressive Jungen zwischen Hilfe und Sanktion
Köln (ots)
Fachkongress der Kinderschutz-Zentren vom 09.10.-10.10.2003 in München
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass ein Großteil der erwachsenen sexuellen Missbraucher schon als Kinder oder Jugendliche auffällig geworden sind. Die kriminalpolizeiliche Statistik von 2001 belegt, dass bei Sexualstraftaten allgemein der Anteil minderjähriger Tatverdächtigen bei 12,6 % liegt, bei sexuellem Missbrauch von Kindern sogar bei 19,9%, das entspricht etwa einem Fünftel aller Tatverdächtigen.
Jungen, die sexuell auffällig geworden sind, geraten mit den Regeln unserer Gesellschaft in Konflikt. Sie haben die Grenzen eines anderen Menschen verletzt, mitunter auch unter Androhung oder Ausübung von Gewalt.
Wenn wir diese Kinder und Jugendlichen nicht frühzeitig erreichen, so Arthur Kröhnert, Bundesgeschäftsführer der Kinderschutz-Zentren in Deutschland, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sie ihr missbrauchendes Verhalten bis in das Erwachsenenalter fortsetzen.
Wenn wir sie allerdings vorrangig als "Täter" stigmatisieren, die behandelt werden müssen, um andere vor ihnen zu schützen, so Kröhnert weiter, werden wir diesen Jungen nicht gerecht. Die Erfahrungen zeigen, dass ihr sexuell aggressives Verhalten in vielen Fällen vor dem Hintergrund eigener Gewalterfahrungen gesehen werden muss. Von daher geht es darum, sie einerseits deutlich mit Normen zu konfrontieren, ihnen anderseits aber auch entwicklungsfördernde Hilfen anzubieten.
Die Aussicht auf Erfolg kann um so größer eingeschätzt werden, wenn die Jugendhilfe so früh wie möglich interveniert und entsprechende Angebote bereit hält. Hierfür ist ein gemeinsames Handeln von staatlichen Institutionen, Schule und Elternhaus erforderlich, um eine Verfestigung ihres missbräuchlichen Verhalten zu verhindern.
Vom 9.-10. Oktober diskutieren 250 Experten, unter ihnen u.a. JuristInnen, MedizinerInnen, JugendpsychiaterInnen und MitarbeiterInnen der Jugendhilfe aus Deutschland und dem deutsch-sprachigen Ausland über gemeinsame Strategien, über fachliche Grenzen und Vorbehalte der jeweiligen Professionen hinaus.
Arthur Kröhnert: "Ohne eine gemeinsame Anstrengung und eine den Anforderungen entsprechende professionelle Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe, Ermittlungsbehörden, Schule und Elternhaus werden wir dem zunehmenden Problem von sexuell auffälligem Verhalten im Kinder- und Jugendbereich nicht gerecht, ein Problem, dass übrigens immer häufiger auch weibliche Jugendliche betrifft, nicht nur als Opfer, sondern auch als Täterinnen."
Der bundesweite Kongress der Kinderschutz-Zentren ist Bestandteil des Aktionsplans der Bundesregierung zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor sexueller Gewalt und sexueller Ausbeutung. Aus diesem Grund wird auch Bundesjugendministerin Renate Schmidt zu den Tagungsteilnehmerinnen und Teilnehmern sprechen.
Pressegespräch am 10.10.2003 um 10.30 Uhr in München BIZ - Arbeitsamt München Kapuzinerstr. 30 Raum: 0198
TeilnehmerInnen: u.a. Renate Schmidt Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Paula Honkanen-Schoberth Vorstand - Die Kinderschutz-Zentren
Heidrun Kaspar 1. Vorsitzende des DKSB OV-München
Weitere Informationen zum Kongress: www.kinderschutz-zentren.org/beziehungshungrig
Pressekontakt:
Arthur Kröhnert
Bundesgeschäftsführer
Die Kinderschutz-Zentren
Spichernstr. 55
50672 Köln
Tel.: 0221/56975-3
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Fax: 0221/56975-50
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